Vom „Zapatero-Effekt“ unberührt


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Welche sozialistischen Politiker sich auf den Kanaren auch nach der Wahlniederlage für die Partei halten konnten

Von der historischen Niederlage der Sozialisten bei den Regional- und Kommunalwahlen am 22. Mai blieben Regionalpolitiker wie La Gomeras Cabildo-Präsident Casimiro Curbelo oder La Matanzas Bürgermeister Ignacio Rodríguez verschont.

Der 22. Mai war für Regierungspräsident José Luis Rodríguez Zapatero ein schwarzer Tag, und mit ihm wurden spanienweit regionale und Ortspolitiker der PSOE abgestraft. Vom sogenannten „Zapatero-Effekt“ unberührt blieben auf den Kanaren allerdings lediglich Parteigenossen, die auf langjährige Amtszeiten und teilweise mehr­malige absolute Mehrheiten zurückblicken können.

PSOE-Bastion La Gomera

Casimiro Curbelo ist seit 1991 Cabildo-Präsident von La Gomera und kann stolz behaupten, die Wahl jedes Mal mit absoluter Mehrheit gewonnen zu haben. Vor der Amtsübernahme in der Inselverwaltung war er Bürgermeister der Hauptstadt San Sebastián. Curbelo ist der amtierende kanarische Politiker mit dem wohl größten Wählerrückhalt und der einzige Cabildo-Präsident, der auch nach dem 22. Mai 2011 mit einer soliden absoluten Mehrheit regiert.

In den sechs Gemeinden, aus denen sich La Gomera zusammensetzt, wählten die Bürger mehrheitlich sozialistisch und so setzte sich die PSOE (die auf den Kanaren den Zusatz PSC – Partido Socialista Canario – im Namen trägt) in drei Gemeinden klar durch (Agulo, Alajeró, Vallehermoso), in zwei Gemeinden steht trotz Stimmenmehrheit eine Koaltion an (San Sebastián, Valle Gran Rey) und nur in einer Gemeinde (Hermigua) gewann die kanarische Coalición Canaria (CC) mit absoluter Mehrheit. Mit diesem Ergebnis kann La Gomera eindeutig als PSOE-Bastion der Kanarischen Inseln bezeichnet werden. Trotzdem war die allgemeine Wahlniederlage der PSOE auch für die Sozialisten auf La Gomera zumindest spürbar. So gab Curbelo zu, dass die nationale politische Stimmung ihren Einfluss auf das Wahlergebnis hatte. Wenn die Menschen in ihrem familiären Umfeld oder bei ihrer Arbeit die dramatische Wirtschaftskrise zu spüren bekämen, von der sie womöglich selbst betroffen seien, dann machen sie dafür die Regierenden verantwortlich, erklärte Curbelo und fügte hinzu, dass auf den Kanaren Zapatero als einziger Schuldiger „gut verkauft“ worden sei.

Immerhin gibt es auf La Gomera Gemeinden, in denen die Bürger wenig oder fast gar nichts von der Krise gemerkt haben. La Gomera ist nach Auskunft von Curbelo die Insel mit der geringsten Arbeitslosigkeit.

Beständige PSOE-Bürgermeister

Die PSOE hat in 14 kanarischen Gemeinden die Wahl mit absoluter Mehrheit gewonnen, ebenso viele wie Coalición Canaria. Die Partido Popular liegt mit neun Wahlsiegen nur auf Platz drei.

Auf Teneriffa wurde die PSOE in sieben Gemeinden in der Regierung bestätigt (Candelaria, El Rosario, Los Silos, La Matanza de Acentejo, Adeje, Guía de Isora, Vilaflor) und hat die ehemalige CC-Bastion Fasnia hinzuerobert.

Ignacio Rodríguez, sozialistischer Bürgermeister von La Matanza de Acentejo seit 28 Jahren, bleibt auch 2011 mit  klarer absoluten Mehrheit seiner Partei (10 von insgesamt 13 Sitzen im Stadtrat) im Amt. Unter den kanarischen Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern gilt der Bürgermeister als „Rekordhalter“ und bestätigt, dass auf den Inseln auf Gemeinde­ebene doch oft mehr personen- als parteibezogen gewählt wird. Zumindest wurde Rodríguez als Parteigenosse Zapateros von der Wählerschaft nicht abgestraft. Ignacio Rodríguez selbst führt den Erfolg seiner Partei in der Gemeinde auf eine „transparente Politik“ mit großer Bürgerbeteiligung zurück. Das Projekt der Gemeinde sei das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit, erklärte er, und zwar nicht nur der Stadträte sondern auch der Bürger.

Auch Adejes langjähriges Stadtoberhaupt José Miguel Rodríguez Fraga (mittlerweile 24 Jahre) durfte sich nach der Auszählung der Stimmen freuen: „Dies ist der Lohn für gut und kontinuierlich geleistete Arbeit“. Fraga wird am 11. Juni (Stichtag für die Gemeinderatsbildung) seine siebte Legislatur als Bürgermeister in der Touristenhochburg antreten.

Auf mittlerweile zehn erfolgreiche Amtsjahre, bestätigt durch die nunmehr dritte absolute Mehrheit bei der Gemeindewahl, blickt Candelarias sozialistischer Kandidat Gumersindo García zurück.

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