Ermutigungen für 2011


Gedanken für mich ­– Augenblicke für Gott

In der ersten Ausgabe des Wochenblattes in diesem neuen Jahr, möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, die uns Wegweisung für die nächsten Tage, Wochen und Monate sein kann: Da kommt ein Wanderer an das Tor einer fremden Stadt.

Davor sitzt ein alter Torhüter, bei dem sich der Fremde erkundigt: „Wie sind denn so die Menschen in dieser Stadt?“ – „Ei, wie waren sie denn da, wo du jetzt herkommst?“, fragte der Torhüter zurück. Der Wanderer erwidert: „Sie waren grässlich eigensüchtig und voller Neid, und niemand ließ am anderen ein gutes Haar, und ständig wurde gestritten.“ – „Nun“, sagt da der Alte, „so ungefähr werden sie hier auch sein.“

Später kommt ein anderer Reisender vorbei und will ebenfalls wissen, was er denn von den Bewohnern dieser Stadt zu erwarten habe. Und der alte Greis, der seit vielen Jahren dieses Tor der Stadt hütet, richtet die gleiche Frage auch wieder an ihn: „Wie waren denn die Leute dort, wo du jetzt herkommst?“ Der andere Reisende entgegnet: „Die waren meist freundlich, und einer half dem anderen, wo er konnte, und man fühlte sich bei ihnen sehr, sehr wohl.“ Und der alte Wächter gab ihm am Tor die Auskunft: „So ungefähr werden sie auch hier sein.“

Vielleicht denken Sie jetzt: Eine merkwürdige Geschichte. Aber mir sagt sie ganz unmissverständlich: Es hängt sehr viel von mir selbst ab, wie meine Umgebung auf mich wirkt. Vielleicht sogar weit mehr, als mir dies oft selbst bewusst ist. Bin ich z.B. unausstehlich oder sorge ich vielmehr für ein freundliches und angenehmes Klima, eine menschliche Atmosphäre. Frei nach dem Motto: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!“ Des Weiteren sagt mir diese Geschichte auch: Es liegt ein großes Stück an mir und meiner Person, ob unsere Kinder lernen, alle nur möglichen egoistischen Bedürfnisse schnellstens zu befriedigen – oder ob sie sich auch mal dem Gedanken hingeben: Wie und wo kann ich auch mal was für andere tun? Prägen mich Werte wie Wahrheitsliebe und auch Güte, Toleranz und ein gewisses Maß an Sensibilität gegenüber anderen. Hier gilt doch in gleicher Weise: „Wie man in den Wald….“

Wenn wir fragen: Wie wird das Jahr 2011 sein?, dann können wir die Gegenfrage aufmachen: Wie war denn das Jahr 2010? Und die Antwort könnte dann sein: So ungefähr wie 2010 wird auch das Jahr 2011 sein – bedrohlich oder verheißungsvoll. Nicht alles, aber doch vieles liegt an mir selbst. Immerhin habe ich doch die Chance, mindestens einen kleinen Teil dieser Welt zu verbessern: nämlich mich selbst. Das neue Jahr 2011 gibt deshalb durchaus Anlass zur Zuversicht, denn es muss nicht alles so bleiben, wie es nun mal ist. Dazu ein paar Ermutigungen aus der Bibel:

Die Bibel verkündet keinen Gott, der unsere Wünsche erfüllt – auch wenn wir manchmal solche Erfahrungen machen sollten. Die biblische Botschaft spricht vielmehr von einem Gott, der zu seinen Zusagen steht, auch wenn er uns oft sehr fern und weit weg zu sein scheint. Was das heißt, das bringt der Apostel Paulus auf den Punkt, wenn er sagt: Er ist davon überzeugt, dass es nichts auf Erden gibt und dass auch niemand imstande ist, uns von Gottes Zuneigung und Liebe zu trennen, was immer auch passiert. Die Zusagen Gottes haben zum Ziel, dass unser Leben endgültig gelingt. Eine wunderbare Botschaft die Mut macht, mit viel Hoffnung und Zuversicht auch in dieses neue Jahr zu gehen. Denn Hoffnung haben bedeutet nicht, dass alles gut ausgeht, aber dass bei Gott alles einen letzten Sinn hat und sich nicht im Nichts und im Chaos verliert. Das ermutigt mich zu mehr Gottvertrauen, auch dann, wenn die Dinge anders kommen, als ich sie mir wünsche.

Und dann hoffe ich, dass ich es immer wieder schaffe, geduldiger mit den Menschen umzugehen und gelassener an Aufgaben heran zu gehen. Die Bibel legt uns nicht auf unsere Vergangenheit fest – weder persönlich, noch gesellschaftlich und auch nicht im Religiösen. „Denkt nicht an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, ich mache alles neu!“, so steht es beim Propheten Jesaja im Alten Testament. Und Jesus lädt uns ein: Fürchtet euch nicht! Habt Mut und Vertrauen! Zuversicht und Hoffnung!

Viele sind in diesen Tagen bereit, sich für andere zu engagieren und sich einzusetzen. Stichwort: Ehrenamt! Wer das macht, der nimmt Jesus beim Wort – „Ihr seid das Licht der Welt, das Salz der Erde!“ Oder ich könnte auch sagen: Der Zucker, der Kümmel, der Pfeffer… je nachdem, was man braucht um so mancher Geschmacklosigkeit zu begegnen und dem Leben zu mehr Geschmack zu verhelfen. In diesem Sinne: Ihnen viel Gutes – von Gott und den Menschen in diesem Jahr 2011.   

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

Diesen und frühere Artikel können Sie nachlesen unter: www.katholische-gemeinde-teneriffa.de oder www.wochenblatt.es

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