Wundersames Tenerife


Als fleißiger Leser freue ich mich über das, was in Ihrer Zeitung über Tenerife zu erfahren ist. Von den Nachrichten über Kultur bis hin zum Kreuzworträtsel, genieße ich alles.

Seit dreieinhalb Jahren lebe ich hier und jedes Mal, wenn ich nach München zu einem kurzen Besuch fliege, freue ich mich, zurückzukehren. Es ist wunderschön dort zu sein, auch wenn nicht alles perfekt ist. Ungefähr wie hier auf Tenerife: Es ist wunderschön hier zu sein, auch wenn nicht alles perfekt ist.

Über eine kleine lokale „Nichtperfektion“ habe ich mir ein Paar lustige Gedanken gemacht und niedergeschrieben: 

Zurück von einem Tangoabend (etwa 2.00 Uhr Nachts), sehe ich einen Parkplatz unter einer Straßenleuchte. Ich freue mich und manövriere, um den Parkplatz einzunehmen, denn um diese Zeit ist das rar in München. Rückwärts in die Parklücke, schalte ich den Rückwärtsgang aus, weil ich genug  Fahrt habe um den Wagen richtig einzuparken. Von der anderen Straßenseite aus sieht eine Politesse, dass mein Wagen sich rückwärts bewegt, ohne Rückfahrscheinwerfer. Sie kommt herüber und sagt sie hätte gesehen, dass mein Rückfahrscheinwerfer nicht funktioniert. Ich schalte den Rückwärtsgang ein und siehe da, das Licht funktioniert. Bei der Gelegenheit, kriege ich eine Dokumenten-, Bremslicht-, Standlicht-, Abblendlicht-, Fernlicht- und Blinklichtkontrolle. Zum Glück, alles in Ordnung, auch die MS Reifen, denn es ist Winterzeit.

Seit drei Jahren lebe ich nun auf Tenerife. Und natürlich gehe ich ab und zu weiter Tangotanzen. Das findet immer abends und im 16 Kilometer entfernten Los Cristianos statt. Vom ersten Mal an, auf dem Weg dahin, ist mir aufgefallen, wie viele Autos mir entgegenkamen mit bestenfalls falsch eingestellten Lichtern. Einige hatten einen total ausgefallenen Scheinwerfer, manchmal den linken, sodass die Frage aufkam: Ist das ein Motorrad? Aber auch die, die vor mir fuhren waren nicht viel besser: Bei manchen gab es keine Positionslichter oder die Bremslichter leuchteten beim Bremsen nicht auf. Deswegen habe ich rasch gelernt, sehr defensiv zu fahren und höllisch aufzupassen: Nicht wundern, was alles herumfährt, besser aufpassen.

Jetzt habe ich mich daran gewöhnt, es geht automatisch. Ich muss nicht mehr so aufpassen und habe sogar Muße, um all diejenigen, die einen Lichterfehler haben, zusammenzuzählen. Oft komme ich auf eine Gesamtzahl von 12 bis 16 Fälle. Eines Abends kam ich zu der Überlegung, die Polizei darauf aufmerksam zu machen. Warum nicht? Das sollte ihre Aufgabe sein, da kann ich nichts tun. Aber in Costa del Silencio, die Ortschaft wo ich wohne, gibt es keine Polizeistation. Ich müsste also nach Los Cristianos fahren, tagsüber. Nun gut, wenn ich sowieso dahin komme.

Neulich Abend hatte ich schon die Gesamtzahl 12 erreicht, als ich an einer Kuppe, die blauen Lichter auf dem Dach eines Autos aufkommen sah: Ein Polizeiauto. Über die Kuppe gekommen sah ich dann das ganze Auto und siehe da, das linke Abblendlicht war ausgefallen!

Jetzt bin ich noch vorsichtiger: Ich gehe nicht zur Polizei und halte lieber auch sie im Auge!

Antonio Larcher

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