Die Untersuchung der Missbrauchsfälle durch den Ombudsmann gewährleiste Neutralität und verhindere Parteistreitigkeiten
Madrid – Die von Regierungschef Pedro Sánchez angestrengte Initiative, die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche durch eine unabhängige Kommission unter der Leitung des Ombudsmanns untersuchen zu lassen, stößt besonders bei Betroffenen und Opferverbänden auf großen Zuspruch. Man setze große Hoffnungen in das Vorhaben, hieß es in dem Zusammenhang unter anderem. „Eine Figur wie der Ombudsmann verleiht der Untersuchung Neutralität und Ansehen, die nicht durch Parteistreitigkeiten getrübt werden sollte“, erklärte Ernesto Pérez Zúñiga der spanischen Tageszeitung El País gegenüber. Der spanische Schriftsteller wurde selbst Opfer des Missbrauchs durch Maristenbrüder in den 1980er-Jahren in Granada.
Auch andere Opfer haben sich öffentlich dazu geäußert, wie positiv sie die Tatsache sehen, dass der Bürgerbeauftragte mit den Untersuchungen betraut werden soll. „Die Offenheit des Bürgerbeauftragten für den Dialog und seine Fähigkeit, zuzuhören, können ihn zu einer notwendigen Person machen, um Brücken des Dialogs und der Kommunikation zwischen den Opfern, der Kirche und der Zivilgesellschaft zu bauen“, erklärte in diesem Sinne Leonor García, die im Alter von acht Jahren in einem Tuberkulose-Sanatorium in Bilbao sexuell missbraucht wurde. Diese Maßnahme garantiere eine unparteiische Bearbeitung des Themas, so die weit verbreitete Ansicht von Betroffenen.
Über die Initiative der regierenden Sozialisten soll in den kommenden Wochen im Abgeordnetenkongress entschieden werden. Die Aussichten auf Erfolg sind groß, denn selbst Parteimitglieder von Unidas Podemos, ERC und EH Bildu, die selbst vor einiger Zeit den Vorschlag eingebracht haben, eine parlamentarische Untersuchungskommission mit der wichtigen Aufgabe zu betrauen, zeigen sich bereit, die Initiative der Sozialisten zu unterstützen. „Wir sind der Meinung, dass alle in diesem Zusammenhang angekündigten Initiativen zu begrüßen und durchaus miteinander vereinbar sind“, erklärte in diesem Sinne beispielsweise Mertxe Aizpurua, Fraktionssprecherin von EH Bildu im Kongress.
Nur die konservative Opposition stellt sich quer. Sexueller Missbrauch in der Kirche solle nicht gesondert behandelt, sondern gemeinsam mit allen anderen Fällen von Kindesmissbrauch in Spanien untersucht werden, meinte in diesem Zusammenhang der noch PP-Chef Pablo Casado.
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