Abdanken? Mitnichten!


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König Juan Carlos feierte am 5. Januar seinen 75. Geburtstag

Spaniens König Juan Carlos hat am 5. Januar seinen 75. Geburtstag gefeiert und bei dieser Gelegenheit vor allem eines klargestellt: Er denkt nicht an Thronverzicht. Es gehe ihm „wunderbar“, ließ er am nächsten Tag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Hüftoperation wissen. Auf Krücken gestützt erschien er gemeinsam mit Königin Sofía, Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia zur traditionellen „Pascua Militar“ am 6. Januar, einer Militärparade mit Empfang des Regierungspräsidenten und ranghoher Angehöriger der Streitkräfte.

Madrid – In einem TV-Interview anlässlich seines Geburtstages – das erste in 12 Jahren – versicherte der Monarch, dass er sich „kraftvoll“ und „zuversichtlich“ fühle, um die Herausforderungen zu meistern, die Spanien erwarten. Die Tatsache, dass sein Sohn hervorragend auf seine künftigen Pflichten vorbereitet sei, gebe ihm Gelassenheit. Sorge bereite ihm hingegen die Arbeitslosigkeit, die dazu geführt hat, dass Millionen Familien in Not sind und viele junge Menschen auf der Suche nach Arbeit das Land verlassen müssen. Besorgt sei er auch, gestand er seinem Fragesteller, dem Journalisten Jesús Hermida angesichts der herrschenden Intoleranz. Es existiere Extremismus und entzweiende Politik, während das Land gerade in dieser Zeit mehr denn je der Einheit bedürfe. Ein Aspekt, den der König auch in seiner diesjährigen Weihnachtsansprache unterstrich.

Der König fordert die Politiker auf,

Wunden zu schließen

In einem Augenblick, in dem das Misstrauen gegenüber der Politik in Zeiten der Demokratie seinen Höchststand erreicht hat, richtete König Juan Carlos in seiner Weihnachtsansprache den Fokus auf die Rolle der Politik. Die Politiker spielen nach seiner Meinung eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das Land aus der Krise zu führen. Der Monarch forderte die Parteien auf, Wunden zu schließen und auf Eigennutz zu verzichten, um etwas Größeres zu erreichen. Das Ziel sollte eine neue brillante Etappe der Integration sein.

Die Weihnachtsansprache des Königs ist die einzige Rede, die aus dem Zarzuela-Palast, dem Sitz der Königsfamilie, kam und nicht von Redakteuren unter der Federführung der Regierung stammt. Die Botschaft wurde aus dem Arbeitszimmer des Königs übertragen, wo er sich, locker auf dem Rand eines antiken Schreibtisches sitzend, an die Zuschauer wandte. Diese Geste sollte nach Ansicht von Beobachtern dokumentieren, dass König Juan Carlos trotz seiner kürzlichen Hüftoperation wieder arbeitet.

Ohne direkte Kritik auszusprechen oder spezielle Korruptionsfälle oder darin verwickelte Personen zu nennen, unterstrich König Juan Carlos die Bedeutung der Politiker und forderte diese auf, gegenüber der Krise Einigkeit zu zeigen. „Ich fordere die Politik auf, sei es die Regierung oder die Opposition, ihr Interesse auf die Allgemeinheit und das Wohlergehen der Bevölkerung zu richten. Ohne Auseinandersetzungen zu provozieren und voller Respekt für die unterschiedlichen politischen Meinungen, sollte die Kraft zusammengenommen werden, statt sie zu teilen.

Verschiedene Sätze seiner Weihnachtsansprache schienen sich auf die kürzlichen Wahlen in Katalonien zu beziehen und auf die Unabhängigkeitsbestrebungen des Präsidenten Artur Mas. Allerdings waren diese Hinweise wesentlich subtiler, als es nach dem sehr streng und hart verfassten Brief des Königs zu erwarten war, den er auf der Website des Königshauses zu diesem Thema veröffentlicht hatte.

„Jetzt“, so sagte der König unter anderem, „ist es an der Zeit, sich an Werte wie gegenseitigen Respekt und Loyalität zu erinnern, die vor drei Jahrzehnten dazu beigetragen haben, einen neuen Rahmen des Zusammenlebens und der Anerkennung unserer Pluralität, der unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Institutionen zu schaffen. Jetzt ist es an der Zeit, gemeinsam nach vorne zu schauen und alles Erforderliche zu unternehmen, um die Wunden zu schließen.“

In diesem Jahr wurde die Weihnachtsansprache des Königs zum ersten Mal im Internet in allen offiziellen Sprachen veröffentlich: Kastilisch, katalanisch, galizisch und valenzianisch. Im Baskenland, wo seit Kurzem die nationalistische Baskische Volkspartei PNV regiert, wurde die Ansprache des Königs, wie im letzten Jahr unter der sozialistischen Regierung von Patxi López, live übertragen.

Vor der spanischen und der europäischen Flagge sitzend, erklärte der Monarch, Spanien sei Teil der Lösung der globalen Krise und müsse eine wichtige Rolle in den internationalen Gremien spielen, wo die bedeutenden Beschlüsse gefasst würden.

„Die Krone ist sich der Anstrengungen und der Opfer der Bürger bewusst, die aufgrund der Krise von ihnen verlangt werden und auch derjenigen Spanier, die ihr Land verlassen, um bessere Lebensbedingungen zu erreichen. Ich denke an die vielen Bürger jeglichen Alters, besonders jedoch an die vielen jungen Menschen die morgens mit dem Gefühl der Unsicherheit und der Verzweiflung angesichts ihrer schwierigen wirtschaftlichen Situation aufwachen, die keine Arbeit und keinerlei Perspektiven haben“, erklärte der König an anderer Stelle.

Er dankte für die Treue und Opferbereitschaft der Familien und die Solidarität der zahlreichen Hilfsorganisationen, die den Menschen beistehen. Mit keinem Wort erwähnte er jedoch das Drama derjenigen, die durch Zwangsräumungen ihr Heim verlieren. Auch auf seine persönlichen Sorgen und Probleme, wie den bevorstehenden Prozess gegen seinen Schwiegersohn Iñaki Urdangarín, welcher der Korruption verdächtigt wird, ging er nicht ein. Dieser Fall, sowie sein Unfall bei der Großwildjagd in Botswana, hatten der Popularität der spanischen Monarchie schwer geschadet. Neueste Umfragen haben jedoch ergeben, dass König Juan Carlos unter der Bevölkerung wieder an Beliebtheit gewonnen hat.

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