Verträge mit Plácido Domingo und Zubin Mehta im Visier der Antikorruptionsbehörde


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Österreichische Intendantin des Opernhauses „Palau de les Arts“ wurde vorübergehend verhaftet und suspendiert

Die österreichische Intendantin des valencianischen Opernhauses „Palau de les Arts“, Helga Schmidt, ist von der Regionalregierung Valencias abgesetzt worden, nachdem im Zuge eines umstrittenen Großeinsatzes der Polizei die Räume des Konzerthau­­s­­­­es durchsucht und sowohl Schmidt als auch der Geschäftsführer Ernesto Moreno für einige Stunden festgenommen worden waren.

Valencia – Die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft untersucht unter anderem die Rechtmäßigkeit einer Reihe von Verträgen, die mit dem Opernsänger Plácido Domingo und Stardirigent Zubin Mehta im Verlauf der letzten Jahre abgeschlossen wurden. Bei der Verpflichtung der weltberühmten Künstler soll das vorgeschriebene Prozedere für die Verwendung öffentlicher Gelder nicht eingehalten worden sein.

Helga Schmidt war es in ihren 15 Jahren als Intendantin gelungen, Valencia in den Rang einer Opernmetropole zu erheben. Dazu trugen Auftritte des legendären spanischen Tenors Plácido Domingo bei, dem das „Palau de les Arts“ in sieben Jahren Gagen von insgesamt 984.300 Euro gezahlt hat. Der indische Dirigent Zubin Mehta erhielt in dieser Zeit 5,3 Millionen Euro.

Schon seit sechs Monaten untersuchte die Staatsanwaltschaft Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung des Opernhauses. Nun wurde ein Verfahren wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder, Untreue und Fälschung eröffnet und die Durchsuchung des Opernhauses angeordnet. Sowohl der Präsident der Autonomen Region Valencia, Alberto Fabra, als auch die Beschuldigten selbst bezeichneten den polizeilichen Großeinsatz, mit dem diese umgesetzt wurde, sowie die Verhaftung von Schmidt und Moreno als überzogen.

Der ehemaligen Intendantin wird vorgeworfen, sich über eine von ihr selbst als Teilhaberin betriebene Vermittlungsagentur, die „Patrocini de les Arts“, bei der Beschaffung von Sponsorengeldern und der Verpflichtung von Künstlern bereichert zu haben. Etwa eine halbe Million Euro sollen diesem Unternehmen auf diese Weise zugeflossen sein. Helga Schmidt weist diese Vorwürfe entschieden zurück und beklagt, dass wegen des skandalösenVorgehens der Behörden nun die großen Künstler der Opernszene davor zurückschrecken würden, nach Valencia zu kommen. Die gebürtige Wienerin und der ebenfalls abgesetzte Geschäftsführer Moreno sind wieder auf freiem Fuß, müssen sich jedoch regelmäßig bei der Polizei melden.

Der große Bruder des Auditoriums von Teneriffa

Das Opernhaus von Valencia ist ein beeindruckender Bau, der dazu beigetragen hat, sowohl die Intendantin Helga Schmidt von ihrem vorherigen Wirkungskreis im Royal Opera House in London  in die spanische Provinz zu locken als auch große Künstler für prestigeträchtige Auftritte anzuziehen. Das Opernhaus wurde von dem bekannten spanischen Architekten Santiago Calatrava erbaut, der auch das Auditorium in Santa Cruz entworfen hat, eine Verwandtschaft, die bei der Betrachtung der beiden Gebäude sofort ins Auge fällt.

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