Verletzter Wal durch Euthanasie erlöst


Der Grindwal wirkt aus der Perspektive dieses Bildes recht groß, dabei handelte es sich um ein junges Weibchen, das aufgrund seines Alters noch von der Mutter begleitet wurde und etwa zweieinhalb Meter lang war. Foto: francis pérez

Bei der Kollision mit einer Schiffsschraube wurde dem Tier die Schwanzflosse fast vollkommen vom Körper abgetrennt

Teneriffa – Veterinäre der Wildtierauffangstation La Tahonilla haben ein junges Grindwal-Weibchen, das schwer verletzt vor der Küste von Adeje gesichtet wurde, durch eine Euthanasie von seinem Leiden erlöst. Das Jungtier war offenbar von einer Schiffsschraube erfasst worden, und seine Schwanz­-flosse war nahezu komplett durchtrennt.

Mitarbeiter der Universität Las Palmas, die an der Küste eine Zählung der Meeressäuger zu Forschungszwecken durchführten, und der Unterwasserfotograf Francis Pérez hatten das verletzte Tier gesichtet und die Behörden benachrichtigt.

Für das Veterinärteam von La Tahonilla stellte die Aktion eine wahre Herausforderung dar, wie Santiago Mayans, der Leiter der Einsatzgruppe, der Nachrichtenagentur EFE mitteilte. Der Wal konnte mit einem Netz gefangen werden, weil er durch seine schreckliche Verletzung behindert war. So konnten die Veterinäre von einem kleinen Boot aus die Betäubung vornehmen. Da das Tier derart schlimme Verletzungen hatte, dass es nicht überlebt hätte, sondern nur qualvoll verendet wäre, wurde es mit einem Euthanasiepräparat eingeschläfert. Santiago Mayans erklärte, dass der Kadaver anschließend bis zur Wildtierauffangstation transportiert wurde, wo ein Team des Instituts für Tierheilkunde der Universität Las Palmas später eine Nekropsie durchführten.

Über den Unfall sagte Santiago Mayans, dass er sich sicher sei, dass er nicht von einem Boot der zugelassenen und legal arbeitenden Walbeobachtungsanbieter verursacht wurde. „Niemand weiß, wer für den Zusammenstoß verantwortlich ist, doch es ist absolut unwahrscheinlich, dass es eines der legalen Walbeobachtungsboote war. Vielmehr ist davon auszugehen, dass es ein Boot war, das nichts mit diesen Ausflugstouren zu tun hat oder ein eines, das illegale Ausflüge durchführt“, erklärte er und fügte hinzu, dass die Walbeobachtung eine „heikle“ Aktivität sei, und wer einen solchen Ausflug buchen möchte, dies unbedingt bei einem zugelassenen und der Qualitäts- und Nachhaltigkeits-Charta des Cabildos angeschlossenen Anbieter tun sollte.

Die meisten der auf Teneriffa zugelassenen Anbieter von Walbeobachtungen, haben die Qualitäts- und Nachhaltigkeits-Charta unterzeichnet, durch die sie sich zu einem „sanften Whale Watching“ verpflichten, was unter anderem bedeutet, dass sie sich den Tieren behutsam nähern und einen Sicherheitsabstand einhalten sowie die Motoren ausschalten.

Blanca Pérez vom regionalen Umweltamt führte anlässlich erschreckend gestiegener Zahlen von Walstrandungen infolge von Zusammenstößen mit Schiffen vor wenigen Tagen ein Gespräch mit Vertretern der zuständigen Stelle beim spanischen Umweltministerium. Ihrem Bericht zufolge weisen im Schnitt 4,6 Wale, die jährlich an die Küste der Inseln gespült werden, Verletzungen auf, die auf Kollisionen mit Schiffen schließen lassen. Doch allein seit Jahresbeginn 2019 seien vier Meeressäuger mit Verletzungen dieser Art angeschwemmt worden. In dem Gespräch wurde beschlossen, von der Seefahrtsbehörde und dem Transportministerium prüfen zu lassen, welche Präventivmaßnahmen in dieser Angelegenheit getroffen werden könnten, bis der endgültige Plan für die Meeresschutzgebiete feststeht.

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