Vulkanologisches Institut der Kanaren gegründet


© Moisés Pérez

Im Rahmen des Internationalen Kongresses „Städte auf Vulkanen“, der in Puerto de la Cruz stattfand

Vom 31. Mai bis zum 4. Juni fand in Puerto de la Cruz der internationale Kongress „Städte auf Vulkanen“ statt, an dem über 2.300 Personen, darunter 650 Experten, aus 50 Ländern teilnahmen.

Anlässlich seiner Eröffnungsrede kündigte Inselpräsident Ricardo Melchior an, ein eigenes Vulkanologisches Institut der Kanaren zu gründen. Schon 2005 hatte er dem Senat in Madrid einen entsprechenden Antrag vorgelegt. Nachdem der Senat fünf Jahre lang nicht darauf reagierte, nimmt das Cabildo die Sache nun selbst in die Hand und gründet das Institut ohne Unterstützung aus Madrid, aber in Zusammenarbeit mit der Universität von La Laguna und dem, ebenfalls von Melchior gegründeten ITER, das unter dem Vulkanologen Nemesio Pérez unter anderem auch Vulkanforschung betreibt.

Sitz des Instituts wird das ehemalige und seit Langem leerstehende Hotel Taoro in Puerto de la Cruz, das dem Cabildo gehört und in dem früher das Casino untergebracht war. Enttäuscht über die Entscheidung zeigte sich Lorenzo Dorta, der Bürgermeister von Garachico, das sich ebenfalls um den Sitz des Institutes beworben hatte, während der Bürgermeister von Orotava Isaac Valencia, ebenfalls ein Mitbewerber, den Vorschlag begrüßte.

Der Aufgabenbereich des neuen Institutes wird nicht allein die reine Wissenschaft sein, sondern auch die Vorhersage eventueller Ausbrüche und der Katastrophenschutz im Falle einer Eruption. Zu diesem Zweck sollen alle mit Zivilschutz betrauten Behörden eine Vertretung im Institut haben. Dass es bei der Planung und Koordination möglicher Krisen noch viel zu tun gibt, machte der Geograph Eustaquio Villalba, Autor des Buches „Die seismovulkanische Krise von 2004 auf Teneriffa“, deutlich. Als es damals zu seismischen Aktivitäten auf der Insel gekommen war, deren Ursachen bis heute nicht geklärt sind, handelten die zuständigen Behörden weder effizient noch koordiniert. Experten verschiedener Institute verwirrten mit widersprüchlichen Meldungen die Öffentlichkeit und disqualifizierten sich gegenseitig, was dem Ansehen der Wissenschaft sehr geschadet hatte. Außerdem wurde unbegründeter Alarmismus verbreitet. Laut Villalba hat sich an der Situation seither nichts gebessert. Hier könnte das neue Institut eine wichtige Aufgabe erfüllen.  

Vulkanische Aktivität auf Teneriffa

Auf dem Kongress selbst kamen all die Themen zur Sprache, die auch von dem neuen Institut untersucht werden sollen. Zur geologischen Situation auf Teneriffa äußerte sich der Vulkanologe Jesús Ibáñez von der Universität Granada, der 2007 eine Studie leitete, bei der 150 Seismographen an verschiedenen Stellen der Insel installiert worden waren, um aus der Ausbreitungsgeschwindigkeit seismischer Wellen Rückschlüsse auf die Strukturen im Untergrund zu ziehen. Dabei zeigte sich, dass das Zentrum der Insel, also der Teide, der Pico Viejo und die Cañadas, bis in mindestens 10 km Tiefe sehr stabil und konsolidiert zu sein scheint, ohne Anzeichen für Magmakammern. Bruchlinien, entlang derer sich Eruptionen leichter ausbreiten, finden sich eher in der Peripherie der Insel, wo auch die letzten Eruptionen stattfanden (Chío, Garachico oder Fasnia).

Statistisch gesehen kommt es alle 40-50 Jahre auf einer der Kanareninseln zu einer Eruption, die Letzte war der Ausbruch des Teneguía 1971 auf La Palma. Während die Schäden der Eruptionen bisher gering waren (bis auf Garachico 1706), bleibt die Schönheit der Vulkanlandschaft – das größte touristische Kapital der Inseln – aber bestehen, wie der deutsche Vulkanologe Prof. Dr. Hans-Ulrich Schmincke zu bedenken gab.

NASA-Marslaboratorium auf den Kanaren

Der Astrobiologe Jesús Matínez Frías, der einzige spanische Wissenschaftler der NASA, sprach auf der Konferenz von Plänen, die Kanaren als ein „natürliches Laboratorium“ zu nutzen, um Lebensformen zu untersuchen, die möglicherweise auch auf dem Mars vorkommen. Er bezieht sich damit auf Mikroorganismen, die in unterirdischem Thermalwasser unter hohem Druck und Temperaturen von über 100°C existieren. Solche Bedingungen könnte es im Untergrund des Mars auch geben, da sowohl die frühere Existenz von Wasser als auch vulkanische Aktivität dort als nachgewiesen gelten. „Auf dem Mars existierten Vulkane wie der Olympus, 25 km hoch und mit 500 km Kraterdurchmesser, insgesamt etwa so groß wie Frankreich.“

Die Idee ist, auf den Kanaren zu analysieren, „welche Mikroorganismen es hier gibt und welche extremen Ökosysteme in den Zonen existieren“. Außerdem gibt es auf dem Mars Vulkanröhrensysteme, ähnlich der Cueva de Vientos in Icod de los Vinos, die daher von Interesse sind, weil die starke UV-Strahlung an der Marsoberfläche so lebensfeindlich ist, dass Leben dort eher in Höhlen zu vermuten ist.

Doch auch für die Mondforschung sind die Kanaren interessant, denn hier gibt es Basaltgesteine, die dem Mondbasalt sehr ähnlich sind. „Um in der Zukunft auf dem Mond arbeiten zu können, um eine Mondbasis aufzubauen, wäre der Transport von Baumaterial zu teuer“, sagte Frías. Man hat daher an der Universität von La Laguna und am Polytechnikum von Madrid Studien gemacht, um die Verarbeitung dieser Materialien zu untersuchen. „Man muss versuchen, für den Bau das Material zu verwenden, das es auf dem Mond gibt. Deshalb müssen wir schon auf der Erde mit den Basalten arbeiten, wie es schon mit einigen von Teneriffa und Lanzarote gemacht wurde. Jetzt bleibt den Wissenschaftlern nur noch, die Arbeitsroboter herzubringen und Versuche auf den Inseln zu starten. Dafür müssen bei der Regierung Genehmigungen eingeholt werden, doch ich glaube nicht, dass es damit Probleme gibt.“ Obwohl ähnliche Forschungen auch auf Island gemacht werden, meinte Martínez: „In Spanien haben wir einen erstaunlichen geologischen Reichtum, und den müssen wir für die planetarischen Studien nutzen.“

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