Zehn Obdachlose von der Straße geholt


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Arona ist die erste kanarische Gemeinde, die das Konzept „Housing First“ eingeführt hat

Teneriffa – In Arona ist es gelungen, zehn Personen, die schon seit Jahren auf der Straße gelebt hatten, aus der Obdachlosigkeit zu holen und ihnen Hilfestellungen bei der sozialen Integration in ihrem neuen Umfeld, der Entwöhnung von möglicherweise vorhandenen Süchten, der Wiederanknüpfung von Familien- und Freundschaftsbeziehungen und der Rückkehr in die Arbeitswelt zu geben.
Die Gemeinde Arona hat, was die Hilfe für obdachlose Menschen angeht, auf den Kanaren Pionierarbeit geleistet. Als erste Gemeindeverwaltung führte sie das Programm „Housing First“ ein, das mittlerweile auch von anderen Städten übernommen wurde. Dieses Programm verfolgt beim Kampf gegen die Obdachlosigkeit einen individualisierten Lösungsansatz, der den Menschen, die auf der Straße leben, zu allererst ein Dach über dem Kopf verschafft und sie in ihrem Bemühen um die Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben nicht allein lässt. Der Erfolg dieses Ansatzes, der anfangs nur in Madrid, Barcelona und Málaga umgesetzt wurde, hat dazu geführt, dass das Konzept mittlerweile von 17 spanischen Städten übernommen wurde, die bisher insgesamt 300 Betroffene in das Programm aufgenommen haben.
Obdachlosigkeit bedeutet nicht nur, keinen Ort zum Schlafen zu haben, sondern meist auch den Verlust sozialer Bindungen, die Verschärfung von Abhängigkeiten, Erschöpfung und hygienische Defizite. Es bedeutet auch, verbalen und körperlichen Aggressionen ausgesetzt zu sein und besondere Schwierigkeiten bei der Suche nach Arbeit, und somit bei der Wiedererlangung persönlicher Autonomie, überwinden zu müssen.
Arona kann bei der Bewertung des Projekts, das in Zusammenarbeit mit den Organisationen Provivienda und Fundación Rais vor zwei Jahren begonnen wurde, eine positive Bilanz ziehen. Zehn Personen, acht Männer und zwei Frauen, die schon jahrelang auf der Straße lebten, wurde eine Wohnung besorgt und Beratung zur Seite gestellt. Im Gegenzug verpflichteten sie sich, mit 30% ihrer Einnahmen, so vorhanden, dazu beizutragen. Neun von ihnen haben es geschafft, ihre Wohnung zu halten. Bei ihnen hat sich auch eine Verbesserung der Lebensqualität und ihrer rechtlichen Situation eingestellt. Die Anmeldung als Einwohner Aronas macht den Weg frei für wichtige soziale Leistungen und den Zugang zum Gesundheitssystem. Auch konnten wichtige Schritte zur Wiederaufnahme persönlicher Bindungen getan werden. Die Wiedereingliederung in das Erwerbsleben ist den meisten jedoch noch nicht gelungen.
Für José Julián Mena, den Bürgermeister von Arona, ist die Arbeit mit Obdachlosen nicht etwas, das sich auf einmalige Maßnahmen oder Notfallinterventionen beschränken lässt. Es handle sich um ein ernstes Problem, erklärte er, das die Würde und die Rechte der betroffenen Menschen beeinträchtige.

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