70 Jahre Frieden in Spanien


Zum Jahrestag am 28. März

Am 28. März 2009 jährt sich der Tag, an dem die Nationalisten kampflos in Madrid einmarschierten, zum 70. Male. Franco verkündete am 1. April 1939 das Ende des Bürgerkrieges.

Madrid – Einer der grausams­ten und verlustreichsten europäischen Kriege, von den beiden Weltkriegen abgesehen, war zu Ende gegangen. General Franco – der selbsternannte Caudillo – war Diktator und Staatschef, und hatte die fast unlösbare Aufgabe, das Land wieder zu befrieden, die Wirtschaft in Gang zu bringen und die Menschen miteinander zu versöhnen. Die politische Stellung in Europa zu festigen war besonders schwer, weil kurz nach Ende des Bürgerkrieges der 2. Weltkrieg begann und die Achsenmächte von Franco massive Unterstützung verlangten.

Wie war es zum Bürgerkrieg gekommen? Seine Ursachen sind in der Rückständigkeit des Landes, in den gewaltigen sozialen Spannungen, der Verarmung der Arbeiterschaft, dem Verlust der letzten Kolonien im spanisch-amerikanischen Krieg 1898 und schließlich auch im maßlos angehäuften Reichtum der Industriellen im 1. Weltkrieg zu suchen. Das höhere Offizierskorps des Heeres hatte schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts viele Male zugunsten der Rechten und des Klerus geputscht, was man mit dem Wort „pronunciamiento“ bezeichnete. Der letzte große Putsch fand 1923 unter dem katalanischen Generalkapitän Miguel Primo de Rivera statt, um dem Land endlich eine friedliche Ordndung zu verschaffen. Primo de Rivera ernannte sich mit Einverständnis des Königs zum Diktator, scheiterte aber an fehlenden wirtschaftlichen und  politischen Fähigkeiten. Er dankte ab, und 1931 dankte ebenfalls der schwache König Alfonso XIII., der Großvater von König Juan Carlos ab. Schwere politische Unruhen und mehrere Regierungen folgten. Die Republik wurde ausgerufen. Es gab blutige Aufstände. Kirchen und Klöster wurden gebrandschatzt, tausende Kleriker wurden ermordet, ebenso rechte Politiker, Großgrundbesitzer und Geschäftsleute, sowie alle Angehörigen der Guardia Civil, deren man habhaft werden konnte. Als schließlich 1936 der Führer der Rechten, Calvo Sotelo, ermordet wurde, entschlossen sich die meisten hohen Militärs zum pronunciamiento. Die Volksfront aus Sozialisten, Kommunisten und anderen Linken hatte klar gemacht, dass die Diktatur des Proletariats errichtet werden soll (Largo Caballero, Vorsitzender der sozialistischen Partei PSOE, ab September 1936 Ministerpräsident, verkündete dies in den Cortes). So erhoben sich die Generale in ganz Spanien. Franco befand sich zu dieser Zeit – strafversetzt als Kommandeur und jüngster General der Armee – auf den Kanaren. Er übernahm die Aufgabe, mit den Elitetruppen der Marokkoarmee und der spanischen Fremdenlegion auf das Festland überzusetzen und sich den dortigen Truppen zum Marsch auf Madrid anzuschließen. Das gelang ihm nur mit der Unterstützung Hitler-Deutschlands, das zunächst 18 Ju52-Transportflugzeuge mit entsprechenden Begleitjägern und Flakgeschützen in einem Eiltransport zur Verfügung stellte. Diese Maschinen flogen innerhalb von drei Wochen alle Truppen aus Spanisch-Marokko auf das Festland. Der geplante Vormarsch auf Ma-drid ging nur langsam voran, die Hauptstadt konnte bis Kriegsende nicht eingenommen werden. Waffenhilfe erhielten die Nationalen durch die Italiener, die mit ca. 80 000 Soldaten und Milizionären eingriffen und durch die deutsche Legion Condor.

Diese Legion bestand zum größten Teil aus Luftwaffenverbänden, Bombern und Jägern, sowie Schlachtfliegern, Flak-Einheiten, einigen Panzerkompanien und Schulungsoffizieren. Im Laufe des Krieges erhielt die Legion Condor immer größere Befugnisse und beeinflusste mehrere große Schlachten erheblich. Die republikanische Luftwaffe wurde von den deutschen Jagdfliegern stark dezimiert, trotz ihrer zeitweiligen Luftüberlegenheit.

Die republikanische Armee war zunächst völlig desorientiert. Die meisten höheren Offiziere hatten sie verlassen. So ordnete die Regierung in Ma-drid die Auflösung der Armee an zugunsten von Milizen verschiedener Herkunft, internationaler Brigaden, anarchistischer Einheiten, die zum gro­ßen Teil als Partisanen tätig wurden, und neuer regulärer Truppen. Viele hohe Offiziere der Republikaner waren Sow­jetrussen oder in Russland geschulte Arbeiter-Soldaten, wie der berühmte Divisionskommandeur El Campesino. Die Sowjetunion unter Stalin, der an der Ausweitung der Sowjetherrschaft in Europa interessiert war, schickte direkt keine Truppen, aber Unmengen von Kriegsmaterial wie Flugzeuge („Rata“), Panzer (T 26) und Artillerie, sowie moderne Schnellfeuerwaffen. Das Sagen hatten überall russische Kommissare und KGB-Agenten, die ein strenges, oft blutiges Regiment führten. Die diszipliniertesten Truppen waren die Interbrigaden, von denen 2 aus deutschen Kommunisten bestanden, und zu denen auch 2 britische und 2 amerikanische Bataillone zählten.

Franco war inzwischen Oberbefehlshaber der Nationalarmee geworden und 1937 sogar Regierungschef der Nationalen.

Das Kriegsglück wogte auf und ab. Es gab mehrere schwere und äußerst verlustreiche Schlachten, wie die von Badajoz, die um den Alcazar von Toledo, die von Madrid, Bilbao, Brunete, Teruel und die Entscheidungsschlacht am Ebro. Die Schlacht um Madrid konnte nie gewonnen werden. Der Widerstand der Republikaner war erbittert, jeder der Waffen tragen konnte, auch Frauen, kämpfte an der Front. Die Schlacht am Ebro – zunächst mit 10facher Übermacht der Republikaner, – brachte nach 115 Kampftagen die absolute Luftüberlegenheit der Nationalen und den Sieg der Heeresverbände.

Die Roten verloren schließlich 80.000 Mann und  fast die ganze Luftwaffe. Das war für Stalin das Signal, sich aus dem Bürgerkrieg langsam zu verabschieden. Die Materiallieferungen tröpfelten nur noch, und schließlich wurde der Nachschub für die Republikaner aus dem Ausland gänzlich abgeschnitten, dank tausender Bomben auf die Mittelmeerhäfen.

Die Katalonien-Offensive mit 300.000 Mann, davon ca. 50.000 Italiener, begann am 23.12.1938. Am 27.1 erreichten die ersten Panzer Barcelona und bald darauf bat Präsident Azaña mit seiner Regierung um Asyl in Frankreich.

In Madrid kam es noch zu einem Aufstand gegen die Kommunisten, wobei über 1.000 Menschen starben, was aber wenig nützte, denn Franco verlangte eine bedingungslose Kapitulation. Am 28. März 1939 marschierten die Nationalen in Madrid ein und am 1. April wurde dann das Ende dieses schrecklichen Krieges verkündet.

Wahrscheinlich wurde durch den Sieg Francos verhindert, dass sich aus einer möglichen Volksfront-Regierung im Südwesten Europas ein kommunis­tisches Regime entwickelte, was den Achsenmächten, aber auch England und den Rechten Frankreichs, ganz und gar nicht gepasst hätte. Franco lehnte es ab, am 2. Weltkrieg teilzunehmen. Seine „Blaue Division“ an der Ostfront war nur eine kleine Geste im Vergleich zur deutschen und italienischen Waffenhilfe. Franco brauchte 35 Jahre als Diktator, um Spanien wieder aufzurichten. Sein Verdienst ist es, dass er König Juan Carlos aufgebaut hat und somit indirekt dem Land eine gut funktionierende Demokratie bescherte. Das allerdings hat auf beiden Seiten Millionen von Opfern gekostet. Die Aufarbeitung dieser Untaten und Verbrechen ist noch nicht abgeschlossen, wobei die verantwortlichen Behörden – wie man in der Presse liest – nur zögerlich an die Aufklärung herangehen.

Auf jeden Fall haben die 70 Jahre Frieden Spanien einen geachteten  Platz in Europa gebracht und das Volk aus der Massenarmut befreit.

Wolf von Blücher

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