Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung
Madrid – Bei der jüngsten PIRLS/IGLU-Studie, einer Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung, bei der in einem fünfjährigen Rhythmus das Leseverständnis der Schüler am Ende der 4. Jahrgangsstufe erfasst wird, konnte sich Spanien von 513 auf 528 Punkte verbessern. Trotzdem kam zutage, dass 20% der 9- und 10-jährigen Schüler und Schülerinnen Unsicherheiten beim Lesen aufweisen und nicht flüssig lesen. Dabei gab wiederum nur jeder Zehnte an, nicht gerne zu lesen, was unterhalb des Durchschnitts liegt.
Eigene Entwicklung maßgeblich
Trotz der Verbesserung in der Gesamtbewertung liegt Spanien weit hinter den Ländern, die in Sachen Leseverständnis am Ende der 4. Jahrgangsstufe das Ranking anführen, nämlich Russland, Singapur und Hongkong. Nach Angaben der Verfasser der Studie kommt der Vorsprung dieser Länder einer ganzen Jahrgangsstufe gleich. Übertroffen wird Spanien auch von Ländern wie Irland, Finnland, England, USA, Italien, Dänemark, Australien, Österreich und Deutschland.
Dirk Hastedt, Direktor der „International Association for the Evaluation of Educational Achievement“ (IEA), der Herausgeberin der Studie, warnte jedoch die Teilnehmerländer davor, sich ausschließlich an dem Ranking zu messen. Maßgeblich sei vielmehr die eigene Entwicklung.
José Saturnino Martínez, Professor an der Universität von La Laguna und Autor des Buches „La equidad y la educación“ (dt.: Die Gleichberechtigung und die Bildung) kommentierte einen weiteren Aspekt der Studie, nämlich, dass in Spanien weniger Unterschiede beim Lesen trotz unterschiedlichem wirtschaft-
lichem Hintergrund der Schüler bestehen. Martínez erklärte, die vom zuständigen Ministerium betriebene Chancengleichheit in der Bildung sei jedoch weniger dafür verantwortlich. Martínez führte diesen Umstand vielmehr darauf zurück, dass die weniger bevorzugten Kinder mehr, die stärker bevorteilten Kinder weniger leisten würden. Insgesamt mangele es jedoch an Leistungen in den spanischen Schulklassen. Gerade mal 8% der spanischen Schüler und Schülerinnen schafften es, den Prüfungstext richtig zu interpretieren, diesen mit anderen Texten in Verbindung zu bringen und die Sichtweise des Verfassers zu verstehen. In Singapur waren es dagegen 29% der Schüler und in Russland 26%, die ein solches Leseverständnis aufbrachten.
Bücher anbieten und Vorbild sein
Die Expertin Elisa Yuste zeigte sich nicht verwundert darüber, dass 20% der spanischen Schüler nicht flüssig lesen würden. „Das passt zum familiären Umfeld. Die Kinder konsumieren viele digitale Inhalte, insbesondere Videos, und die Eltern fördern das Lesen dann nicht mehr, wenn die Kinder lesen gelernt haben. Man muss am Ball bleiben. Wenn nicht, weichen sie auf Inhalte ab, bei denen man sich weniger Mühe geben muss. Allein das, was sie in der Schule lesen, reicht nicht aus,“ so die Expertin.
In dieser Hinsicht brachte die Studie zutage, dass spanische Schüler, in deren Zuhause eine Bibliothek mit 100 Büchern, davon 25 Kinderbüchern, vorhanden ist, den Gleichaltrigen um zwei Jahrgangsstufen voraus sein können. Auch die Kinder, in deren Familien Lesen als Genuss behandelt wird, schneiden besser ab. Insbesondere hier liege laut Yuste der springende Punkt: Förderten die Eltern das Interesse ihres Nachwuchses am Lesen, wie beispielsweise durch Besuche bei Buchmessen oder Bibliotheken oder durch Geschenke in Form von Büchern, würden sie die beste Basis für die Zukunft schaffen.
IEA-Direktor Henstedt bestätigte die Aussagen von Yuste und erklärte, je mehr Zeit die Eltern in die Förderung des Lesenlernens bereits bei Kleinkindern investierten, umso besser würden diese später lesen und verstehen.
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