Zurück zur Tradition


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Stadtverwaltung beschließt Kurswechsel für Schiffsprozession „Embarcación de la Virgen“

Jedes Jahr im Juli feiert Puerto de la Cruz das für die Bevölkerung wohl wichtigste Fest des Jahres. Der ehemalige Fischerort huldigt am zweiten oder dritten Dienstag im Juli der „Königin der Meere“ und Schutzheiligen der Fischer und Seefahrer, der Virgen del Carmen. Auch San Telmo wird an diesem Tag als Schutzpatron der Fischer gefeiert.

Absoluter Höhepunkt des Festes ist die Schiffs­prozession, bei der die beiden Heiligenfiguren auf Fischerbooten aufs Meer hinausgefahren werden. Tausende Menschen kommen jedes Jahr zum kleinen Fischerhafen von Puerto, um diesem Ereignis beizuwohnen. Dabei wird die Tradition gewahrt, dass die Fischer die beiden Heiligen um einen guten Fang bitten. Die „Embarcación de la Virgen“ endet jedes Jahr in einem großen, feucht-fröhlichen Volks­fest am Hafen.

Infolge verschiedener unangenehmer und imageschädigender Zwischenfälle in den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung von Puerto de la Cruz für das diesjährige Fest am Dienstag, dem 16. Juli eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um Ausschreitungen durch übermäßigen Alkoholkonsum vorzubeugen. Im letzten Jahr gipfelten die Auswüchse des ursprünglich tief religiösen Festes, das sich im Laufe der Jahre zu einem ausgelassenen und ausschweifenden Volksfest entwickelt hat, in Schlägereien, Beschimpfungen der Honoratioren sowie anstößigen und schamlosen Szenen. All dies infolge des übermäßigen Alkohlkonsums der Festbesucher, von denen viele ganz offensichtlich nicht wegen der Traditionspflege gekommen waren, sondern eher, um hemmungslos zu feiern. Es gab während der Prozession sogar einen tätlichen Angriff auf die Heiligenfigur, deren Festgewand zerrissen wurde.

Nach diesen für das Ansehen des Festes und schließlich auch der Stadt äußerst schädlichen und peinlichen Ausschweifungen, haben sich die Stadtväter mit Geschäftsleuten, Gastronomen, der Fischergenossenschaft und Bürgerverbänden getroffen, um gemeinsam zu einer Lösung zu finden. Ziel ist es, die Fiesta der „Embaración de la Virgen“ zurück zur Tradition zu führen. Dies soll unter anderem durch ein strenges Verbot der als „botellón“ bekannten Saufgelage auf öffentlichen Plätzen erreicht werden. Die Stadtverwaltung hat eine Art „Prohibition“ erlassen, die den Alkoholkonsum beispielsweise auf dem Parkplatz an der Mole verbietet. Bei Zuwiderhandlung drohen Strafen von bis 1.500 Euro. Die Einhaltung dieses Verbots soll durch vermehrte Polizeipräsenz gewährleistet werden.

In einer Pressekonferenz ließ der zuständige Stadtdezernent keinen Zweifel an den Absichten der Gemeindeverwaltung, das Fest zu seinen Ursprüngen zurückzuführen. „Diejenigen, die in die Stadt kommen wollen, um an einem Bierfest teilzunehmen, sollten besser zu Hause bleiben“, erklärte Juan Carlos Marrero. Ein weiterer Beschluss der Stadtverwaltung, um dem hemmungslosen Alkoholkonsum entgegenzuwirken, ist das erstmalige Verbot der Metalltheken vor den Bars. Bislang war es Brauch, dass die Lokale an diesem Tag den Zutritt (auch zu den Toiletten) verbieten und Getränke an einer Theke vor dem Eingang ausschenken. Diese „barras“ sind 2013 verboten. Stattdessen wird der Terrassenbetrieb erlaubt. Und auch für die musikalische Beschallung gibt es dieses Jahr eine neue Vorschrift. Es wird eine durch die Stadtverwaltung überwachte einheitliche Musik geben. Elektronische Tanzmusik wird nicht zu hören sein.

Solidarische Geste

Die Fischergenossenschaft von Puerto de la Cruz – Cofradía de Pescadores del Gran Poder de Dios – will zur Linderung der Not im Norden der Insel beitragen und ruft zu einer Lebensmittelspende im Rahmen der „Fiestas de Julio“ auf.

Am Sonntag, dem 21. Juli wird beim alten Zollhaus am Fischerhafen eine Bühne aufgebaut, auf der im Laufe des Tages verschiedene Musikgruppen ohne Gage auftreten werden. Rund um die Bühne werden zwischen 10.00 und 21.00 Uhr an diesem Tag Spenden nicht verderblicher Lebensmittel entgegengenommen.

Die Spenden sollen an notleidende Familien in den Nordgemeinden Teneriffas  – von El Tanque bis Tacoronte – verteilt werden.

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