Zahlung in letzter Sekunde


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73 kanarische Apotheken konnten schon keine Medikamente mehr einkaufen

Sprichwörtlich in letzter Sekunde begann das kanarische Gesundheitsressort am 9. Juli, den Apotheken die April-Rechnungen zu bezahlen, denn die Anzahl der Apotheken, die nicht mehr über die nötige Liquidität zum Einkauf neuer Arzneimittel verfügten, hatte drastisch zugenommen.

Mehrmals wurden die Apotheker vom kanarischen Gesundheitsressort vertröstet, nachdem Anfang Juli die Arzneimittelrechnungen für April und Mai immer noch nicht  beglichen worden waren. Die Schuld liege bei der Staatskasse, die mit der Zahlung  in Verzug geraten sei, hieß es. Für die Apotheker war die Situation immer kritischer und Anfang des Monats „untragbar“ geworden (das Wochenblatt berichtete), denn schließlich mussten auch Löhne, Lieferanten, Mieten und sonstige Rechnungen wie an jedem Monatsende bezahlt werden.

Der Fälligkeitstag der Juni-Rechnung, der 20. Juli, rückte immer näher und die geschuldeten 75 Millionen Euro waren noch nicht gezahlt worden, als Francisco Quintana, Präsident der pharmazeutischen Kooperative Teneriffas (Cofarte), erklärte, es werde „ernsthafte Versorgungsprobleme geben“, wenn nicht „schnellstens“ Finanzierungsmöglichkeiten für die Apotheken gefunden würden. Doch weiterhin hielt sich das Gesundheitsressort bedeckt und kündigte keinen festen Zahlungstermin an, sodass nun langsam die Geduld der Apotheker zur Neige ging, und man zog bereits Protestaktionen wie teilweise Schließungen und Demonstrationen in Erwägung.

Manuel Díaz Feria, Präsident des kanarischen Apothekerverbandes, erklärte, die Situation sei „erheblich schlechter“ als im vergangenen Jahr (bereits 2011 ließen die Zahlungen des Gesundheitsressorts an die Apotheken monatelang auf sich warten; das Wochenblatt berichtete). Zwar sei irgendwann alles bezahlt worden, doch währenddessen hätten die Apotheken ihre Liquidität eingebüßt und immer noch würden sie auf die Überweisung der Zinsen für die von ihnen aufgenommenen Kredite warten. Feria betonte, der Zahlungsverzug dürfte nicht zur Normalität werden, die Apotheken könnten nicht die Medikamente für das Gesundheitssystem finanzieren.

Darüber dürfe nicht vergessen werden, dass die Krise auch bei den Apotheken angekommen sei und die Umsätze eingebrochen seien. Hinzu käme des Weiteren die radikale Preiskürzung vieler Medikamente. Kurzum – es ständen Entlassungen und vielleicht sogar Schließungen bevor.

Am 5. Juli verfügten 34 der rund 700 kanarischen Apotheken nicht mehr über die nötige Liquidität, um die ausgegangenen Medikamente nachzubestellen. Einen Tag später waren es bereits 73.

Am 8. Juli schließlich begann das Gesundheitsressort, die ersten April-Rechnungen zu begleichen und kündigte die Überweisung der Mai-Rechnungen für Mitte Juli an.

Die Erleichterung der Apotheker könnte jedoch nur von kurzer Dauer sein, denn im August soll der diesjährige Etat bereits wieder vollkommen ausgeschöpft sein. Die Gesundheitsbehörde hat bislang nicht verlauten lassen, wie die Arzneimittelrechnungen bis Jahresende finanziert werden können.

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