100 Migranten in die Obdachlosigkeit entlassen


Santa Cruz’ Bürgermeister José Manuel Bermúdez fordert vom Staat Maßnahmen in Form humanitärer Hilfe. FotO: ayuntamiento santa cruz de tenerife

Santa Cruz fordert staatliche Unterstützung für die Betreuung obdachloser Migranten, die aus dem Aufnahmezentrum Hoya Fría entlassen wurden

Teneriffa – José Manuel Bermúdez, Bürgermeister von Teneriffas Hauptstadt Santa Cruz, hat die spanische Regierung aufgefordert, dringend außerordentliche Maßnahmen in Form von humanitärer Hilfe einzuleiten, um die gestiegene Zahl von Migranten zu betreuen, die in seiner Stadt in Obdachlosigkeit leben. In den letzten vier Monaten seien bis zu 100 Migranten aus dem Aufnahmezentrum in Hoya Fría entlassen worden – fast alles Marokkaner –, die seither schutzlos in Obdachlosigkeit lebten, erklärte er.

Bermúdez traf sich aus diesem Anlass mit der Regierungsdelegierten auf den Kanaren, Elena Máñez, um ihr seine Sorge mitzuteilen und die staatliche Unterstützung zu fordern. Er forderte eine „außerordentliche Lösung“ für ein „außerordentliches Phänomen“, da dieses Problem nicht allein durch Mittel der Stadtverwaltung zu bewältigen sei.

Bermúdez stellte infrage, dass die Rückführungen von marokkanischen Migranten entsprechend den gültigen Abkommen stattfinden, und verlangte, dass die Abschiebeanträge von Flüchtlingen, die derzeit in dem Aufnahmezentrum in Hoya Fría untergebracht sind, bearbeitet werden, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen in die Obdachlosigkeit entlassen werden.

Wenn Migranten die Kanarischen Inseln erreichen, werden sie in Flüchtlingsaufnahmezentren untergebracht. Derzeit ist nur eines davon in Betrieb, und zwar in dem zu Santa Cruz de Tenerife gehörenden Vorort Hoya Fría. Nach der endgültigen Schließung des Zentrums auf Fuerteventura wurde auch das Zentrum in Barranco Seco auf Gran Canaria wegen Renovierung geschlossen. Obwohl die Zahl der illegalen Migranten, die in Booten aus Afrika eintreffen, wieder steigt, ist das Centro de Internamiento de Extranjeros (CIE) in Hoya Fría die einzige Einrichtung auf den Inseln, in der diese Menschen untergebracht werden können. Nach 40 Tagen werden sie, sofern ihr Abschiebungsantrag nicht erfolgreich bearbeitet wurde, auf freien Fuß gesetzt.

José Manuel Bermúdez gab in dem Gespräch mit der Regierungsdelegierten zu bedenken, dass Santa Cruz de Tenerife die einzige Stadt der Insel ist, die ein Obdachlosenheim unterhält. Diese einzige Anlaufstelle werde zu 60% von Personen genutzt, die nicht aus Santa Cruz stammen und sei zudem völlig überlastet. Die Betreuung der obdachlosen Migranten werde außerdem dadurch erschwert, dass diese Menschen keine Ausweispapiere besitzen und somit über das Sozialamt der Stadt keine Hilfe für die berufliche Weiterbildung oder Eingliederung geleistet werden könne.

Obwohl die Regierungsdelegierte ihm gegenüber versicherte, dass die Rückführungen nach Marokko stattfinden, verließ Bermúdez die Besprechung mit Zweifeln, denn das Problem der obdachlosen Migranten bleibt bestehen, und er fürchtet auch, dass es erneut Entlassungen von Menschen auf die Straße geben könnte. „Für diese Personen ist eine außerordentliche humanitäre Hilfe gefragt, denn es muss eine Bleibe für sie gesucht werden“, erklärte er.

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Der Bürgermeister erklärte andererseits, dass er durch die aus dem CIE Hoya Fría stammenden Migranten keinen Anstieg der Straftaten feststellen könne. „Ich weigere mich, Migration mit einem Anstieg der Kriminalität in Verbindung zu bringen, weil das so nicht stimmt“, erklärte er, räumte jedoch ein, dass es einige Probleme in bestimmten Stadtvierteln gegeben habe und Beschwerden von Anwohnerverbänden vorliegen. „Wenn man keine Alternative hat, dann sucht man Schutz, wo auch immer und besetzt Häuser“, folgerte er. Deshalb sei die Unterstützung dieser Menschen so wichtig.

Die Regierungsdelegation hat eingewilligt, sich mit dem Problem zu befassen, während die Stadtverwaltung eine Kommission bilden wird, um diese Problematik weiter zu verfolgen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

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