1001 Ausreden, um keine Maske zu tragen

Touristen warten vor dem mittelalterliche Königspalast Alcázar von Sevilla auf Einlass. In der sommerlichen Hitze ist das Tragen von Masken besonders unangenehm, bleibt aber dennoch Pflicht. Foto: EFE

Touristen warten vor dem mittelalterliche Königspalast Alcázar von Sevilla auf Einlass. In der sommerlichen Hitze ist das Tragen von Masken besonders unangenehm, bleibt aber dennoch Pflicht. Foto: EFE

In mehreren spanischen Städten werden wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht täglich über hundert Geldbußen verhängt

Málaga – Trotz der steigenden Zahl der Corona-Infektionen in Spanien in den letzten Wochen und der Erklärung einiger Regionen zu Risikogebieten tut sich ein großer Anteil der Bevölkerung weiter schwer damit, eine der grundlegendsten Schutzmaßnahmen, das Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung, einzuhalten. Beweis dafür ist unter anderem die stetig steigende Zahl an Geldbußen, die wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht (ca. 100 Euro) erhoben werden. Seit der Einführung der landesweiten Tragepflicht an allen öffentlichen Orten innerhalb und außerhalb geschlossener Räume sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln häufen sich einerseits die Geldstrafen, mit der die Polizei der Nachlässigkeit der Bevölkerung entgegenzuwirken versucht, und andererseits der Einfallsreichtum, mit dem die Unwilligen versuchen, sich der Maskenpflicht zu entziehen.
Besonders deutlich zeigt sich das Laissez-faire im Hinblick auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im südspanischen Andalusien, wo die Polizei seit der Einführung der Maskenpflicht am 15. Juli bereits 3.295 Geldstrafen erhoben hat.
Die häufigsten Ausreden, mit denen die Ertappten versuchen, ihr Vergehen zu rechtfertigen, sind dabei Sätze wie „Ich komme gerade von…“, „Ich habe gerade erst das Haus verlassen…“ oder „Ich gehe doch nur zu…“.
Die Polizisten sehen sich derweil damit konfrontiert, dass sie, abgesehen von ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich dem Schutz der Bevölkerung im Zusammenhang mit Straffällen, nun zusätzlich auch die pädagogische Aufgabe übernehmen müssen, immer wieder neu auf die Maskenpflicht hinzuweisen und diese zu begründen. Denn natürlich wird nicht jeder sofort bestraft, der ohne Maske erwischt wird.
Aus Polizeikreisen hieß es, man sei immer zuerst bemüht, an das Verantwortungsbewusstsein der Betreffenden zu appellieren und sie zum Einhalten der Regelung zu bewegen. Wer dann allerdings immer noch kein Einsehen zeigt und gar ausfallend wird oder gar keine Maske bei sich hat, der komme um die Geldstrafe nicht herum.
So kommt es, dass beispielsweise in Urlaubshotspots wie Málaga momentan täglich mehr als 150 Bußgelder verhängt, in Valencia sind es sogar mehr als 200. Für Aarón Cano, den Stadtbeauftragten für öffentliche Sicherheit von Valencia, verdeutlichen die Zahlen, dass „die Bevölkerung den Respekt vor dem Virus verloren hat“. „Es geht hier doch nur um diese einfache Handlung, im öffentlichen Bereich eine Maske zu tragen, das ist doch nicht so kompliziert“, so der Stadtbeauftragte. Mehrere Gemeinden versuchen nun mit Aufklärungskampagnen Unwillige zur Vernunft zu bewegen.
Keine leichte Aufgabe, denn der Erfindungsreichtum in Sachen Ausreden wird immer gewagter. Eine der gängigsten Vorgehensweisen ist das Tragen eines Getränks, während man durch die Straßen flaniert. Dadurch kann immer argumentiert werden, man sei doch gerade dabei, etwas zu trinken, ein Umstand, für den eine Ausnahmeregelung im Hinblick auf die Maskenpflicht gilt. Stundenlang könne dieses Argument jedoch nicht gelten, wird seitens der Polizei gewarnt.
Nach Angaben der Sicherheitskräfte von Málaga ist die Unwilligkeit, eine Maske zu tragen, besonders unter jungen Leuten zwischen 15 und 25 Jahren weit verbreitet. Insbesondere an den Wochenenden müssen dabei nicht nur Unvernünftige wieder und wieder dazu angehalten werden, die Pflicht einzuhalten, sondern auch vielerorts Ansammlungen junger Trink- und Feierfreudiger an Stränden und abgelegenen Orten aufgelöst werden.
„Es gibt zahlreiche Fälle, und für uns ist es unmöglich, überall gleichzeitig zu sein“, erklärte in diesem Zusammenhang der stellvertretende Polizeichef von Málaga. „Schließlich gibt es auch weiterhin Raubüberfälle, häusliche Gewalt, Verkehrsunfälle, Alkoholmissbrauch… und wir schaffen es einfach nicht, allem gleichermaßen gerecht zu werden.“
Täglich patrouillieren 120 Beamte der Lokalpolizei in der 600.000-Einwohner-Stadt und geben ihr Bestes. „Worum es uns wirklich geht, ist, dass die Bevölkerung nicht aufgrund von Polizeidruck die Maskenpflicht einhält, sondern erkannt wird, dass es eine Frage des Verantwortungsbewusstseins ist, das der gesamten Bevölkerung zugutekommt“. Es gehe hier doch einfach um ein Mindestmaß an Empathie und gesundem Menschenverstand, wird seitens der Polizei appelliert.

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