Was tun mit der Geschichte Málagas

Ausgrabungen bei der Plaza de la Merced Foto: Ayuntamiento de Málaga

Ausgrabungen bei der Plaza de la Merced Foto: Ayuntamiento de Málaga

Unter dem zentralen Platz wurden bedeutende archäologische Funde gemacht

Málaga – Die „Plaza de la Merced“ ist der lebendige Mittelpunkt von Málaga. Cafés, Restaurants, das Geburtshaus von Picasso und das Römische Theater umgeben den Platz, der vor Coronazeiten von Tausenden von Reisenden besucht wurde und der, wie sich in diesen Tagen zeigt, schon vor langer Zeit Wegkreuz vieler Kulturen war.
Als im letzten Jahr das alte „Astoria Kino“ abgerissen wurde, kamen römische Begräbnisstätten aus dem 1. und 2. Jahrhundert zutage. Auch die Reste der Nasriden-Vorstadt Fontanella, damals der Töpferei gewidmet, kam zum Vorschein.
Die Archäologen konnten 300 Körper freilegen. Sie gehen davon aus, dass es sich um Krieger handelt, die 1487 an der Eroberung von Málaga im Namen der Katholischen Könige Isabel und Fernando teilnahmen.
Die Freilegung der Fundstätte durchkreuzt allerdings die Zukunftspläne dieses Stadtteils von Málaga und stellt die Stadtverwaltung vor ein Dilemma.
Schon als der Gemeinderat das alte Kino vor neun Jahren für 21 Millionen Euro erstand, gab es schon Unstimmigkeiten über die Zukunftspläne des Lichtspielhauses. Erstmals war der Bau von Luxuswohnungen im Gespräch, später gewann die Idee von einer kulturellen Einrichtung an Stärke. Letztendlich wurde 2017 ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, den der spanische Weltstar und gebürtige „Malagueño“ Antonio Banderas gewann. Er wollte aus dem alten Kino ein Theater machen, sah aber, nachdem er von Gegnern seines Projekts „diskreditiert und beschimpft“ wurde, von seinen Plänen ab. Inzwischen hat er, mit privaten Mitteln und großem Erfolg, das „Soho Theater“ eröffnet.
Die Ausgrabungen sind bis jetzt nur knappe sechs Meter in die Tiefe gegangen, und das tatsächliche Ausmaß der Fundstätte ist noch nicht zu erkennen. Andere Großbaustellen hatten in Málaga in Vorjahren schon umfangreiche Fundstellen zutage gebracht. Bei dem Bau einer nahe gelegenen Tiefgarage stießen Arbeiter auf Grabstellen, die aus den 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. stammten. Auch fanden sie eine Bestattungsgalerie aus der phönizisch-punischen Epoche. Die Archäologen sind davon überzeugt, dass sie auch in diesem Fall große Überraschungen erwarten.
Die letzten Jahre haben die Unstimmigkeiten zwischen den Mitgliedern der Stadtverwaltung über die Zukunft des „Astoria Kinos“ nur vertieft. Die Vorstellungen sind vielseitig: Für manche sollte die Fundstätte einfach wieder zugeschüttet werden, für andere die Ausgrabungen für jedermann zu sehen sein, für wiederum andere sollte die Ausgrabung mit in das geplante Gebäude integriert werden.
Für Francisco de la Torre, Bürgermeister von Málaga, ist die neue archäologische Fundstelle „nichts Überwältigendes“. Noelia Losada, Stadträtin für Kultur und Koalitionsgenossin von de la Torre, versteht, dass trotz der unterzeichneten Verträge für den Bau eines Gebäudes die Pläne vielleicht doch andere sein sollten.
Nur die Opposition hat eine klare Meinung: Weitere Bars und Restaurants sind in Málaga überflüssig. Erst die Zeit wird zeigen, wie die Stadt mit ihrer Geschichte umgeht.

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