25 Jahre nach dem Rapsöl-Skandal


Noch immer sind nicht alle Verantwortlichen bestraft

Am 27. April 1981 verstarb in Torrejón de Ardoz, Madrid, der achtjährige Jaime Vaquero García. Als Todesursache wurde zunächst eine „atypische Lungenentzündung“ angegeben. Doch vier Tage später, am 1. Mai, wurde bereits von einer Epidemie gesprochen. Eine weitere Woche später waren allein in der Region Madrid sechs Menschen gestorben und 150 erkrankt.

Madrid – Schon lange konnte keine Rede mehr von einer natürlichen Krankheit sein und erste Unstimmigkeiten traten auf. In diesem Sommer starben über 600 Menschen, um die 25.000 in rund zwanzig spanischen Provinzen erkrankten.

Der damalige Gesundheitsminister Jesús Sancho Rof sprach inzwischen von einem „kleinen Ungeziefer“, das für die Todes- und Krankheitsfälle verantwortlich sein sollte.

Es dauerte jedoch noch einige Zeit, bis die wirkliche Ursache und der gesamte Umfang des Skandals, der als einer der schwersten Lebensmittel-Skandale in die Geschichte eingehen sollte, bekannt wurde.

Skrupellose Ölpanscher hatten Industrie-Rapsöl als „reines Oliven- bzw. Sonnenblumenöl“ verkauft. Nach einem jahrelangen aufwendigen Verfahren wurden am 20. Mai 1989 schließlich 13 der insgesamt 38 angeklagten „Ölfabrikanten“ für schuldig befunden und zu Gefängnisstrafen zwischen sechs Monaten und 20 Jahren verurteilt. Die außerdem festgelegten Entschädigungsgelder konnten nicht an die Opfer ausgezahlt werden, da die Verurteilten Konkurs angemeldet hatten.

Drei Jahre darauf verschärfte der Oberste Gerichtshof das Urteil und erhöhte die Haftstrafen für einige der Betroffenen auf bis zu 80 Jahre.

Da die Entschädigungsgelder für die Opfer nicht gezahlt werden konnten, hatten deren Anwälte inzwischen „wegen mutmaßlicher Fahrlässigkeit seiner Beamten“ gegen den spanischen Staat geklagt. Ein Urteil wurde jedoch erst am 26. September 1997,  rund 16 Jahren nach dem Giftskandal, gefällt.

Der spanische Staat hat bislang über 2,3 Milliarden Euro an die Opfer ausgezahlt. 36 Verfahren sind in diesem Fall bis heute noch nicht abgeschlossen und 300 Entschädigungsberechtigte haben bislang noch keinen Anspruch angemeldet.

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