Verkehrsbehörde präsentiert Maßnahmen zur Lösung des Stauproblems


Lange Autoschlangen auf der Nordautobahn sind nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Foto: Moisés Pérez

Einige der Pläne könnten noch in diesem Jahr in Auftrag gegeben werden

Teneriffa – Das Stauproblem auf den beiden Autobahnen Teneriffas, der TF-5 im Norden und der TF-1 im Süden, nimmt weiter zu. Täglich leiden Berufspendler, Schüler, Studenten, aber auch ganz allgemein die Bevölkerung, an der Verstopfung der beiden wichtigsten Verkehrsadern. Zu den Hauptverkehrszeiten ist ein Stau nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel, und der Unmut unter der Bevölkerung wächst. Inselpräsident Carlos Alonso richtete sich dieser Tage sogar an den Regierungschef Mariano Rajoy und forderte ihn auf, doch selbst einmal eine Stunde im Stau zu stehen, wenn er auf dem Weg zum Südflughafen sei.

Seit zwei Jahren arbeitet das Cabildo bereits daran, die Stauprobleme auf den Autobahnen zu verringern. Es wurden schon diverse kleinere Maßnahmen umgesetzt; weitere sind in Arbeit oder in Planung. Für die ganz großen Projekte fehlt es jedoch an den nötigen Mitteln, welche unter anderem der Staat im Rahmen des Straßenbau-Abkommens seit Jahren der Region schuldet.

Nun schaltete sich die Verkehrsbehörde DGT ein und unterbreitete Guillermo Díaz Guerra, dem Vertreter der Zentralregierung in der Provinz, ihre Ratschläge zur Verbesserung der angespannten Verkehrssituation, die aufgrund des eingeschränkten Gebietes, der teilweise obsoleten Infrastrukturen und der hohen Fahrzeuganzahl aufgrund der wirtschaftlichen Erholung kurz vor dem Kollaps steht.

Die Experten des Verkehrsamtes legten den Schwerpunkt auf die problematischen Anschlussstellen, beispielsweise am Nordflughafen oder am Knotenpunkt Südautobahn–Santa María del Mar–Añaza, und sprachen sich dafür aus, diese grundlegend zu verändern. An einigen Anschlussstellen sollten die Fahrspuren erweitert werden, um Rückstaus auf die Autobahn zu verhindern, wie bei Las Chafiras oder San Isidro. Als problematisch wird auch die Anschlussstelle und der Kreisverkehr von Padre Anchieta angesehen, wo die DGT für die Installation von Fußgängerbrücken und Ampeln plädiert.

Für eine der wichtigsten Maßnahmen auf der Nordautobahn halten die Verkehrsexperten den Bau eines Busfahrstreifens, dessen Umsetzung derzeit von dem Abschluss des Straßenbauabkommens mit dem Staat abhängt. Es sollen zusätzlich zwei reversible Busfahrspuren auf der TF-5 angelegt werden, allerdings ist noch fraglich, wie dies auf dem schmalen Abschnitt der Autobahn zwischen Guamasa und Los Realejos umgesetzt werden könnte.

Neben einer erheblichen Verbesserung der Anschlussstellen sehen die Experten es für erforderlich an, die Nutzung des öffentlichen Transports zu fördern. Um die Bevölkerung zum Umstieg auf den Bus zu motivieren, sollten die Fahrzeiten, die Haltestellen und die Preise angepasst werden, so die DGT.

Weiterhin plädieren die Verkehrsexperten für eine Verbesserung der Beschleunigungs- und Abbremsspuren, die von der DGT oftmals als zu kurz angesehen werden.

Nach dem Treffen erklärte Díaz, teilweise handele es sich um kleinere Maßnahmen, die noch in diesem Jahr in Auftrag gegeben werden könnten.

Cabildo-Präsident Carlos Alonso begrüßte, dass sich die DGT nach langer Zeit endlich zur Lösung des Stauproblems einbringe. Alle Ratschläge seien willkommen, so Alonso, der darauf hinwies, dass das Cabildo schon mehrere der vorgeschlagenen Maßnahmen begonnen habe, wie die Verbesserung des Kreisverkehrs von Padre Anchieta in La Laguna, an dem seit zwei Jahren gearbeitet wird.

Weitere Vorhaben oder Ansätze

Seit Jahren läuft bereits die Lösungssuche für das Stauproblem auf der Insel. Neben den von der DGT vorgeschlagenen Maßnahmen wurden folgende Projekte in Angriff genommen oder standen bzw. stehen zur Debatte:

Die Umgehungsstraße West zwischen Guamasa und El Rosarito (Landstraße des Inselsüdens) ist bislang an den hohen Baukosten gescheitert und daran, dass die das Hauptstadtgebiet meidende Straße durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet angelegt werden müsste und Landschaft und Umwelt schädigen könnte.

Die Umgehungsstraße Nord zwischen San Andrés und Guamasa über die außerhalb gelegenen Ortsteile von Santa Cruz und La Laguna wird aus denselben Gründen nicht begonnen.

Die Schließung des Inselstraßenringes im Nordwesten der Insel, also die Fertigstellung des Abschnittes zwischen El Tanque und Santiago del Teide, und die Verbesserung des Abschnittes zwischen Los Realejos und Icod, würde den Verkehrsfluss erleichtern, verzögert sich jedoch wegen der Kosten und der Umweltauswirkungen.

Die seit 20 Jahren laufenden Pläne, sowohl im Süden als auch im Norden eine Zugstrecke zu bauen, sind bislang an den hohen Kosten von mehr fünf Milliarden Euro gescheitert. Diese Züge würden die Autobahnen enorm entlasten.

Bei der Erweiterung der TF-1 und der TF-5 um eine dritte Fahrspur in jede Richtung, und zwar zwischen dem Südflughafen und Las Américas bzw. zwischen Guamasa und dem Nordflughafen, handelt es sich um finanziell realisierbare Projekte, die im Rahmen einer verbesserten Wirtschaftslage vielleicht in naher Zukunft umgesetzt werden.

Die Unterführung der Nordautobahn im Gebiet von La Laguna wird immer wieder angesprochen, ist bislang jedoch nicht ernsthaft ins Auge gefasst.

Der Bau eines neuen Kreisverkehrs bei Armeñime zur Entfernung des Nadelöhrs zwischen Südautobahn und Landstraße TF-47 wurde dieser Tage in Auftrag gegeben.

Bislang wurde der Vorschlag abgelehnt, dass die Universität von La Laguna die Vorlesungszeiten auf den Vormittag verteilen sollte.

Einmal fertiggestellt, soll das Nordkrankenhaus in Icod den Patientenstrom zum Universitätskrankenhaus La Laguna mindern.

Zur Förderung der vermehrten Nutzung des öffentlichen Transports und von Mitfahrgelegenheiten verfolgt das Cabildo mehrere Initiativen, darunter das Pilotprojekt einer entsprechenden App, die derzeit von 400 Mitarbeitern getestet wird.

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