Die mit dem Drogenschmuggel beschäftigten, rund um Gibraltar tätigen Organisationen sind wie Unternehmen aufgebaut
Cádiz – „Es handelt sich um ein perfekt hierarchisiertes Netz,“ so Miguel Gil, Chef der Einsatztruppe der Grenzkontrolle von Algeciras. Francisco Mena, Koordinator der Antidrogengruppe Nexos, fügt gegenüber der Zeitung El País hinzu: „Ein Handelsunternehmen, das geeignet ist, Arbeitsplätze zu schaffen.“ Die Rede ist von den Drogenbanden, die im Gebiet von Gibraltar und Cádiz tätig sind, und hauptsächlich von Marokko aus über den Seeweg Drogen nach Spanien schmuggeln.
Die Experten stellten die typische Struktur der „Drogen-Firmen“ vor. Zu den bestbezahlten Arbeitskräften gehören die Bootsführer der zweimotorigen halbstarren Schlauchboote, denen pro Trip bis zu 60.000 Euro gezahlt wird. Der beachtliche Lohn entspricht den hohen Anforderungen dieses Postens. Der Bootsführer muss in der Lage sein, sein Schlauchboot bei einer Geschwindigkeit von 60 Knoten (etwa 110 Stundenkilometer), meistens nachts, manchmal mit einem Grenzkontrollboot auf den Fersen, und immer mit einer illegalen und äußerst wertvollen Fracht von bis zu 1.200 kg Haschisch beladen, sicher an Land zu bringen.
Üblicherweise besteht die Besatzung aus bis zu drei weiteren Helfern, die sich um das Auftanken, das Überwachen der Ware, die mehrere Millionen Euro wert ist, oder die Kontrolle von Radar und Sonar kümmern, erklärte José Encinas von der Guardia Civil. Nach Angaben des Drogenexperten Mena beläuft sich deren Gehalt auf bis zu 5.000 Euro pro Transport.
Auf der untersten Gehaltsstufe befinden sich die Späher, die über die Präsenz von Polizeibooten oder die Packer an Land, die über das baldige Eintreffen des Schmuggelbootes informieren. Sie verdienen immerhin noch 1.000 Euro am Tag. Laut Encinas ist ihre Teilnahme besonders schwer nachzuweisen.
Die Packer, die innerhalb von zwei Minuten die Ware vom Schlauchboot auf die bereitstehenden Geländewagen umladen müssen, verdienen bis zu 3.000 Euro.
Ist ihre Aufgabe beendet, beginnt die der Fahrer. Der Drogenkonvoi besteht gewöhnlich aus bis zu drei Fahrzeugen. Der erste Wagen sorgt für „freie Fahrt“, an zweiter Stelle kommt das eigentliche Transportfahrzeug für das Rauschgift, am Schluss ein Wagen, der sich um eventuell verfolgende Polizeifahrzeuge kümmern soll. Die Fahrer, die sich durch eine waghalsige, vollkommen rücksichtslose Fahrweise auszeichnen, werden mit bis zu 6.000 Euro entlohnt.
Sie übergeben die Fracht an die Wächter der Drogendepots in Lagerhallen oder Bungalows, in denen die Pakete bis zu ihrem Weitertransport nach ganz Europa gelagert werden. Laut Mena variiert ihr Lohn je nach Drogenmenge und Zeit.
Die Organisationen werden von Personen mit oftmals skurrilen Spitznamen angeführt wie Iván Odero „Der Junge“ oder Abdellah „Der Messi“, teils in Haft, teils gesucht. Oftmals agieren sie wie Subunternehmer für größere Organisationen in Marokko.
Auf dieser höchsten Ebene teilen sie unter sich die Gewinne der Erträge aus dem Drogengeschäft auf, in dem ein Kilo Haschisch bis zu 2.000 Euro einbringen kann.
Doch gerade in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit, wie in La Línea de Concepción mit einer Arbeitslosenquote von rund 30%, werden die illegalen „Unternehmen“ nicht nur geduldet, sondern dank ihres Beitrages zur legalen Wirtschaft sogar beschützt, wie Drogenexperte Francisco Mena bestätigte.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]