Zwischenhändler sind Gewinner der Corona-Krise

Die Stückpreise für Schutzmasken, Handschuhe, Desinfektionsmittel und Testzubehör schwankten im Verlauf des Jahres 2020 sehr stark. Foto: Pixabay

Die Stückpreise für Schutzmasken, Handschuhe, Desinfektionsmittel und Testzubehör schwankten im Verlauf des Jahres 2020 sehr stark. Foto: Pixabay

Der Preis der FFP2-Masken schwankte 2020 zwischen 25 Cent und 8 Euro

Madrid – Seit man im Februar 2020 erstmals von einem möglicherweise gefährlichen Virus las und hörte, der im chinesischen Wuhan ausgebrochen war, sind die Preise für Masken, Schutzhandschuhe und Desinfektionsmittel stark gestiegen, ja geradezu explodiert. Doch schon damals im Februar kaufte die Gesundheitsbehörde von Teneriffa 1.004 FFP2-Masken zum stolzen Stückpreis von 1,40 Euro ein.
Die gemeinnützige Organisation Civio, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Behörden zu überwachen und Druck aufzubauen, um in den öffentlichen Institutionen für Transparenz zu sorgen, hat alle Notstandsverträge (contratos de emergencia), die 2020 von der öffentlichen Hand abgeschlossen und veröffentlicht wurden, ausgewertet. Es waren nahezu 800 Vorgänge zur Beschaffung von Masken, Desinfektionsmitteln, Handschuhen und Tests, die einen regelrechten Lieferkrieg entfesselten. Als geringe Lagerbestände und die hohe Nachfrage begannen, die Preise in die Höhe zu treiben, rief diese Lage Zwischenhändler auf den Plan, welche die Gunst der Stunde nutzten, um einträgliche Geschäfte zu machen, was die Preisexplosion zusätzlich befeuerte.
Es zeigte sich, dass die Preise nicht nur stark anstiegen, sondern auch von Anbieter zu Anbieter, von Kunde zu Kunde sehr unterschiedlich ausfielen. Die Firma Barna Import beispielsweise verkaufte Ende März FFP2-Masken für fünf Euro das Stück an die Regionalregierung von Murcia und am gleichen Tag an die Regionalregierung von Valencia für 4,30 Euro.
Die Bandbreite der Preise für ein und dasselbe Produkt rangierte im Verlauf des Jahres 2020 für FFP2-Masken zwischen 25 Cent und acht Euro. Das spanische Gesundheitsministerium gab seine erste Notstandsbestellung für Schutzmasken am 10. März 2020 in Auftrag, kurz bevor der Alarmzustand ausgerufen wurde, zu einem Zeitpunkt also, als das Tragen von Masken weder Vorschrift war, noch empfohlen wurde. Dennoch lag der Stückpreis dieser Großbestellung schon bei zwei Euro.
Die Preise stiegen im März rasant weiter. Der kantabrische Gesundheitsdienst zahlte 5,20 Euro pro Stück, in Mérida waren es gar 6,53 Euro. Im April wurde der absolute Spitzenwert erreicht, als die Hafenbehörde von Valencia acht Euro pro FFP2-Maske an die Firma Almacenes Élite zahlte, die bis dato nur mit Schreibwaren gehandelt hatte.
Bei Nitrilhandschuhen hat Civio eine Preisspanne von 2 bis 35 Cent pro Stück festgestellt. Die Differenz von geringfügig erscheinenden 33 Cent kann sich bei den gigantischen Mengen, die während der Corona-Krise verbraucht werden, zu Millionenbeträgen summieren.
Bei den PCR-Tests sind die Einkaufspreise wegen mangelnder Information in den Verträgen und der Komplexität der Technik schwer zu vergleichen. Deshalb hat Civio stattdessen die Verträge über den Kauf der Teststäbchen und -röhrchen untersucht und ist auch hier auf zum Teil sehr hohe Stückpreise gestoßen. Der höchste Preis wurde durch das Gesundheitsministerium gezahlt, das im April 700.000 Teststäbchen für über sechs Euro pro Stück bestellte und dafür über vier Millionen Euro an Value & Bro zahlte. Diese Firma hat keine Angestellten, aber gute Kontakte nach China und wird von einer Anwältin aus Málaga geleitet.

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