Er lagert vorübergehend im Kultusministerium
An Bord von zwei Hercules-Frachtmaschinen ist der Goldschatz der „Nuestra Señora de las Mercedes“ vom amerikanischen Tampa nach Spanien gebracht worden, nachdem ein amerikanisches Gericht auch den letzten Einspruch des Unternehmens Odyssey Marine Exploration abgeschmettert hatte(das Wochenblatt berichtete.
Madrid – Vom Militärflughafen Torrejón de Ardoz bei Madrid wurden die Behälter mit den rund 600.000 Gold- und Silbermünzen unter der Aufsicht von Beamten der Guardia Civil auf Tieflader verfrachtet und zunächst in vorbereitete Lagerräume des Kultusministeriums gebracht. Weitere Auskünfte wollte die Regierung nicht geben. Angesichts des enormen Wertes der Fracht sollten keine Begehrlichkeiten geweckt werden.
Der 25. Februar war ein ganz besonderer Tag, denn so etwas hat es zuvor noch nie gegeben. Kein anderer Schatz hat ein derartiges Aufsehen erregt, und niemals hat Spanien so hart und vor allem so lange vor der Justiz um ein Kulturgut gekämpft. Fünf Jahre lang wurde in den USA durch sämtliche Instanzen gegen die „Schatzsucher“ von Odyssey Marine Exploration geklagt, um die wertvolle Fracht der „La Mercedes“ nach Spanien zurückzubringen. Nun müssen die Münzen von Experten aus verschiedenen Ministerien katalogisiert und bewertet werden.
Der spanische Botschafter in Washington, Jorge Descallar, brachte die Freude Spaniens über die Rückkehr des Schatzes nach mehr als zweihundert Jahren zum Ausdruck. „Es ist ein ergreifender Moment für mich. Heute wurde der Auftrag der „La Mercedes“ erfüllt. Eine Reise, die vor zweihundert Jahren begann, ist jetzt zu Ende gegangen. Wir haben ein historisches Erbe zurückbekommen. Das ist kein Schatz, sondern unsere Geschichte.“
Er unterstrich erneut die Unterstützung von drei Ministerien der amerikanischen Regierung – Kultur-, Außen- und Verteidigungsministerium und lobte die großartige Arbeit des Rechtsanwalts James Goold, der die Interessen Spaniens erfolgreich vertreten hatte und ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war.
Dann prasselten die Fragen der Medien auf den Botschafter ein: „Was geschieht jetzt mit dem Schatz? Werden die Spezialisten künftig die gefundenen Schätze wegbringen, ohne darüber zu informieren und sie auf dem Schwarzen Markt verkaufen? Hätte Odyssey den Schatz nicht gehoben, hätte Spanien ihn ans Tageslicht gebracht?“ Einer der Journalisten erklärte, er könne die Euphorie nicht begreifen, die jetzt in Spanien herrsche. „Eine amerikanische Firma hebt den Schatz, er wird ihr abgenommen, und sie erhält keinerlei Entschädigung für ihre Arbeit. Und nun heißt es noch aus Spanien, es wäre besser gewesen, den Schatz auf dem Meeresgrund zu lassen, dabei hat man nichts dazu getan, um das Staatsvermögen zu retten.“
Der Botschafter versuchte diese Zweifel auszuräumen und erklärte, was die Odyssey gefunden habe, sei kein Geld gewesen, sondern die Geschichte. Das Schicksal der Besatzung, die am 5. Oktober 1804 starb, als die „La Mercedes“ versank, nachdem sie von Kanonenkugeln der englischen Flotte getroffen wurde.
Der andere Schatz liegt in Gibraltar
Als die Odyssey den Schatz der „La Mercedes“ gehoben hatte, wurde er zunächst nach Gibraltar gebracht. Eine Boeing hatte 2007 die Münzen – 17 Tonnen Gold und Silber – in geheimer Mission in die USA ausgeflogen, doch zahlreiche Objekte aus dem versunkenen Schiff blieben dort zurück. Jetzt hat die Gemeinde San Roque bei Cádiz die spanische Regierung aufgefordert, die Herausgabe von insgesamt 59 Objekten zu verlangen, die ebenfalls von der versunkenen Fregatte stammen. Es handele sich um Gegenstände von geringem wirtschaftlichem, jedoch von unschätzbarem archäologischem Wert und reiche von Vergrößerungsgläsern, diversen Holzteilen, Metallschrauben, Keramikteilen und einer Glasflasche bis hin zu Goldschmuck. Die Regierung von Gibraltar hat inzwischen erklärt, bei ihr befinde sich kein einziges Teil des Schatzes der „La Mercedes“, man wisse nicht einmal, ob solche überhaupt existierten.
Geschenk an die USA
Im Rahmen einer Pressekonferenz hat José Ignacio Wert, Minister für Kultur, Erziehung und Sport, mitgeteilt, dass sich die spanische Regierung mit dem Gedanken trage, einen kleinen Teil der Münzen der amerikanischen Regierung als Zeichen der Dankbarkeit für ihre Unterstützung zu schenken. Außerdem kündigte er an, man wolle von Odyssey die Erstattung der enormen Gerichts- und Anwaltskosten verlangen. Wert lehnte es jedoch ab, die Höhe dieser Kosten zu benennen.
Die stellvertretende Direktorin des Archäologischen Nationalmuseums, Carmen Marcos, erklärte den Medien, einige der Münzen seien von Odyssey bereits restauriert worden. Konkret 212 Goldmünzen mit Bildnissen von Carlos III und Carlos IV sowie 5.163 Silbermünzen. Der Rest sei teilweise stark beschädigt und müsse ebenfalls restauriert werden.
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