Der Goldschatz von Garachico


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Beim Vulkanausbruch vor 300 Jahren sank die Galeone „María Galante“

Das malerische Städtchen Garachico im Norden Teneriffas ist heute vor allem für seine schönen, durch erstarrte Lava geformten Felsenbäder bekannt. Ansonsten locken urige Fischlokale und elegante Landhotels die Touristen an. Doch von dem ehemaligen Weltstadtflair, das einst den wichtigsten Inselhafen umwehte, ist nichts mehr erhalten.

Garachicos Hafen war bis vor 305 Jahren auf der Route der spanischen Silberflotte ein wichtiger Anlaufpunkt auf dem Hin- sowie auf dem Rückweg von Amerika. In den Straßen herrschte bei der Ankunft der großen Schiffe reger Betrieb. Der Handel mit Tabak, Kakao, feinen Stoffen und all den exotischen Mitbringseln aus der Neuen Welt blühte, und Garachico wurde damals nicht umsonst „Puerto Rico“, der reiche Hafen, genannt. Es wird sogar erzählt, dass die Calle del Sol einst ganz mit Marmor ausgelegt war und nur die Oberschicht sie betreten durfte. Lediglich einmal die Woche durfte auch der Rest der Bevölkerung über diese elegante Straße flanieren. Ebenso wie viele andere Straßen, pompöse Herrenhäuser und der geschäftige Hafen wurde die Calle del Sol beim Vulkanausbruch 1706 von der Lava begraben.

Wie die kubanische Schriftstellerin Dulce María Loynaz berichtet, begann der 5. Mai 1706 wie ein schöner Frühlingstag. Im Hafen lagen eine venezianische Galeere, die orientalische Parfüms und getrocknete Feigen aus Izmir, sowie Ebenholz, Elfenbein und Perlmutt geladen hatte; ein Handelsschiff aus Flandern hatte kostbares Tuch, Samt, Spitzenborten und vieles mehr an Bord, das wohl der Graf von La Gomera für seine Töchter gekauft hatte. Doch das Schicksal hatte es anders bestimmt. Während die Bevölkerung die schmu­cken Schiffe im Hafen bewunderte, brodelte es bereits im Innern des Vulkans. Besonders ein Schiff zog an diesem Tag die Aufmerksamkeit auf sich – die große Galeone „María Galante“, die seit dem frühen Morgen exotische Waren entlud. Aus den Kolonien kamen kostbare Fächer, Filigranarbeiten, Kakaobohnen und Tabakpulver. Doch der kostbarste Schatz der „María Galante“ war das Gold für den spanischen König. Unschätzbar soll der Wert dieses Goldes gewesen sein, das die „María Galante“ sicher nach Spanien bringen sollte.

„Der Vulkan brach in den frühen Morgenstunden aus. Zwei Meilen von Garachicos Bergkette entfernt ergoss sich aus der Montaña de Trevejo ein ungeheurer Lavastrom, der zu­nächst das Dörf­­chen El Tan­que und dann die angrenzenden Felder und die Kirche verschluckte (…) Das Entsetzen der Menschen wuchs, als sich nach Stunden der Panik und Unsicherheit gegen neun Uhr abends sieben Lavaflüsse auf das Gebiet zwischen Barranco Hondo und San Nicolás ergossen. Der westlichste Lavastrom begrub schließlich den Hafen unter sich.“ So weit der Bericht eines Chronisten. Die glühende Lava aus den Adern des Vulkans löschte den Inselhafen aus und mit ihm verschwanden die Schiffe. Die „María Galante“ und ihr Gold wurden unter dem Lavastrom begraben.

Natürlich ist nur schwer festzustellen, an welcher Stelle die Galeone wirklich sank, denn in hektischer Eile versuchten die Seeleute am Morgen des 5. Mai 1706 noch, die Segel zu setzen und das Schiff mitsamt seinem Gold zu retten. Doch die „María Galante“ schaffte es nicht mehr, auszulaufen und wurde im Hafenbecken von der Lava eingekreist und schließlich verschluckt.

Schatzsucher von der Insel und vom spanischen Festland haben in Garachico schon Schächte gebohrt, um den Schatz zu finden. Mit modernen Maschinen erforschten sie den Lavaboden. Erfolglos. Sie alle wissen, dass unter Garachico ein großes Schiff ruht, das mit Unmengen an Gold beladen ist. Doch obwohl es so nah ist, wird es vermutlich ewig unerreichbar bleiben.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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