Um eine Pottwal-Kolonie in der Straße von Gibraltar zu schützen, werden Schifffahrtsrouten modifiziert
Zwar gibt es nicht viele dokumentierte Zusammenstöße von Walen und Schiffen in der Meerenge von Gibraltar, eine der meist befahrenen Wasserstraßen der Welt. Doch wissen die verschiedenen Verbände und Organisationen, die sich dem Schutz von Meeressäugern verschrieben haben, dass die Kollisionen insbesondere in dem fraglichen Gebiet sehr viel häufiger vorkommen als angenommen und meist den Tod des Meeressäugers zur Folge haben.
Madrid – Die Tatsache, dass die „Straße von Gibraltar“ der Lebensraum von etwa 25 Pottwalen ist, eine vom Aussterben bedrohte Walart, hat die spanische Regierung jetzt dazu bewogen, die in der Zone geltenden Schifffahrts-Normen zu modifizieren. Diese weltweit fast einzigartige Initiative ist nicht zuletzt der Arbeit des Zentrums für die Erhaltung, Information und Untersuchung von Walen, Circe, zu verdanken, das seit 1996 die Wale in der Meerenge von Gibraltar beobachtet und untersucht. Das dem Verteidigungsministerium unterstehende Instituto Hidrográfico de la Marina hat nun in seinem jüngsten Anzeiger „einen ausdrücklichen Warnhinweis an Kapitäne“ gerichtet und das Gebiet zur „kritischen Zone aufgrund der Präsenz von Walen“ erklärt. Das bedeutet unter anderem, dass die Tausende von Fracht- und Fährschiffen in der Straße von Gibraltar eine Geschwindigkeit von 13 Knoten (24 km/h) nicht überschreiten dürfen und „höchste Wachsamkeit“ walten lassen müssen. Renaud de Stephanis, Circe-Vorsitzender und Meeresbiologe, bezeichnete die Maßnahme als „historisch“. „Bislang haben nur die Vereinigten Staaten eine ähnliche Initiative durchgeführt“, erklärte er unter anderem. „Die Maßnahme ist von großer Wichtigkeit, denn viele Kapitäne wussten bislang überhaupt nicht um den Lebensraum der Pottwale und jetzt können sie umsichtiger fahren.“ Parallel zur Entscheidung der spanischen Marine, hat das Umweltministerium kürzlich außerdem ein Königliches Dekret zum Walschutz vorgestellt, demzufolge Schiffe sich Walen nicht mehr als 60 Meter nähern dürfen und im Falle einer Walsichtung ausweichen müssen. Das beinhaltet unter anderem auch, dass unter Umständen verschiedene Routen der Fähren zwischen Marokko und Spanien modifiziert werden müssen. Des Weiteren wurde die Fütterung der Meeressäuger sowie die Verwendung von Sonden, um die Tiere zum Auftauchen zu bringen, unter Verbot gestellt.
Whale Watching-Touren
Diese Maßnahmen betreffen auch die in touristischen Küstenorten so beliebten und für die Organisatoren so lukrativen Whale Watching-Touren. So auch auf den Kanaren, wo die Ausflüge „zur Beobachtung von Meeressäugetieren in ihrem natürlichen Umfeld“ den Touristen als besonderer Leckerbissen angeboten werden. Viele sind sich dabei überhaupt nicht des Stresses und der Gefahr bewusst, die diese Ausflugstouren für Wale und Delfine bedeuten. Erstmalig wird das Tun und Walten der Veranstalter dieser Touren nun vonseiten der spanischen Regierung extrem eingeschränkt.
Kanaren um eine Nasenlänge voraus
Die kanarische Regierung hatte allerdings bereits im Jahr 2000 ein Dekret erlassen, wonach die Walbeobachtungen relativ strengen Auflagen unterliegen. Das Dekret 178/2000 der kanarischen Umweltbehörde legt nicht nur fest, dass alle Ausflugsboote über eine entsprechende Sondergenehmigung für Walbeobachtungstouren verfügen müssen. Es beinhaltet auch Einschränkungen wie z.B., dass die Boote nicht näher als 60 Meter an die Wale heranfahren dürfen. Auch bei Beobachtungen aus der Luft muss ein Abstand von 1.500 Fuß eingehalten werden. Schiffe müssen im Umkreis von 500 Metern die Motoren ausschalten und dürfen sich in diesem Abstand zu den Walen nicht länger als eine halbe Stunde aufhalten. Des Weiteren dürfen Boote, die von einem Delfinschwarm in einem Abstand von weniger als 60 Metern begleitet werden weder die Fahrt beschleunigen noch den Kurs ändern. Dies sind nur einige der Verhaltensregeln, die durch dieses Dekret festgelegt sind. Auf den Kanarischen Inseln wird die Belästigung der Meeressäuger in ihrem natürlichen Lebensraum geahndet. Wer im Kreis um eine Gruppe von Walen herumfährt, den Tieren den Weg abschneidet, sie aufschreckt oder anlockt, sie füttert, riskiert eine saftige Strafe. Den Meeressäugern wird das zunehmende Eindringen des Menschen in ihren Lebensraum oftmals zum Verhängnis. Erst vor wenigen Tagen wurde in den Hafen von Las Palmas ein 18 Meter langer und 22 Tonnen schwerer Finnwal geschleppt, der sich in den Bug eines Fährschiffes verhakt hatte und elendig verendet war. Daher sind jegliche Maßnahmen zum verstärkten Schutz dieser Meeresbewohner, ob spanienweit oder auf regionaler Ebene, begrüßenswert.
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