Wieder neue Bootsflüchtlinge


© EFE

Immer mehr Kinder und Jugendliche

Am 10. März erreichte erneut ein afrikanisches Flüchtlingsboot die kanarische Küs­te. Im kleinen Hafen La Restinga im Süden der Insel El Hierro wurden die 65 Flüchtlinge an Land gebracht.

Ihr Boot war von dem Radarsys­tem SIVE noch vor Erreichen der Küste aufgespürt und von einem Patrouillenschiff der Polizei in den Hafen gelotst worden. Wenngleich zunächst die Rede von 43 Minderjährigen unter den 65 Bootsinsassen war, stellte sich später heraus, dass nur einer der Neuankömm­­linge unter 18 Jahre alt ist.

Einen Tag später erreichte ein weiteres Cayuco mit 64 Personen den Strand La Tejita im Süden Teneriffas. In diesem Boot sollen mindestens 13 Minderjährige gewesen sein.

Die Zahl der unter 18-jährigen Armutsflüchtlinge aus Westafrika stellt ein immer ernsteres Problem dar, das, wie die kanarische Regierung offen zugibt, sie nicht mehr selbst lösen kann. Im Laufe dieses Jahres sind bereits mehr als 1.100 Flüchtlinge auf dem Seeweg auf den Kanaren angekommen – darunter etwa 130 Kinder und Jugendliche. Mittlerweile hat die Regionalregierung die Vormundschaft bzw. das Sorgerecht von etwa 1.500 minderjährigen Flüchtlingen, die auf die verschiedenen Heime des Archipels verteilt sind.

Neues Immigranten­­­jugendheim in La Orotava

Vierzig afrikanische Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren sind kürzlich in ein neues Heim in La Orotava umgezogen. Sie kommen aus Mali, Senegal, Mauretanien oder Guinea und waren zuvor zusammen mit 400 anderen Jugendlichen in einem Heim in La Esperanza untergebracht. La Orotavas Bürgermeister Isaac Valencia hieß die 40 neuen „Stadtbürger“ persönlich und sehr herzlich willkommen und betonte, dass sie „ebenso Bürger von La Orotava sind wie alle anderen“ und deshalb der Standort des neuen Heims auch nicht im Außenbezirk der Gemeinde sondern im Stadtkern gewählt wurde.

Valencia zeigte sich sehr stolz und zufrieden mit der Eröffnung dieses Heims, „das ein Beweis für die Solidarität und das Engagement von La Orotava ist“. Der Bürgermeis­ter bemühte sich sichtlich darum, die afrikanischen Jugendlichen mit offenen Armen zu empfangen und schien von der Eröffnung des Immigrantenjugendheims in seiner Stadt wahrlich begeis­tert zu sein. Er bot der kanarischen Ministerin für sozialen Wohlstand sogar an, Platz schaffen zu wollen, um weitere Jugendliche aufzunehmen. Außerdem sagte er wörtlich: „Wir müssen diese Kinder gut versorgen, die ihr Leben auf dem Meer aufs Spiel gesetzt haben, um ein besseres Leben zu haben. Diese Jungen kommen nicht mit der Absicht einer Invasion hierher und auch nicht um uns unsere Geschichte und unser Leben zu usurpieren. Stellt Euch ihre Lebensumstände vor, die sie zu einem so gefährlichen Abenteuer bewegen.“ Die Worte waren deutlich gewählt und sollten offensichtlich zeigen, wie weit Valencia sich von dem ihm vor einigen Monaten nachgesagten Rassismus distanziert.

In seiner Eröffnungsrede zum Inselparteitag von Coalición Canaria im Dezember letzten Jahres hatte sich Valencia einen Fauxpas geleistet, der ihm scharfe Kritik – auch aus den eigenen Reihen – bescherte. „Die Politiker in Madrid kümmern sich nicht um uns. Wir erfahren, dass ein Flüchtlingsboot ankommt, wenn es nur noch 50 m von der Küste entfern ist“, hatte er gewettert und hinzugefügt: „die Kanaren sind den Moros [gemeint sind die marokkanischen Immigranten. Anm.d.Red. ] ausgeliefert“. Dem Radiosender Cadena Ser sagte er später außerdem: „Es ist vielleicht eine Warnung, die übertrieben erscheinen mag, aber wir kennen die Moros schließlich seit vielen Jahren…“ Diese von der Opposition als rassistisch interpretierten Äußerungen brachten Valencia über mehrere Tage in die Schlagzeilen.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.