Der Mineralölkonzern gibt wegen mangelnder Qualität des Erdöls auf
Die Gerüchte über einen vorzeitigen Abbruch der Erdölsondierungen haben sich bestätigt (das Wochenblatt berichtete). Die Verantwortlichen des Erdölkonzerns Repsol haben am 16. Januar den Abbruch der Sondierungen bekannt gegeben. Die Probebohrung habe ergeben, dass Öl und Gas vorhanden sei, doch nicht in ausreichender Qualität und Menge, um eine Förderung in Betracht zu ziehen, hieß es in der Bekanntmachung des Unternehmens. Die Analyse der Proben hat ergeben, dass die Öl- und Gasvorkommen mit Wasser durchsetzt sind. Die Schichten sind außerdem zu dünn für eine Verwertung.
Nun gilt es nur noch, das Bohrloch zu sichern, indem es in verschiedenen Tiefen mit Beton versiegelt wird. Danach wird das Bohrschiff „Rowan Renaissance“, dessen Einsatz Repsol rund 500.000 Euro täglich kostet, Kurs auf Angola nehmen, wo der spanische Konzern ebenfalls mögliche Vorkommen erkundet. Die geplante zweite Probebohrung im Sondierungsgebiet „Chirimoya“ wird nicht mehr durchgeführt. Der Abbruch kommt für Repsol nicht überraschend, da das Unternehmen die Erfolgschancen der Sondierungen in den Seegebieten etwa 60 Kilometer vor Lanzarote und Fuerteventura von vornherein mit 15 bis 20 % eingeschätzt hatte.
Ein politischer Erfolg?
Kanarenpräsident Paulino Rivero (Coalición Canaria) reagierte auf den durch die geologischen Gegebenheiten bedingten Abbruch der Sondierungen mit einer Pressekonferenz, in deren Verlauf er diesen als einen „politischen Erfolg und einen Triumph für die Gesellschaft“ deutete. „Dieses Spiel haben Repsol und der Ölminister (José Manuel Soria) verloren. Die Kanaren haben gewonnen“, erklärte Rivero zufrieden.
Auf die Frage, ob er glaube, dass der Abzug der „Rowan Renaissance entgültig sei oder nur einer Strategie folge, antwortete der Kanarenpräsident, man traue der Sache nicht und werde weiterhin wachsam sein. Die laufenden juristischen Verfahren sollen ebenfalls weitergeführt werden.
Der Zentralregierung warf Rivero erneut eine diskriminierende Behandlung der Kanaren im Vergleich zu den Balearen und der valencianischen Küste vor, wo auf Ölsondierungen verzichtet worden war. Außerdem prangerte er die Geringschätzung an, welche durch die Verweigerung des Dialogs und die Verhinderung der Volksbefragung gegenüber der Kanarischen Autonomen Region zum Ausdruck gebracht wurde. Der kanarische Regierungschef wiederholte in diesem Zusammenhang auch einmal mehr seine Einschätzung, dass die spanische Regierung Druck auf Repsol ausgeübt habe, auf den Kanaren tätig zu werden. Die Unternehmensleitung und Vertreter der Großaktionäre La Caixa und Sacyr hätten ihm versichert, dass die eigenen Pläne des Unternehmens ein Engagement auf den Kanaren ursprünglich nicht vorgesehen hätten.
Reaktionen aus Madrid
Die Vizepräsidentin der Zentralregierung Soraya Sáenz de Santamaría rechtfertigte die Ölsuche in ihrer Reaktion auf die Ereignisse: Ein Land, welches, wie Spanien, ein Energiedefizit habe, sei gut beraten, herauszufinden, ob Öl und Gas vorhanden sei oder nicht.
Der spanische Industrie-, Energie- und Tourismusminister José Manuel Soria, der sich mit Paulino Rivero in den letzten Monaten viele hässliche Gefechte geliefert hat, um die Erkundung der Ölvorkommen auf den Kanaren von Madrid aus mit harter Hand durchzusetzen, nannte das negative Ergebnis der Sondierungen „eine schlechte Nachricht für Spanien und die Kanaren“.
Vorsichtige Freude auf den östlichen Inseln
Pedro San Ginés, Präsident der Inselregierung von Lanzarote, zeigte sich zufrieden mit der Ankündigung Repsols, auf weitere Probebohrungen auf den Kanaren zu verzichten, wollte sich jedoch nicht zu früh freuen.
Bis die spanische Regierung, die schließlich bisher oft Sprachrohr für die Sondierungsstrategie des Unternehmens gewesen sei, die Meldung nicht offiziell bestätigt habe, werde man alle Nachrichten mit Vorsicht behandeln. Es gebe nun einen Hoffnungsschimmer, doch man dürfe nicht vergessen, wie oft man in den letzten drei Jahren systematisch betrogen und belogen worden sei.
San Ginés lobte andererseits die klare Ablehnung der Sondierungen durch die kanarische Bevölkerung, die spanischen und europäischen politischen Kräfte, Wissenschaftler und gemeinnützigen Organisationen. Er sei stolz auf die nie da gewesene Mobilisierung der Bürger und Institutionen, die vorbildlich gehandelt und dazu beigetragen hätten, dass Repsol sein Projekt habe aufgeben müssen.
Sein Amtskollege Mario Cabrera, Präsident des Cabildos von Fuerteventura, traut dem Frieden ebenfalls nicht. Er glaubt, es handle sich um einen Betrug, eine politische und wirtschaftliche Strategie. Die spanische Regierungspartei habe ein Interesse daran, die Sondierungen zu unterbrechen, bis die Wahlen im kommenden Mai vorüber seien.
Der Sprecher des sozialistischen PSOE im kanarischen Parlament, Manuel Fajardo, warnte seinerseits davor, im Kampf gegen das Erdöl nachzulassen und beglückwünschte die kanarischen Bürger und Institutionen dazu, in ihrem Widerstand fest geblieben zu sein.
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