Zweite Piste für TFS?


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Der Süden fordert zusätzliche Start- und Landebahn

Kurz nachdem die Reifenpanne eines Norwegian-Fliegers am 23. November zur Blockade von Teneriffas Südflughafen und zur Umleitung von 30 Flügen geführt hatte, meldeten sich die Bürgermeister des Inselsüdens zu Wort und forderten geschlossen auf einer eigens zu diesem Zwecke einberufenen Pressekonferenz den Bau einer zweiten Landebahn.

Bereits 2004 war im Spanischen Gesetzblatt (BOE) der Beschluss veröffentlicht worden, nördlich der aktuellen Start- und Landebahn eine zweite zu bauen. Danach verlief das Vorhaben im sprichwörtlichen Sand. Im November kündigte nun die zuständige Ministerin für Bau und Verkehr, Ana Pastor, eine 120-Millionen-Euro-Investition für den Bau eines dritten Terminals für den Südflughafen an. Von einer zweiten Start- und Landebahn war dagegen keine Rede. 

Am 23. November platzten, wie eingangs erwähnt, beide Reifen des Hauptfahrwerks einer Norwegian-Maschine (das Wochenblatt berichtete). Dies führte zur vierstündigen Sperrung des Flughafens. Rund 30 Flüge mussten auf andere Inseln umgeleitet werden. Diesen Vorfall nahmen die Bürgermeister der Südgemeinden Teneriffas zum Anlass, um nur zwei Tage später auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz geschlossen den Bau der vor elf Jahren beschlossenen zweiten Start- und Landebahn einzufordern.

Jaime González Cejas, Bürgermeister von Granadilla, erklärte besorgt, der Vorfall werde die Reiseveranstalter abschrecken. Es könne nicht angehen, dass eine Panne den kompletten Flughafen lahmlege. Aufgrund der langen Bauzeit von zehn bis zwölf Jahren müsse umgehend mit den Arbeiten begonnen werden. Adejes Bürgermeister José Miguel Rodríguez Fraga gab an, ohne einen vernünftigen Flughafen sei die Insel im internationalen Tourismus nicht wettbewerbsfähig.   

Alle sieben Bürgermeister vereinbarten, die Gründung einer entsprechenden Kommission voranzutreiben, welche der neuen Zentralregierung die Notwendigkeit des Vorhabens darlegen und auf die Aufstellung eines konkreten Zeit- und Maßnahmenplanes drängen solle. 

Doch das Anliegen der Bürgermeister-Front stieß bei der Regionalregierung bislang auf wenig Verständnis. Bereits am Tag nach der Pressekonferenz bezeichnete Inselpräsident Fernando Alonso die Umschulung bzw. Weiterbildung von Arbeitslosen als weitaus wichtiger. Bessere Infrastrukturen seien zwar schön und gut, würden aber nichts nützen, wenn Tausende neuer Arbeitsstellen nicht von den arbeitslosen Einwohnern, sondern von besser qualifizierten Einwanderern besetzt würden. Manuel Domínguez, Präsident der Partido Popular (PP) auf Teneriffa, dagegen befand, der Flughafen benötige eher ein drittes Terminal als eine zweite Start- und Landebahn. Auch José Luis García, Präsident der Handelskammer von Santa Cruz de Tenerife, führte an, eine solche sei noch lange nicht erforderlich. Ramón Trujillo von Izquierda Unida (IU) unterstellte den Bürgermeistern gar, sie wollten die lokalen Bauunternehmer begünstigen. 

Tatsächlich erscheint die Notwendigkeit einer zweiten Start- und Landebahn bei einer derzeitigen Auslastung von 28% (Quelle: AENA) fraglich. Der Flughafenbetreiber wies zudem darauf hin, dass etliche größere Flughäfen wie Gatwick (London) mit einem Passgieraufkommen von 35 Millionen oder San Diego (USA) mit 17 Millionen Passagieren im Jahr ebenfalls nur über eine Start- und Landebahn verfügen. 

Der Unternehmerverband CEST meldete sich schließlich ebenfalls zu Wort. CEST-Interimspräsident Jordi Esplugas erklärte, es sei viel wichtiger, die Südautobahn (TF-1) zwischen dem Industriegebiet Granadilla de Abona und Adeje um eine Fahrbahn zu erweitern sowie die Autobahn zu beleuchten. Nach der Ansicht der Unternehmer würde das Image des Urlaubsziels weitaus stärker geschädigt, wenn die Urlauber ihr Flugzeug verpassen, weil sie im Stau stecken, als ein äußerst seltenes Umleiten der Flüge wegen eines technischen Zwischenfalls.

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