Der Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung Spaniens würde wegfallen
Rund 300.000 Briten leben in Spanien, ein Drittel davon in der Region Valencia.
Sie schätzen das gute Klima, die Lebensqualität und die Leistungen des Gesundheitssystems, die die Briten aufgrund der Zugehörigkeit Großbritanniens zur EU und des entsprechenden Abkommens in Anspruch nehmen können. Die im Vergleich zum Heimatland günstigen Immobilienpreise ermöglichten vielen Rentnern zudem, sich nach einem langen Arbeitsleben endlich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Doch nun wird am 23. Juni in Großbritannien über den Austritt aus der EU abgestimmt. Insbesondere in der kleinen Mittelmeerstadt San Fulgencio in der Provinz Alicante wird der Brexit gefürchtet.
Bei der Hälfte der rund 9.000 Einwohner von San Fulgencio handelt es sich um Briten, insbesondere um Rentner. Die meisten lehnen den Austritt ihres Heimatlandes aus der EU strikt ab, schließlich wären sie direkt von den Folgen des Brexit betroffen. So würde beispielsweise das öffentliche spanische Gesundheitswesen nicht mehr ihre Versorgung übernehmen. Auch der Wert des Eigenheims wäre gefährdet, denn ihre Landsleute würden weniger von San Fulgencio angezogen. Gegenüber der Zeitung El País erklärte eine ortsansässige Maklerin: „Allein die Entscheidung zur Durchführung des Referendums hat bewirkt, dass die Verkäufe um 30% eingebrochen sind. Die herrschende Unsicherheit gefährdet viele Verträge. Diverse Operationen wurden bis nach der Volksabstimmung auf Eis gelegt.
Falls es zum Brexit kommt, wird die Situation vieler britischer Rentner heikel. Bei vielen handelt es sich um Rentner mit eher eingeschränkten Mitteln.“
Allerdings bestätigte die Maklerin auch die Zunahme von gut situierten Immobilienkäufern in San Fulgencio, die nicht von den Leistungen des öffentlichen Gesundheitssystems abhängig sind und wenig von einem Brexit betroffen wären.
In La Marina spricht man Englisch
San Fulgencio kann mit dem Rekord aufwarten, den höchsten Ausländeranteil Spaniens unter den Einwohnern zu haben. Auch europaweit liegt das 9.000-Seelen-Städtchen in der Spitzengruppe. Allein britische und deutsche Residenten machen etwa zwei Drittel der Stadtbevölkerung aus.
Kurioserweise gibt es nur wenig Begegnung zwischen den knapp 3.000 valencianischen Einheimischen und den Zugereisten. Die einen leben im alten Stadtkern, die anderen in der Ende der 80er-Jahre auf einer Anhöhe errichteten Makro-Urbanisation La Marina, einer unpersönlichen, langgestreckten Satellitenstadt, bestehend aus Einfamilienhäusern. Die Straßenverbindung zwischen der neuen Wohnsiedlung und dem früher durch Landwirtschaft geprägten Ort ist so schlecht, dass es von Anfang an nur sehr wenig Kontakt zwischen den Einheimischen und den Neuzugängen auf dem Hügel gab. Die Sprachbarriere tat ein Übriges, denn kaum einer der Residenten spricht Spanisch. In allen Geschäften und bei allen Dienstleistern der Siedlung, rund 200 an der Zahl, wird Englisch gesprochen. Spanier und Ausländer leben friedlich und freundlich nebeneinander, doch von Integration kann keine Rede sein. Nur wenn im Januar das Heimatfest von San Fulgencio gefeiert wird, kommen die Ausländer herunter in die Stadt.
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