„Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder“


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Immigrations-Drama überschattet Zapateros Sommerurlaub auf Lanzarote

Seit Anfang August wohnt der spanische Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero mit seiner Ehefrau Sonsoles Espinosa und seinen beiden Töchtern in der Villa La Mareta in Costa Teguise auf Lanzarote, wo er zum zweiten Mal in Folge seinen Sommerurlaub verbringt. Allerdings dürfte der sozialistische Ministerpräsident in diesem Sommer nicht wirklich zur Ruhe kommen.

Die Libanon-Krise sowie die verheerenden Waldbrände in Nordspanien verlangten immer wieder seine Präsenz im Madrider Regierungssitz bzw. in Galicien.

Eines der derzeit größten nationalen Probleme findet der Ministerpräsident jedoch sozusagen vor der Haustür, denn die regelrechte Invasion von illegalen Immigranten aus Afrika, die die Kanarischen Inseln in diesen Wochen unter dramatischsten Umständen erreichen, überfordert sowohl die regionalen Behörden als auch die hiesigen Hilfskräfte und Unterbringungsmöglichkeiten.

Kein Wunder also, dass die wenigen öffentlichen Auftritte des Ministerpräsidenten während seines eigentlich privaten Aufenthalts auf den Inseln geprägt sind von dem Drama der illegalen Immigration und dem verzweifelten Ringen nach einer Lösung.

Besuch auf La Palma

Selbst bei seinem mehrstündigen Besuch der kleinen Kanareninsel La Palma am 16. August verdrängte die Flüchtlingsproblematik sämtliche lokalen Anliegen. Nicht zuletzt weil etwa zeitgleich weitere 379 illegale Immigranten die kanarische Küste erreichten.

So versuchte Zapatero zwar wiederholt, die Rede auch auf andere Themen zu lenken, doch die Anwesenheit des kanarischen Regierungschefs Adán Martín (CC) machte das unmöglich. Zapatero wollte sich bei diesem Inselbesuch jedoch nicht auf große Aussagen und Versprechungen festlegen lassen. Er versicherte lediglich, stolz auf das „außergewöhnlich großzügige und menschliche“ Verhalten der Canarios dem Drama gegenüber  zu sein und betonte, dass es „viel Zeit und Hartnäckigkeit“ erfordere, bis die Lage wieder unter Kontrolle gebracht werden könne.

Das eigentlich vorgesehene Hauptthema, die geforderte Verstärkung der europäischen Subventionen des insularen Bananen-Sektors, fand hingegen nur am Rande Erwähnung. Wie nicht anders zu erwarten, versprach Zapatero den Landwirten diesbezüglich jedoch die volle Unterstützung der spanischen Regierung.

Abschließend versicherte Zapatero den Inselbewohnern seine feste Absicht, der Insel möglichst bald einen weiteren Besuch abzustatten. Dieses Mal, um das Observatorium Roque de Los Muchachos zu besichtigen, „Pflichtpunkt auf dem Programm eines jeden Regierungschefs“.

Höhepunkt: Meeting im Alfredo Kraus-Auditorium

Unbestrittener Höhepunkt des Kanaren-Aufenthalts von Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero war jedoch das Meeting, zu dem die kanarischen Sozialisten (PSC) ihm zu Ehren am 19. August im Alfredo Kraus-Auditorium in Las Palmas de Gran Canaria geladen hatten. Die Veranstaltung war aus mehreren Gründen bereits mit großer Spannung erwartet worden und trotz der Ferienzeit waren alle 1.800 Sitzplätze des Auditoriums belegt.

Zusammen mit seinem persönlichen Freund und engsten Vertrauten im Ministerkabinett, dem von Gran Canaria stammenden Justizminister Juan Fernando López Aguilar, bot der Regierungschef den kanarischen Parteikollegen eine Demonstration der vorzüglichen Position, die die Sozialisten derzeit in der spanischen Politszene genießen.

Bis auf den kanarischen PSC-Generalsekretär Juan Carlos Alemán, der sich wegen einer Reise in die Vereinigten Staaten entschuldigen ließ, waren alle herausragenden Persönlichkeiten der kanarischen und sogar viele nationale Sozialisten anwesend.

José Luis Rodríguez Zapatero nutzte die Gelegenheit, um sich erneut ausdrücklich bei den Canarios für ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft zu bedankten, die sie ihm und seiner Familie auch in diesem Jahr entgegengebracht haben, und versicherte, man werde sich im kommenden Jahr wiedersehen. Womit festzustehen scheint, dass Zapatero auch 2007 den Sommerurlaub auf Lanzarote verbringen will.

Die Frage, die die Anwensenden jedoch am meisten interessierte, nämlich wer die kanarischen Sozialisten bei den Regionalwahlen im Mai kommenden Jahres zum Sieg führen soll, fand erneut keine deutliche Anwort. Zapatero versicherte jedoch, er werde den wohl wahrscheinlichsten Kandidaten, den Justizminister Juan Fernando López Aguilar – ein „ehrlicher, wahrhaftiger und brillianter Minister“ – nur gehen lassen, wenn er für die Partei in seiner Heimatregion antritt.

Und auch Juan Fernando López Aguilar selbst bestätigte die seit Monaten kursierenden Gerüchte wieder nicht. Er rief jedoch dazu auf, dass die seit langem nicht mehr so guten Aussichten auf einen Wahlsieg der kanarischen Sozialisten, den „Zusammenhalt aller“ erfordere.

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