200.000 „Aktive“ bezogen Medizin auf Rentnerkarten


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Gesundheitsbehörden decken Betrug bei Medikamentenausgabe auf

Ana Mato, die Ministerin für Gesundheits- und Sozialwesen, hat von einem weitverbreiteten Schwindel beim Bezug von Medikamenten über das spanische Gesundheitswesen berichtet.

Madrid – Mehr als 200.000 aktive Arbeitnehmer haben die Gesundheitskarte eines pensionierten Familienangehörigen benutzt, um die verordneten Medikamente gratis zu erhalten. Bekanntlich erhielten Rentner die Medikamente bislang gratis. Seit dem 1. Juli müssen sie zehn Prozent Zuzahlung leisten mit einem Höchstbetrag zwischen 9 und 60 Euro je nach Höhe ihrer Rente.

Wie die Ministerin weiter berichtete, ist ihr Amt den Betrügereien auf die Spur gekommen, nachdem die Daten der Rentenbehörden mit denen der Finanzbehörden abgeglichen wurden, um das neue Zuzahlungssystem zu entwerfen, das vorsieht, dass Rentner sich erstmalig an den Medikamentenkosten beteiligen müssen.

Dabei haben die Gesundheitsbehörden festgestellt, dass etwa 800.000 Personen auf der Gesundheitskarte eines Familienmitglieds verzeichnet waren, obwohl sie Anspruch auf eine eigene Karte hätten. Mehr als 200.000 von ihnen haben keinerlei Zuzahlungen geleistet, weil sie als Angehöriger auf der Karte eines Rentners eingeschrieben waren, obwohl sie über genügend eigene Einkünfte verfügten, um den vorgeschriebenen Anteil an den Kosten des Medikaments zahlen zu können. Diese Angaben machte Mato auf einem Treffen, zu dem die Nachrichtenagentur Europa Press Vertreter der Pharma-Industrie eingeladen hatte.

Das neue „Copago-System“, nach dem Rentner sich mit 10 % und „Aktive“ gemäß ihren Einkünften beteiligen müssen, sei ohne Moratorium am 1. Juli in Kraft getreten, auch wenn das Baskenland und Asturien inzwischen versichert hätten, wegen technischer und administrativer Prob­­leme das System erst verspätet einführen zu können. Katalonien, das bereits eine Gebühr von einem Euro pro Rezept eingeführt hatte, ließ wissen, dass das spanienweit vorgeschriebene Copago-System erst mit Verspätung eingeführt werden könne.

Für Ana Mato handelt es sich in den genannten Fällen eher um politische als um technische Probleme. Sie ist davon überzeugt, dass, abgesehen von geringen Störungen, das System überall in Betrieb genommen werden kann. Auf Anfrage musste sie allerdings einräumen, dass keine Sanktionen für Regionen vorgesehen sind, welche das System verspätet einführen.

Vor den Vertretern der Pharma-Industrie kam die Ministerin noch einmal auf ihren Plan zu sprechen, Medikamente für leichtere Erkrankungen nicht mehr auf Kosten des Gesundheitssystems zu verordnen. Eine entsprechende detaillierte Liste, die bereits angekündigt worden ist, liegt jedoch noch nicht vor. Die Maßnahme habe nicht nur das Ziel, die Ausgaben für Medikamente zu reduzieren, sondern auch das pharmazeutische Angebot von veralteten und wirkungslosen Mitteln zu säubern. Diese Medikamente von fragwürdigem therapeutischem Wert sollten besser durch Naturheilmittel ersetzt werden. „Oft sind es Medikamente für leichte Erkrankungen die durch andere Mittel, meist aus natürlichen Wirkstoffen ersetzt werden können“, beschwor sie ihre Zuhörer.

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