Polizeiaktion gegen die „narcopisos“


Fast zeitgleich schlugen die Mossos in Barcelonas Stadtviertel Ravel zu. Die Einwohner zeigten sich erfreut über die Aktion, denn mit den „Drogenwohnungen“ hatte auch die Kriminalität zugenommen. Foto: efe

In Barcelona stürmten 700 Polizeibeamte 40 sogenannte Drogenwohnungen

Barcelona – Nach monatelangen Ermittlungen schlug die Einsatztruppe der Mossos d’Esquadra in Barcelonas Stadtviertel Raval zu und stürmte 40 „Drogenwohnungen“. Die Anwohner begrüßten den Zugriff, leiden sie doch schon seit Langem unter dem Drogenhandel und der wachsenden Kriminalität in direkter Nachbarschaft.

Der Begriff „narcopiso“ (Drogenwohnung) entstand im Sommer letzten Jahres. In Raval ebenso wie auch in bestimmten Stadtteilen anderer spanischer Großstädte, wie Puente de Vallecas und Lavapiés in Madrid, wurde der Drogenhandel in angemieteten oder leer stehenden Wohnungen zum akuten Problem. Ein Einwohner berichtete, er habe bis zu 50 Drogenabhängige gezählt, die innerhalb einer Stunde die Treppe hinauf- und wieder heruntergekommen seien. Die Kleinkriminalität in der Gegend hat erschreckend zugenommen. Die Konsumenten brauchten manchmal nur sieben, manchmal sogar nur fünf Euro für ihre Dosis. Kriminalität, Unsicherheit, unhygienische Zustände und Angst nahmen immer mehr zu. Die Mossos und die Bürgerpolizei stürmten vereinzelte Wohnungen und beschlagnahmten die „Ware“, benötigten jedoch für jeden Fall eine richterliche Genehmigung. Die Dealer wurden festgenommen. Doch damit war das Problem nicht gelöst: Die Junkies rückten einfach nach und übernahmen selbst das Geschäft.

Im April wurden groß angelegte Ermittlungen aufgenommen, um nun in den Großeinsatz mit Hubschrauber und großen Polizeifahrzeugen zu münden. Rund 700 Mossos hoben das Drogennest aus, das hauptsächlich von Dominikanern geführt wurde. 40 Wohnungen wurden gleichzeitig gestürmt und durchsucht, 55 Personen festgenommen, die Ware beschlagnahmt. Ein Teil der Wohnungen war illegal besetzt worden und wurde an die Eigentümer zurückgegeben, die restlichen Wohnungen versiegelt, sodass neue Eindringlinge sofort festgenommen werden dürfen.

Bürgermeisterin Ada Colau begrüßte den Zugriff, denn seit Jahresbeginn haben die Delikte in Barcelona um 19% zugenommen. Für eine Betreuung der Drogensüchtigen, die aus den Wohnungen auf die Straße geführt und dann sich selbst überlassen wurden, ist nicht gesorgt worden. Colau erklärte knapp, es gäbe ausreichend Mittel und Angebote.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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