Familientragödien auf Gran Canaria


© EFE

Regionalregierung sichert Opfern und Angehörigen Hilfe zu

Bei dem schrecklichen Flugzeugunglück in Madrid starben 79 Menschen von Gran Canaria – Canarios und Residenten. Zurück bleibt eine große Zahl von Angehörigen, deren Leben sich durch den Verlust ihrer Kinder, Partner, Eltern oder Enkel schlagartig verändert hat.

Für die Betreuung dieser Opfer und auch der von Gran Canaria stammenden Überlebenden der Katastrophe hat die kanarische Regierung in Las Palmas eine Anlaufstelle eingerichtet. Über die kostenlose Hotline 900 812 050 werden Opfer und Familienangehörige rund um die Uhr betreut. Im Hotel Tryp Iberia in Gran Canarias Haupstadt hat auch die Fluggesellschaft Spanair mittlerweile eine Betreuungsstelle eingerichtet, die auch Entschädigungsanträge bearbeiten soll. Jeder Überlebende der Flugzeugkatastrophe von Madrid, sowie die Familien der Todesopfer werden mindestens 127.000 Euro Entschädigung erhalten.

Eine Woche nach dem Unglück kündigte die kanarische Regierung außerdem „individuelle Hilfe“ für alle Opfer und deren Verwandte an. Wie Regierungssprecherin Carolina Déniz mitteilte, wurde in einer Regierungsratssitzung beschlossen, über das regionale Ministerium für sozialen Wohlstand eine Untersuchung der Situation jeder einzelnen der betroffenen Familien in Auftrag zu geben.

Auf diese Weise sollen jene Fälle erfasst werden, wo durch die Flugzeugkatastrophe persönliche Notlagen entstanden sind, um dann die entsprechenden Hilfsmaßnahmen veranlassen zu können.

Nach Aussage von Carolina Déniz gehören zu diesen Maßnahmen vor allen Dingen die psychologische Betreuung der Betroffenen, Gewährung von Stipendien für Waisen bis hin zu Renten für Familien, die bei dem Unglück den Ernährer verloren haben.

85 kanarische Passagiere

An Bord der Unglücksmaschine befanden sich Angaben der Regierung zufolge 85 Passagiere von den Kanarischen Inseln, 79 davon überlebten das Unglück nicht. Alle Inseln sind in der Trauer um die Opfer, die aus den verschiedensten Orten stammen, vereint. Die lokale Presse veröffentlichte Aussagen von leidgeprüften Angehörigen und machte damit deutlich, welche schrecklichen Folgen dieser Schicksalsschlag vom 20. August 2008 für so viele Familien hatte.

In der Schule Juan Ramón Jiménez in Las Palmas wird der Schulbeginn in diesem Jahr einen besonders bitteren Beigeschmack haben; an Bord des Fluges JK5022 waren Lehrer, Schüler und deren Angehörige, insgeamt 12 Personen. Sie alle kamen bei der Flugzeugkatas­trophe ums Leben.

Unter den kanarischen Todesopfern sind sowohl Menschen, die allein unterwegs waren, als auch Geschwister und ganze Familien. Der 26-jährige Javier lebte in Madrid und wollte an den Festlichkeiten des Ortes Teror, wo seine Freundin lebt, teilnehmen. Siomara (18) und Abenaguara (14) waren auf der Rückreise von Madrid, wo sie eine ältere Halbschwester besucht hatten. Mit ihnen starb auch Siomaras Sohn Tanausú, der am 13. September ein Jahr alt geworden wäre. Der Familienvater Francisco Javier hatte seine Rück­reise nach Gran Canaria wegen dringender Termine vorverlegt. Seine Frau und die 19-jährige Tochter blieben in Palencia. Rubén und María Jesús hatten vier Tage vor dem Unglück in Madrid Hochzeit gefeiert und kehrten nach Gran Canaria zurück, um in das gemeinsame Heim in Arinaga zu ziehen.

In San Bartolomé de Tirajana fand die Beisetzung des Stadtratsmitglieds Laudencio García, seiner Frau Lucrecia und deren Kinder Elena und Carlos statt. Die Gemeinde Arucas trauert um zwei Familien, die bei dem Unglück ums Leben kamen. Ein Ehepaar aus dem Küstenort Bañaderos ist mit seinen zwei Söhnen unter den Todesopfern. Die Schul­lehrerin María del Carmen reiste mit ihren beiden Adoptivtöchtern Cristina (15) und Ana Isabel (14). Die 19-jährige Zenaida wollte zusammen mit ihrem Mann und ihrer Schwägerin, beide aus Madrid, und ihrem nur drei Monate alten Sohn zu ihrer Familie nach Gran Canaria fliegen. Die Taufe des Kleinen sollte bei den hiesigen Großeltern stattfinden.

Trauerfeier in der Kathedrale Santa Ana

Ursprünglich sollte die Trauerfeier für die Todesopfer des Flugzeugunglücks in der Kathedrale Santa Ana in Las Palmas de Gran Canaria am 30. August stattfinden, wurde aber von der kanarischen Regierung vorläufig verschoben, da sich die äusserst schwierige Identifizierung der Opfer verzögerte und noch nicht abgeschlossen werden konnte. Ein neuer Termin war bis Redaktionsschluss noch nicht genannt worden. 

Laut Presseberichten wollten Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und Vertreter des spanischen Königshauses am letzten Augustwochenende an der Trauerfeier in Santa Ana teilnehmen.

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