Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen?

Die Infektionszahlen in Seniorenheimen sind in den vergangenen Wochen wieder angestiegen. Foto: efe

Die Infektionszahlen in Seniorenheimen sind in den vergangenen Wochen wieder angestiegen. Foto: efe

Fünf autonome Regionen fordern verpflichtende Impfung für medizinisches und Pflegepersonal

Madrid – Obwohl sich Spanien vor allem im Europavergleich zu einem wahren Musterschüler in Sachen Impfdisziplin seiner Bevölkerung entwickelt hat, wird auch hierzulande inzwischen eine Debatte um eine mögliche Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen geführt. Grund dafür sind die in den letzten Wochen insbesondere in Senioren- und Pflegeheimen erneut gestiegenen Infektionszahlen, was der Regierung große Sorge bereitet. Auch fünf Regionalregierungen haben sich inzwischen deutlich für eine Impfpflicht ausgesprochen, die, ebenso wie in Frankreich bereits üblich, für medizinisches und Pflegepersonal gelten soll.
Das Gesundheitsministerium hält hingegen vorerst weiter an seinem bisherigen Versprechen fest, eine Impfpflicht nicht einführen zu wollen. Allerdings wird nun geprüft, welche Möglichkeiten es gibt, die Schutz- und Kontrollmaßnahmen in medizinischen und sozialen Zentren zu erhöhen, um besonders gefährdete Gruppen besser zu schützen.

Den bislang entschiedensten Vorstoß in Sachen Corona-Impfpflicht für medizinisches und Pflegepersonal hat die galicische Regierung gewagt. Ein diesbezüglich verabschiedetes Gesetz wurde jedoch kurz darauf wieder vom Verfassungsgericht einkassiert. Galicien-Chef Alberto Nuñez Feijóo gab in diesem Zusammenhang zwar zu, das Gesetz sei als nicht rechtmäßig angesehen worden, er sei jedoch dennoch für die Einführung einer Impfpflicht in bestimmten Sektoren. „Wenn Sie meine Meinung wissen wollen: In bestimmten Fällen, in denen die Arbeit nur im direkten Kontakt mit gefährdeten Personen durchgeführt werden kann, z. B. mit Kranken, sollte das öffentliche Gesundheitswesen mehr wiegen als die Entscheidung eines Einzelnen, ob er sich impfen lässt oder nicht“, erklärte er.

Ähnlich sieht es auch die Regierung im südspanischen Andalusien, die ebenfalls beantragt hat, die obligatorische Impfung von medizinischem und Pflegepersonal einführen zu können, ein Anliegen, bei dem sie von den Arbeitgeberverbänden unterstützt wird. In diesem Sinne wird auch in der autonomen Region Murcia geprüft, welche Chancen es gibt, eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitsdienst umzusetzen, einem Beispiel, dem sich jüngsten Informationen zufolge nun auch die kanarische Regierung angeschlossen hat. Kanaren-Chef Ángel Víctor Torres erklärte, bestimmte Berufsgruppen sollten sich impfen lassen müssen, wenn sie beim Ausüben ihrer Tätigkeit in direktem Kontakt mit Menschen stehen.

Miguel Ángel Revilla, der Chef der Regionalregierung von Kantabrien, geht als einziger führender spanischer Politiker sogar noch einen Schritt weiter und fordert Mitte August, die Corona-Impfung sollte nicht nur für das Gesundheits- und Pflegepersonal verpflichtend sein, sondern für die gesamte Bevölkerung.

Gänzlich gegen eine Impfpflicht jeglicher Art sind hingegen die Regierungen der autonomen Regionen Katalonien, Castilla-La Mancha und Baskenland.

Auf Zentralebene wird derweil darauf gesetzt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, strengere Kontrollen nicht geimpfter Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einzuführen, um gefährdete Personen vor einer Ansteckung zu schützen. Zur Debatte steht dabei unter anderem, dass die betreffenden Mitarbeiter sich zweimal wöchentlich testen lassen müssen bzw. sogar ein Angebot auf einen Arbeitsplatzwechsel erhalten, sodass sie nicht mehr in direktem Kontakt mit gefährdeten Personen arbeiten müssen.

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