Zuwanderung und Wohnungsmarkt im Mittelpunkt der ersten Debatte


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Die Präsidentschaftskandidaten für die Kanarische Regierung debattierten im Radio und im TV

Bei der ersten öffentlichen Debatte der drei Präsidentschaftskandidaten für die Kanarische Regierung beim Radiosender Radio Nacional de España am 10. Mai kam es nicht wie erwartet zu gegenseitigen Angriffen, sondern es herrschte eine fast entspannte Atmosphäre. Die Kandidaten blieben höflich und zollten sich gegenseitig Respekt.

So sagte Paulino Rivero beispielsweise über seine Rivalen Soria und López Aguilar: „Sie sind zwei gute Kandidaten, die nichts zu beweisen haben, aber sie vertreten Vorhaben, die in diesem Moment nicht für die Kanaren in Frage kommen.“

Vielmehr als ein Duell zu dritt gab die Radio-Debatte Aufschluss über die zentralen Punkte der jeweiligen Parteiprogramme, wobei die Debatte von zwei Hauptthemen und Problemen der kanarischen Gesellschaft – die illegale Zuwanderung und der Wohnungsmarkt – beherrscht wurde.

TV-Debatte mit vier Kandidaten

Bei der ersten TV-Debatte der Kandidaten am 16. Mai im TVE gab es eine große Überraschung: In letzter Minute mussten im Studio die Stehpulte noch einmal umgestellt werden, um Platz für einen weiteren Teilnehmer zum schaffen. Der Wahlausschuss hatte beschlossen, dass der Spitzenkandidat des Parteienbündnisses Centro Canario (CCN)-PIL, Ignacio González, an der Debatte teilnimmt. Im Wortgefecht der drei großen Spitzenkandidaten gingen seine Vorschläge und Zielsetzungen allerdings eher unbeachtet unter. Er sprach von mehr Wohlstand, unter anderem durch die Ölförderung in kanarischen Gewässern, und Hilfe für die 400.000 Armen der Inseln.

Währenddessen bewarfen sich Soria, López Aguilar und Rivero gegenseitig buchstäblich mit Schmutz. Ganz anders als bei der Radiodebatte packte jeder ungeniert aus und es wurde die schmutzige Wäsche vor den Augen der Öffentlichkeit gewaschen. Dabei kam sogar die Beschreibung der Parteiprogramme in den drei Themenblocks Soziales, Wirtschaft und Zukunftspläne eher zu kurz. Während Juan Fernando López Aguilar der PP und CC die Korruptionsfälle in Telde und Las Teresitas vorwarf und die Regierungsfähigkeit der Koalition der letzten Jahre in Frage stellte, griff José Manuel Soria den Sozialisten über den Skandal des Parteiprogramm-Plagiats an, kritisierte die Folgen des Inmigranten-Legalisierungsverfahrens und erinnerte an die Korruptionsfälle der Regierung Felipe González. Paulino Rivero griff die PSOE ebenfalls mit der Waffe der illegalen Inmigration an und warf der Regierung Zapatero vor, die Inseln im Stich zu lassen. CCN-Kandidat Ignacio González ergriff dabei die Gelegenheit, sich gegen alle zu stellen und stellte fest: „Niemand unternimmt etwas“.

Während der Debatte unterbrachen sich die Teilnehmer immer wieder gegenseitig. Wobei besonders Ignacio González und Juan Fernando López Aguilar von den beiden anderen Teilnehmern kritisiert wurden, weil sie ihnen ständig ins Wort fielen.

Während PP- und CC-Kandidaten sich fast wie abgesprochen auf PSOE-Kandidat López Aguilar stürzten und damit auf eine eventuelle Allianz beider Parteien nach den Wahlen schließen ließen, wird CCN-Kandidat González ganz offensichtlich von keinem der drei Rivalen als „gefährlich“ angesehen. Die drei „Großen“ schenkten dem auch in den Wahlumfragen kaum beachteten vierten Kandidaten nur wenig Aufmerksamkeit.

Kernaussagen

Juan Fernando López Aguilar (PSOE)

Gesundheitswesen

„Verkürzung der Wartelisten und eine menschenwürdigere Betreuung“

Immigration

„Kontrolle der Mafias und Erstellung eines Afrika-Plans von den Kanaren aus“

Arbeitsmarkt

„Förderung der Selbstständigkeit und Diversifikation in alle Richtungen“

Bildungswesen

„Motivation der Lehrer und Bekämpfung des Mobbing an Schulen“

Wohnungsmarkt

„Wohnungen zum Preis von 60.000 Euro für junge Leute mit geringem Einkommen“

Paulino Rivero (CC)

Gesundheitswesen

„Verkürzung der Wartelisten“

Immigration

„Bekämpfung an den Wurzeln bzw. in den Herkunftsländern und mehr Unterstützung aus Madrid“

Arbeitsmarkt

„Vorrang für kanarische Arbeitnehmer vor Ausländern“

Bildungswesen

„Verbesserung der Schulbildung und Behebung von Fehlern“

Wohnungsmarkt

„Vergünstigung für Familien mit einem Einkommen unter 30.000 Euro bei der Einkommensteuer und Angebot an Mietwohnungen à 200 Euro“

José Manuel Soria (PP)

Gesundheitswesen

„Verkürzung der Wartelisten und mehr Fachpersonal (Ärzte, etc.)“

Immigration

„Forderung an Madrid: Ausarbeitung eines »Marshallplans« für Afrika“

Arbeitsmarkt

„Höhere Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung“

(Nach einer längeren Beschreibung anderer Punkte blieb keine Zeit für Äußerungen zum Thema Bildungswesen)

Wohnungsmarkt

„Mietzuschüsse von 300 Euro für Geringverdiener und Finanzierungsangebot von 12.000 Euro als erste Rate beim Hauskauf“

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