Vernehmung der Infantin Cristina vorläufig vertagt


© EFE

Aufgrund eines Einspruchs der Staatsanwaltschaft

Seit er die Untersuchungen im Fall Iñaki Urdangarin aufgenommen hat, gegen den wegen Korruption und Veruntreuung öffentlicher Gelder ermittelt wird, hatte der Untersuchungsrichter José Castro stets eine Mitschuld der Infantin Cristina ausgeschlossen.

Barcelona – Während der mehr als ein Jahr dauernden Ermittlungen gegen den Schwiegersohn des spanischen Königspaares war er davon ausgegangenen, dass die Ehefrau nicht mehr als eine Statistenrolle gespielt habe (das Wochenblatt berichtete).

Umso größer war die Überraschung in der Öffentlichkeit und die Bestürzung im Königshaus, als der Richter Anfang April mitteilte, die Infantin Cristina sei als Beschuldigte am 27. April zur Vernehmung vorgeladen. Offensichtlich hatten eine Reihe von E-Mails, welche Diego Torres, der ehemalige Sozius von Iñaki Urdangarin und Geschäftsführer des Institutes Nóos, dem Richter Castro übergeben hat, die Sinnesänderung herbeigeführt. Torres will damit beweisen, dass die jüngere Tochter von König Juan Carlos an den Geschäften ihres Mannes beteiligt war, weil sie beispielsweise dem Vorstand der Stiftung Nóos angehörte und Miteigentümerin einer der in den Skandal verwickelten Firmen war. Offenbar konnte der Ex-Sozius dem Untersuchungsrichter verschiedene E-Mails vorlegen, die darauf hindeuten, dass die Infantin möglicherweise doch in die unternehmerischen Entscheidungen ihres Mannes mit einbezogen wurde. Daraufhin leitete Castro Ermittlungen ein und legte das Datum für die Vorladung der Prinzessin fest.

Die Justiz ermittelt damit erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie in einem Korruptionsskandal gegen einen direkten Nachkommen des Königs. Das Königshaus brachte seine Überraschung über die plötzliche Sinnesänderung des Richters zum Ausdruck, wollte jedoch ansonsten keinen Kommentar abgeben. Kronprinz Felipe erklärte einen Tag später bei einem Juristenkongress in Barcelona: „Ihr Richter verdient das allergrößte Vertrauen.“

Berufung eingelegt

Inzwischen hat der Unsuchungstrichter José Castro eingesehen, dass er den Termin für die Vernehmung der Prinzessin wohl verschieben muss, denn der Anti-Korruptions-Staatsanwalt  Pedro Horrach hat gegen die Anklage beim Gericht in Palma de Mallorca Berufung eingelegt. Bevor über diesen Einspruch eine Entscheidung gefallen ist – und das wird höchstwahrscheinlich nicht vor dem 27. April der Fall sein –  kann er keinen neuen Termin nennen. Horrach ist der Meinung, dass sich die Anklage gegen die Prinzessin auf bloße Vermutungen stützt. Er, der während der Untersuchungen im Fall Urdangarin Schulter an Schulter mit Richter Castro gearbeitet hat und mit dem ihn eine Freundschaft verbindet, ist davon überzeugt, dass die Anklage lediglich auf Vermutungen ohne Fundament fußt, die  strafrechtlich nicht relevant sind.

„Die Anklage einer Person aufgrund von Handlungen, die in keiner Weise als strafbar angesehen werden können, ist eine eindeutige Diskriminierung“, legt der Staatsanwalt in seinem 20 Seiten umfassenden Einspruchsschreiben dar. Er zerpflückt Stück für Stück   die Argumente des Untersuchungsrichters. Horrach versucht die 14 Indizien zu „deaktivieren“, mit denen Castro die Tochter von König Juan Carlos anklagt.

Vertrauensverlust

Die Wertschätzung der Bürger für König Juan Carlos ist in den letzten Monaten geradezu in den Keller gerutscht. Das hat eine Umfrage gezeigt, welche die Zeitung El País bei Metroscopia in Auftrag gegeben hatte, noch bevor die Anklage von Prinzessin Cristina bekannt wurde. Zum ersten Mal erhielt der König negative Noten. Die Bewertung fiel wesentlich schlechter aus als im vergangenen Jahr, als die Nachricht über seine Elefantenjagd in Botswana durch die Medien ging. Wie das Umfrageergebnis zeigt, hat der Monarch insbesondere bei den sozialistischen Wählern und bei jungen Menschen an Sympathie verloren. Nur bei Personen über 55 Jahre wird ihm seine Rolle bei der Demokratisierung Spaniens noch zugute gehalten, für jüngere Menschen spielen diese Ereignisse keine Rolle mehr.

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