Archäologe zu zwei Jahren Haft verurteilt

Die gefälschten Schriftzeichen und Symbole weisen zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten auf. Die Urheber wollten mutmaßlich den Ergebnissen ihrer Arbeit eine historische und wissenschaftliche Bedeutung zuschreiben, die in Wirklickeit nicht besteht. Foto: EFE

Die gefälschten Schriftzeichen und Symbole weisen zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten auf. Die Urheber wollten mutmaßlich den Ergebnissen ihrer Arbeit eine historische und wissenschaftliche Bedeutung zuschreiben, die in Wirklickeit nicht besteht. Foto: EFE

Eliseo Gil fälschte römische Inschriften, welche die Entstehung der baskischen Schrift ins 3. Jahrhundert zurückverlegten

Bilbao – Im Juni 2006 meldeten baskische Archäologen einen außergewöhnlichen Fund. Die von der Grabungsfirma Lurmen mit Subventionen der baskischen Regionalregierung und der Provinzverwaltung von Álava unter der Leitung des Archäologen Eliseo Gil betriebenen Ausgrabungen der Überreste der römischen Siedlung Veleia, zehn Kilometer südlich von Vitoria, hatten – angeblich – 36 Tonscherben mit bedeutenden Inschriften zutage gefördert.
Die Inschriften enthielten lateinische Schriftzeichen, ägyptische Hieroglyphen und – sensationellerweise – auch baskische Worte. Die Fundstücke stammen aus dem 3., 4. und 5. Jahrhundert und schienen nahezulegen, dass die baskische Schriftsprache schon 800 Jahre früher entstanden ist, als bisher angenommen.
Doch die wissenschaftliche Sensation wurde als Betrug enttarnt, und nun, vierzehn Jahre später, liegt ein Urteil vor.
Es ist gerichtlich festgestellt worden, dass Gil oder seine Mitangeklagten die Inschriften selbst auf den Tonscherben angebracht hatten. Mehrere Zeugen, die an den Ausgrabungen beteiligt waren, sagten aus, sie hätten die Ausgrabung wegen der Unregelmäßigkeiten, die dort zu beobachten waren, verlassen. Die Inschriften wurden nie direkt bei der Ausgrabung entdeckt, sondern erschienen immer erst nach der späteren Reinigung der Stücke. Nachdem man schließlich Überwachungskameras auf dem Grabungsgelände installiert hatte, wurden jedoch keine weiteren Inschriften mehr gefunden. Die „archäologische Sensation” hielt dann auch der Untersuchung durch eine Kommission wissenschaftlicher Sachverständiger nicht stand. Diese kamen überein, dass die Inschriften auf den antiken Tonscherben aus der Neuzeit stammen.
Der leitende Archäologe Eliseo Gil wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Mittäter, Rubén Cerdán, der sich als in Tel Aviv ausgebildeter Nuklearphysiker ausgegeben und die Datierung der Inschriften bestätigt hatte, erhielt eine Strafe von einem Jahr und drei Monaten. Zudem müssen beide der Provinzverwaltung von Álava die 12.500 Euro zurückzahlen, die sie für das falsche Gutachten Cerdáns in Rechnung gestellt hatten.
Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft für Gil eine Haftstrafe von über sieben Jahren gefordert, doch die lange Prozessdauer von fast fünfzehn Jahren führte zu einer deutlichen Verringerung des Strafmaßes.
Ohne die sensationellen Inschriften enthalten die Funde, die in der alten Römersiedlung gemacht wurden, keine Besonderheiten. Dies spiegelt sich in der „Schadenersatzzahlung“, zu der Gil wegen der Beschädigung der 36 Tonscherben verurteilt wurde, wider: insgesamt 72 Euro.
Ein dritter Angeklagter, Oscar Escribano, räumte gleich zu Beginn der mündlichen Verhandlung ein, eine der Scherben, als Scherz, mit der Inschrift „Veleia“ versehen zu haben und akzeptierte eine Haftstrafe von einem Jahr.

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