8.000 Sahara-Kinder verbringen ihre Ferien in Spanien


© EFE

Aktion „Ferien in Frieden 2010“

Nachdem Spanien seine ehemalige Kolonie der Westsahara 1975 aufgab, annektierte Marokko das Wüstengebiet südlich seiner Grenze.

Madrid – Von den 400.000 Einwohnern flohen 100.000 vor den Marokkanern in die algerische Wüste, wo sie seither in Flüchtlingslagern bei Tindouf leben und überleben, und das auch nur durch die Hilfe internationaler Organisationen. Inzwischen hat sich die Zahl der Lagerbewohner auf 155.000 vermehrt, und besonders für die Kinder ist ein Leben in Armut und ohne Perspektiven bedrückend. Deshalb erinnert sich Spanien in jedem Sommer an die Fürsorgepflicht gegenüber seiner im Stich gelassenen Kolonie und bietet wenigstens einigen Tausend Kindern eine Zuflucht vor der unerträglichen Sommerhitze der Sahara. Die Kinder leben während der Ferien in spanischen Familien, die Reisekosten werden von Hilfsorganisationen und Gemeinden übernommen. Besonders die Kanaren bemühen sich um die Sahara-Kinder, da aufgrund der geographischen Nähe die Verbindungen nach Westafrika stärker sind als auf dem Festland. Viele Kolonialspanier, die 1975 die Sahara verlassen mussten, ließen sich auf den Kanaren nieder.

In diesem Jahr werden aber nur 8.000 Sahrauis, wie sie hier genannt werden, nach Spanien kommen können, das sind 1.000 weniger als in den vergangenen Jahren. Schuld sind die knappen Kassen in den Gemeinden, die sonst die Reisekosten bezahlen. Besonders teuer ist die Anreise von Tindouf auf die Kanarischen Inseln, da es keine Direktverbindung gibt und die Kinder über Spanien fliegen müssen. 1.100 Euro kosten Hin- und Rückflug, während die Reise nach Alicante oder Málaga oft schon für die Hälfte zu bekommen ist. Wie Isidoro Vegue, einer der Organisatoren der Koordinationsgruppe CEAS (Comisión Permanente de la Coordinadora Estatal de Asociaciones Solidarias con el Sahara) bekanntgab, ist es zumindest gelungen, behördliche Schwierigkeiten auszuräumen, die durch die neuen EU-Visa-Normen entstanden sind. So hat Spanien einen „kollektiven Passport“ für die Sahraui-Kinder zugelassen, damit nicht jedes Kind einen eigenen algerischen Kinderpass ausgestellt bekommen muss, und hat für das diesjährige Programm „Ferien in Frieden 2010“ außerdem dafür gesorgt, dass die vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung in Spanien in Sonderfällen verlängert werden kann, wenn ein Kind hier krank wird und eine entsprechende Behandlung im Flüchtlingslager nicht möglich ist. Dann darf das Kind bis zum Ende der Therapie in Spanien bleiben und wird vom staatlichen Gesundheitssystem kostenlos betreut. Vegue zeigte sich sehr erfreut, dass es trotz der Geldsorgen gelungen ist, diese Sonderregelungen möglich zu machen und auch in diesem Sommer wenigstens einigen Kindern des „vergessenen Volkes“ Ferien in einer anderen Welt zu ermöglichen, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kennen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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