Zwei Jahrhunderte Weihnachtslotterie in Spanien


© EFE

Die „Lotería de Navidad“ wird über 2,5 Milliarden Euro an die Gewinner auszahlen – 720 Millionen beträgt allein der Hauptpreis

Was wäre Weihnachten in Spanien ohne die traditionsreiche Weihnachtslotterie, den „Sorteo Extraordinario de Navidad“, denn schließlich ist diese Verlosung als die größte Lotterie der Welt bekannt.

Madrid – Jedenfalls ist die Begeisterung der Menschen dafür sicherlich die größte der Welt, denn jedes Jahr fiebern Millionen Spanier am Morgen des 22. Dezember der Ziehung der Gewinnzahlen entgegen. Seit Monaten schon können die Lose erworben werden, und es gibt nur wenige Menschen im Land, die sich nicht wenigstens ein Los für diese wichtigste Ziehung des Jahres kaufen. Die „Lotería de Navidad“ lädt alle zum Träumen ein, obwohl sie nur wenige wirklich reich macht, denn auch wer ein Zehntellos (Preis: 20 Euro) des berühmten „dicken“ Hauptgewinns besitzt, bekommt dafür „nur“ 300.000 Euro.

Letzte Lotterie ohne Besteuerung

Der Countdown für die vorerst letzte Weihnachtslotterie ohne Besteuerung in Spanien läuft. Am 22. Dezember 2012 wird die berühmte „Lotería de Navidad“ 2,52 Milliarden Euro an die Gewinner verteilen, davon enfallen allein 720 Millionen auf den „fetten“ Hauptpreis „El Gordo“. Nach einem Beschluss der Regierung Rajoy werden Lotteriegewinne über 2.500 Euro ab dem kommenden Jahr mit 20 Prozent besteuert. Das bezeichnete der Präsident der staatlichen Lotteriegesellschaft, José Miguel Martínez, in Anbetracht der durch die Wirtschaftskrise bedingten Notlage vieler Menschen im Lande als „solidarische Steuer“. Da der Großteil der Gewinne der Weihnachtslotterie niedriger als 2.500 Euro ausfallen, hoffe man, dass der Losverkauf durch diese Maßnahme nicht zurückgeht. Im Vergleich zum letzten Jahr sei der Verkauf dieses Jahr nur leicht zurückgegangen, merkte er an.

Lange Tradition

Kaum jemand weiß wohl, dass die Lotterie aus einem finanziellen Engpass heraus entstanden ist. Ciriaco González Carvajal, Minister für die Übersee-Besitze der spanischen Krone, suchte händeringend nach Möglichkeiten, die Einnahmen für die Staatskasse zu verbessern, ohne den Untertanen weitere Steuerlasten aufzuerlegen. Er kam auf die Idee, eine Lotterie einzuführen, wie sie bereits im Nueva España, dem heutigen Mexiko, seit 1771 existierte. Sein Vorschlag wurde am 18. Dezember 1812 im Parlament von Cádiz ohne Gegenstimmen angenommen.

Zwei Wochen vor der Proklamation der ersten Verfassung fand die allererste Lotterie statt und zwar zunächst nur in Cádiz und San Fernando. Bald war sie im gesamten Andalusien populär und 1814 wurde die Zentrale nach Madrid verlegt. 1817 gab es in Spanien bereits 497 Verkaufsstellen für die Lotterielose, aber lediglich zwei wurden von Frauen geleitet.

Die kunstvollen Verzierungen der Zehntelscheine, aus denen ein Los besteht, wurden 1960 eingeführt. Seither sind sie mit Illustrationen aus Kultur, Kunst und Wissenschaft bedruckt.

Die Kinder, die bei der größten Ziehung des Jahres die Gewinnzahlen „singen“, sind Schüler der Schule San Ildefonso in Madrid. Sie werden nach ihrer klaren Stimme und der deutlichen Aussprache ausgewählt. Ihr größter Traum ist es, die Gewinnzahl des „Gordo“, des „dicken“ Hauptpreises zu singen.

Es herrschen äußerst strenge Vorschriften für die Ziehung der Gewinnzahlen der Weihnachtslotterie. Die kleinen Kügelchen mit den Ziffern, die sich in den Trommeln befinden, sind aus wertvollem Holz, meist Nussbaum. Ihr Durchmesser beträgt 18,8 Millimeter und jede einzelne wiegt drei Gramm. Die Buchstaben und Zahlen wurden per Laser angebracht.

Mehrere Dutzend Personen sind an Computern damit beschäftigt,  die Gewinnzahlen, Gewinne und die Ortschaften aufzulisten, wo die Glückslose verkauft wurden. Schon 45 Minuten nach Beendigung der Ziehung werden die Aufstellungen per Internet an die Staatliche Münzanstalt weitergeleitet, die dann die offiziellen Gewinnlisten herausgibt.

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