Weisheit – eine besondere Gabe


Gedanken für mich – Augenblicke für Gott

Knallhart – das ist heute ein gängiger Begriff in unserem Sprachgebrauch. Knallhart – das charakterisiert einen bestimmten Umgangsstil sowohl im politischen, wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Leben. Dabei wird dann argumentiert: Nur wer eben knallhart sein kann – oder wer umgangssprachlich „über Leichen gehen kann“, der ist es, der auch vorankommt.

Wer z.B. in seinem beruflichen Leben Erfolge aufweisen will, der muss auch bereit sein, knallhart zu agieren und zu reagieren – ohne Rücksicht auf Verluste – wobei man heute geneigt ist zu sagen, dass wohl eher menschliche Verluste in Form von Arbeitsplatzabbau etc. in Kauf genommen werden, als finanzielle Abstriche zu machen. Bleibt für mich die Frage: Ist es wirklich so? Gibt es zu dieser Einstellung keine Alternative? Ist „knallhart zu sein“ tatsächlich der letzte Schluss menschlicher Weisheit?

Im Buch der Weisheit, zu finden im Alten Testament, wird da etwas anderes gesagt. Da bittet ein Frommer um Klugheit, um den Geist der Weisheit. Er weiß, dass dies eine Gabe Gottes ist, und er bittet darum weil er der Überzeugung ist, dass Weisheit einem Menschen nicht unbedingt angeboren ist. Er ist für sich zu dem Schluss gekommen: Die Weisheit muss von Gott immer wieder neu erbeten werden, damit sie mir hilft, das zu erkennen, was wichtig ist in meinem Leben.

In den Zeilen dieses Buches bezeugt dann dieser fromme Beter, dass die Weisheit unvergleichlich ist. Dass sie wichtiger ist als Gesundheit und Schönheit. Kein Edelstein, so sagt er, ist ihr gleich und alles Gold erscheint neben ihr wie ein wenig Sand und Silber soviel wie Lehm. Jetzt mag so manch eine/r von Ihnen denken: Schöne Worte. Doch ich glaube, dass man dieses Bekenntnis nicht einfach als Schwärmerei abtun kann. Schließlich kennt die Geschichte sehr eindrucksvolle Zeugnisse über Frauen und Männer, die sich mitten im harten Geschäft der Politik und der Wirtschaft von einem Geist leiten ließen, wie er hier beschrieben wird.

Ich denke da z.B. an den früheren Generalsekretär der Vereinten Nationen, Dag Hammerskjöld (1953-1961). Ein Amt, das immer im Brennpunkt der Weltpolitik steht und Hammerskjöld war in den 8 Jahren seiner Amtszeit immer mit globalen Konflikten, brutalen Machtkämpfen und drohenden Kriegsgefahren konfrontiert. Also mit Sicherheit das, was man einen „knallharten Job“ nennen würde! Nach seinem tragischen Tod bei einem Landeanflug im Kongo wurde sein Tagebuch von einem Freund veröffentlicht. Und da entdeckte die Welt auf einmal noch einen ganz anderen Dag Hammerskjöld. Neben dem gewandten Diplomaten und dem sachkundigen Politiker gab es auch einen Mystiker Dag Hammerskjöld. Sein Tagebuch gibt davon Zeugnis; hier hat er sein Credo verfasst. Sein Ideal heißt: Dienen! Bei diesem hohen Anspruch ergab sich auch für Hammerskjöld die Frage, wie ein Mensch ein Leben voll aktiven gesellschaftlichen Dienens in vollkommener Übereinstimmung mit sich selbst leben kann. Und er bekennt: In den Schriften der großen mittelalterlichen Mystiker habe ich die Erklärung gefunden. Für sie war Selbsthingabe der Weg zur Selbstverwirklichung. Das Denken und Handeln des Generalsekretärs der Vereinten Nationen war also getragen von einer tiefen mystischen Erfahrung, sein Engagement war bestimmt von einer Weisheit, die von Gott kommt. So schreibt er in seinem Tagebuch weiter: „Das Beste und Herrlichste, wozu man in diesem Leben gelangen mag, ist, dass du schweigst und Gott wirken und sprechen lässt.“ Aus dieser Weisheit entwickelte Hammerskjöld seine diplomatische Tätigkeit, die bis heute den Begriff der „leisen Diplomatie“ geprägt hat. Selbst bei schwierigsten Missionen war er bestrebt, mit viel Geduld und auch viel Einfühlungsvermögen eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Partnern aufzubauen. Sein Beispiel zeigt, dass es eben auch im knallharten Geschäft der Politik Raum geben kann für eine Weisheit, die von Gott kommt.

So wünsche ich Ihnen, dass Sie diese Weisheit in Ihrem Leben auch immer wieder finden dürfen und dass Sie daraus für sich dann den Schluss ziehen können: Knallhart – das ist wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss; für mich gibt es doch noch ganz andere Möglichkeiten!

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

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