Die Anpassung an die neue Zeit fällt Vielen schwer
Madrid – Am letzten Wochenende im März ist die Uhr wieder auf Sommerzeit umgestellt worden. Das hat in Spanien, wie auch in den anderen europäischen Ländern, die Debatte über Sinn und Unsinn der ursprünglich zur Energieeinsparung gedachten Maßnahme aufleben lasen.
Wäre in Spanien am 25. März nicht die Uhr vorgestellt worden, würde jetzt die Greenwich Mean Time, die Zeitzone von Greenwich, gelten. Die größten Parteien (PP, PSOE, Ciudadanos) haben die Abschaffung der Umstellung auf die Sommerzeit in ihr Wahlprogramm aufgenommen, wie von Vereinigungen und Experten seit Langem empfohlen. Das Hauptargument lautet, die in Großbritannien und dem Nachbarland Portugal geltende Zeit entspreche mehr der von der Sonne vorgegebenen.
Juan Antonio Madrid, Professor für Physiologie und Direktor des Laboratoriums für Chronobiologie der Universität Murcia, erklärte, wir benötigen etwa zwei Stunden Dunkelheit, um gut einschlafen zu können, und sollten bei Dämmerung aufwachen. Was nach der letzten Zeitumstellung für die meisten erst einmal unmöglich geworden sein dürfte, denn nun wird es später dunkel und später hell. Die Umstellung bringt uns laut Professor Madrid aus dem Rhythmus, und die Anpassung an die neue Zeit kann bis zu zwei Wochen dauern. Abends fällt es uns schwerer, ins Bett zu finden, morgens schwerer, wieder rauszukommen, weil „wir früher aufstehen müssen als es uns unsere innere Uhr vorgibt“.
Als Alternative schlägt der Experte vor, das ganze Jahr über die Winterzeit gelten zu lassen. Damit könnte die zweimalige Zeitumstellung im Jahr und die Notwendigkeit jedes einzelnen, sich immer wieder neu anzupassen, vermieden werden.
Doch das ginge aufgrund einer entsprechenden Direktive nur mit Zustimmung der anderen EU-Mitgliedsländer. Allerdings könnte Spanien das eigene Gesetz von 1940 außer Kraft setzen und zur GMT wechseln. Im Zweiten Weltkrieg ging Spanien zur Mitteleuropäischen Zeit über, so wie Großbritannien beispielsweise. Nach Kriegsende im Jahr 1945 wechselte Großbritannien wieder zur Westeuropäischen Zeit (oder Greenwich Mean Time, Normalzeit oder Winterzeit) zurück, anders als Spanien und Frankreich, die die Zeitzone von Berlin beibehielten.
Doch nicht jeder ist gegen die Zeitumstellung oder für einen Wechsel zur GMT. José María Martín Olalla, Professor für Physik an der Universität von Sevilla, erklärte, die Zeitumstellung bezwecke, die menschliche Aktivität an den Moment des Sonnenaufgangs und den des Sonnenuntergangs anzupassen, die sich Richtung Sommer verändern würden. Auch würden die Menschen ja weiterhin nach der inneren Uhr leben, und das überall gleich. In Großbritannien äße man halt um 13.30 Uhr zu Mittag, in Spanien um 14.30 Uhr, das sei so seit Langem üblich. Auch würde ein Wechsel zur GMT Spanien vom Nachbarland Frankreich entfernen.
Professor Madrid gab zu, bei beiden Möglichkeiten gäbe es Vor- und Nachteile, doch würden die Vorteile bei der Abschaffung der Zeitumstellung überwiegen. „Mehr Licht am Nachmittag kann gut für die Freizeit sein, aber mehr Licht am Morgen ist gut für die Arbeitnehmer und die Studenten,“ so Madrid.
„Eine Stunde weniger auf den Kanaren“
Zu dem Sonderfall Kanarische Inseln, die der GMT angehören, äußerte Professor Madrid, die Kanaren befänden sich in der Nähe eines anderen Meridians, und deswegen sei es richtig, dass auf dem Archipel die GMT gelte. Guadalupe González Taño von der Coalición Canaria (CC) erklärte diesbezüglich, die Zeitumstellung würde auf den Kanaren die gleichen Probleme bringen wie auf dem Festland – die Anpassung sei genauso schwer. Allerdings würde der Slogan „una hora menos en Canarias“ (eine Stunde weniger auf den Kanaren), beispielsweise bei Ankündigung einer Sendung im Fernsehen, immer wieder die Aufmerksamkeit auf die Inseln lenken.
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