Palast diktiert Ex-König Schreiben über seine Zukunft

Der emeritierte König Juan Carlos auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2018 Foto: EFE

Der emeritierte König Juan Carlos auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2018 Foto: EFE

Nach Einstellung der Korruptionsermittlungen gegen Juan Carlos I. erklärt sich der Ex-Monarch bereit, im Exil zu bleiben

Madrid – Das viel diskutierte Schreiben, in dem der emeritierte spanische König Anfang März, kurz nach Einstellung der Korruptionsermittlungen gegen ihn, seinen Sohn Felipe VI. über seinen Entschluss informierte, weiterhin „dauerhaft und beständig“ in seinem Exil in Abu Dhabi bleiben und lediglich „häufig“ nach Spanien reisen zu wollen, wurde jüngsten Meldungen zufolge im Zarzuela-Palast verfasst.

Demnach wurde der Entwurf des Schreibens vom Königshaus in enger Abstimmung mit der Regierung angefertigt
und dem ehemaligen Staatschef von seinem Anwalt Javier Sánchez-Jungo und dem ehemaligen Direktor des nationalen Geheimdienstes CNI, General Féliz Sanz Roldán, persönlich zur Unterzeichnung in die Vereinigten Arabischen Emirate gebracht. Ursprünglich hatten der Anwalt und der General lediglich geplant, dem Vater des heutigen spanischen Königs die beiden Dekrete der Staatsanwaltschaft zu überbringen, mit denen die Ermittlungen gegen ihn eingestellt wurden. Letzten Endes hatten sie jedoch auch das Schreiben dabei, in dem Juan Carlos I. offiziell seine Zukunftspläne ankündigt.

Aus Regierungskreisen verlautete, Juan Carlos habe den Entwurf nach kurzer Durchsicht akzeptiert, was allerdings auch nicht weiter verwunderlich sei, da der emeritierte König „diszipliniert“ sei und anerkenne, dass Felipe VI. nicht nur den Titel des Staatsoberhauptes innehabe, sondern auch das Oberhaupt der königlichen Familie sei.
Obwohl Regierungspräsident Pedro Sánchez offiziell lediglich erklärte, ihm sei der Inhalt des Schreibens nur sinngemäß bekannt gewesen, hieß es aus regierungsnahen Kreisen, die Grundzüge des Schreibens seien nicht nur bekannt, sondern auch mit der Regierung abgestimmt gewesen. Wahr ist jedoch auch, dass sich die nun im Schreiben offiziell verkündete Entscheidung des emeritierten Königs bereits seit Monaten abzeichnete: Er würde nicht sofort nach Spanien zurückkehren, obwohl seine rechtliche Situation mit der Einstellung der Ermittlungen, sowohl durch die spanische als auch durch die schweizerische Staatsanwaltschaft, geklärt war, aber er würde seine Familie und Freunde besuchen können. Außerdem würde Juan Carlos I. nicht in öffentliche Ämter zurückkehren und folglich auch nicht wieder die offiziell vorgesehene Vergütung von fast 200.000 Euro pro Jahr erhalten, die ihm sein Sohn im März 2020 aberkannt hatte. Sollte er nach Spanien zurückkehren, würde er weder im Zarzuela-Palast noch in einem anderen Sitz des nationalen Erbes wohnen.

Dies waren die Bedingungen, die das Königshaus mit dem Regierungschef in La Moncloa vereinbart hatte und die nun von Juan Carlos I. akzeptiert wurden. Inoffiziellen Quellen aus seinem Umfeld zufolge, hat der emeritierte König bereits akzeptiert, dass er einige Zeit in Abu Dhabi leben muss, wo er alle Annehmlichkeiten, medizinische Versorgung und Privatsphäre genießt, die anderswo für ihn in seiner Situation nicht so leicht zu finden seien.

Würde er in Spanien leben, würde dies nicht nur das Interesse der Medien auf sich ziehen, sondern auch die Debatte über seinen Lebensunterhalt neu entfachen, schließlich verfügt er über keine bekannte Einnahmequelle. Außerdem wäre er dadurch erneut auch steuerlich wieder in Spanien ansässig, was zu einer Steuerprüfung führen könnte.

All diese Umstände seien Regierungschef Pedro Sánchez bekannt gewesen, so berichtete die spanische Tageszeitung „El País“ in dem Zusammenhang.

Was der Regierungschef nach eigenen Worten jedoch nicht wusste, war der Absatz des Briefes, in dem Juan Carlos wörtlich erklärte: „Ich bin mir der Tragweite für die öffentliche Meinung durch die Ereignisse, die sich in meinem Privatleben zugetragen haben und die ich zutiefst bedauere, bewusst.“ Diese anklingende Entschuldigung ging weit über die öffentliche Erklärung hinaus, die der Regierungschef in Wahrheit von ihm gefordert hatte.

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