31. Verleihung der Prinz von Asturien-Preise


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In Anwesenheit des Kronprinzenpaares und Königin Sofías

In Oviedo, der Hauptstadt von Asturien, wurden zum 31. Mal die „Premios Principe de Asturias“, die auch als spanische Nobelpreise gelten, vom spanischen Kronprinzen überreicht.

Oviedo – Die Konsequenzen der Wirtschaftskrise waren sowohl bei der Organisation der Festlichkeiten als auch außerhalb des Festsaales zu bemerken, wo schätzungsweise zweitausend Personen gegen die Einsparungen bei der Kultur protestierten. Auch in der Begrüßungsrede von Prinz Felipe und den Ansprachen von Antonio Muñoz, der mit dem Literaturpreis ausgezeichnet wurde, sowie der Soziologin Saskia Sassen (Preis für soziale Wissenschaft) wurde die Wirtschaftskrise thematisiert.

Der emotionellste Moment der Preisverleihung war zweifellos der Empfang der Vertreter der spanischen Blindenorganisation ONCE, welche den Prinz von Asturien-Preis für Eintracht erhielt. Die kleine Liv Parlee Cantin nahm die Auszeichnung strahlend aus den Händen des Thronfolgers entgegen, der ihr bewegt den Kopf  streichelte. Es war auch das erste Mal, dass ein Tier bei der Zeremonie anwesend war. María Cristina Lucchese, eine Vertreterin der ONCE, wurde von ihrem Blindenhund Brizzy begleitet.

Besondere Aufmerksamkeit in den Medien fand die Begeisterung der verschiedenen Wissenschaftler, die ihre Preise in Empfang nahmen. Eine Forschergruppe des Deutschen Max-Planck-Instituts erhielt den Prinz von Asturien-Preis für internationale Zusammenarbeit und Peter Higgs, Fran­cois Englert sowie Rolf-Dieter Heuer von der Europäischen Organisation für Nuklear-Forschung CERN konnten den Preis für wissenschaftliche und technische Forschung in Empfang nehmen.

Bei der Galaveranstaltung, die vom Präsidenten der Stiftung, Matías Rodríguez Inciarte eröffnet wurde, waren neben Prinz Felipe, Prinzessin Letizia und Königin Sofía auch Außenminister José Manuel García Margallo und Erziehungsminister José Ignacio Wert anwesend. Angesichts der massiven Proteste auf der Straße fiel der traditionelle Gang über den roten Teppich – vom Hotel zum Teatro Campomar – heuer aus. Die Ehrengäste wurden in Limousinen direkt in das Theater gefahren.

Im Namen der in diesem Jahr ausgezeichneten Gäste sprach der Schriftsteller Antonio Muñoz Molina, der in seiner Dankesrede kritische Akzente gegen die Kürzungen bei Erziehung und Kultur setzte. Er kritisierte die Situation in einem Land, das von der Krise geschüttelt wird und in dem die modernen Formen der Demagogie die frühere Missachtung der intellektuellen Arbeit abgelöst haben.

Saskia Sassen, für Soziale Wissenschaften ausgezeichnet, bezeichnete den Preis als aktive Hilfe in einer Zeit, in der die akademische Welt von allen Seiten angegriffen werde.

Prinz Felipe unterstrich bei seiner Begrüßungsrede, dass Begeisterung und Vertrauen  notwendig sind, um die Krise zu überwinden. Er lobte die Opferbereitschaft der Bürger und forderte sie auf, nicht aufzugeben und nicht den Mut zu verlieren. Er erwähnte als lebendiges Beispiel die Bewohner der Ortschaft von Agrois bei Santiago de Compostela, wo sich im Juli ein schreckliches Zugunglück ereignete. 79 Menschen kamen dabei ums Leben und Hunderte wurden verletzt. „Sie erteilten eine Lek­­tion von Courage und Solidarität, indem sie sofort auf die Gleise eilten, um dort Leben zu retten, Verletzten zu helfen und Verzweifelte zu trösten, noch bevor die Rettungskräfte eintrafen“, sagte der spanische Thronfolger wörtlich.

Prinz Felipe, ebenso wie König Juan Carlos, können selten für sich selbst, also mit ihren eigenen Worten reden.  Beim König ist es die Neujahrsansprache und für Prinz Felipe die Begrüßungsrede bei der Verleihung der Preise, die seinen Namen tragen. In der Regel sagen sie nur das, was ihnen die Außen-, Wirtschafts- oder Kultusministerien vorschreiben.

Die diesjährigen Preisträger waren:

• Michael Haneke, Filmschaffender – Kunst

• Annie Leibovitz, Fotografin – Kommunikation

• Antonio Muñoz Molina –  Literatur

• José María Olazábal – Sport

• Saskia Sassen – Sozialwissenschaften

• Peter Higgs, Francois Englert, Rolf-Dieter Heuser von der CERN, Entdecker des Elementarteilchens Higgs-Boson – Wissenschaftliche und Technische Forschung

• Max-Planck-Institut –  Internationale Zusammenarbeit

• Blindenorganisation ONCE – Eintracht

Der Prinz von Asturien-Preis wurde am 24. September 1980 in Oviedo/Asturien im Rahmen einer Feierstunde durch den spanischen Thronfolger Prinz Felipe in Anwesenheit des spanischen Königspaares ins Leben gerufen.

Ziel der Stiftung ist es, einen Beitrag zur Würdigung und Förderung aller zum Welterbe gehörenden wissenschaftlichen, kulturellen und humanistischen Werte zu leisten. Ausgezeichnet werden wissenschaftliche, technische, kulturelle, soziale und humanitäre Leistungen von Einzelpersonen, Arbeitsgemeinschaften und Institutionen, die auf internationaler Ebene beispielhaft sind.

Seit 1981 werden die Preise in acht Kategorien verliehen. Sie sind mit 50.000 Euro sowie einer von Joan Miró entworfenen Statue dotiert und werden im Rahmen einer Feierstunde durch den spanischen Thronfolger Prinz Felipe von Asturien überreicht.

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