Afrika im Blickpunkt


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CajaCanarias widmet dem Kontinent eine Kulturreihe

Während in Santa Cruz im Rahmen der Kulturreihe „Enciende Africa“ der CajaCanarias in der ersten Gesprächsrunde der Frage „Warum wandern die Afrikaner aus?“ auf den Grund gegangen wurde, kam das sechste Flüchtlingsboot der Woche auf den Kanaren an. Die Sparkasse beleuchtet die Realität und rückt die Probleme des schwarzen Kontinents in den Blickpunkt. Fotoausstellungen, Talkrunden, Konzerte, Theater, Kino- und Dokumentarfilme stehen bis Mai auf dem Programm.

Die Guardia Civil hat dieser Tage einen Bericht vorgelegt, laut dem die Schlepperorganisationen mit den Bootsflüchtlingen Millionen verdienen. Auf einer senegalesischen Website wird besonders jungen Männern die Überfahrt im Flüchtlingsboot auf die Kanaren „empfohlen“.  

Während der Atlantik stumm die Leichen der Verzweifelten aufnimmt, verdienen andere an der Todesfahrt erhebliche Summen. Das Geschäft mit der illegalen Immigration aus Afrika boomt trotz eines erheblichen Rückgangs seit 2006 weiter, und die Schlepperorganisationen verdienen damit skrupellos Millionen. Dies ist einem detaillierten Bericht von Francisco Javier Vélez Alcalde, Guardia Civil-Kommandant und Verantwortlicher für Planung und Organisation des regionalen Koordinationszentrums, zu entnehmen. Die Untersuchungen der Guardia Civil auf den Kanaren in Zusammenarbeit mit Kollegen in Afrika haben ergeben, dass die Schleuserbanden knapp 107.000 Euro pro Boot mit rund 100 Flüchtlingen verdienen, das sie auf den Weg nach Europa schicken. In den letzten zwei Jahren haben die Schlepperorganisationen folglich bis zu 150 Millionen Euro verdient. Und allein im Laufe dieses Jahres wurden nach den Schätzungen der in Mauretanien, dem Senegal und auf den Kapverden stationierten Guardia Civil auf diese Weise weitere zwei Millionen Euro Gewinn gemacht.

Der Bericht der Guardia Civil nennt auch die Beträge, die von den potentiellen illegalen Einwanderern für die Überfahrt entrichtet werden müssen. „Sie zahlen zwischen 600 Euro für eine nicht gewährleistete Reise ohne jegliche Sonderleistungen bis zu 900 Euro für eine garantierte Reise mit kompletter logistischer Unterstützung, inklusive geeigneter Kleidung wie Regencapes“, heißt es darin. Das Boot – ein Cayuco oder Piroge – kostet je nach Qualität und Größe zwischen 6.000 und 12.000 Euro, der Außenbordmotor weitere 1.800 Euro. Für die Überfahrt bis zu den Kanaren reichen nach Schätzungen der Guardia Civil 1.800 Liter Sprit, Kostenpunkt: 1.000 Euro. Hinzu kommt der Lohn für die drei Bootsführer pro Cayuco, die diese 300 oder 500 Euro allerdings meist von dem regulären Überfahrtspreis abgezogen bekommen, denn auch sie haben nur ein Ziel: Europa.

Im Falle der illegalen Überfahrten von der Westsahara aus in den sogenannten Pateras liegen die Preise für eine Passage sogar noch höher. 800 bis 1.000 Euro wird den westafrikanischen und asiatischen Flüchtlingen abverlangt, Marokkaner zahlen zwischen 400 und 600 Euro, hat die Guardia Civil in Erfahrung gebracht. Ebenfalls wisse man aus sicherer Quelle, dass zahlreiche Schlepperorganisationen den Behörden ihrer jeweiligen Länder bekannt sind und diese ihre Machenschaften dulden.

Francisco Javier Vélez Alcalde unterstrich bei der Vorlage dieses Berichts, dass die Zahl der Flüchtlingsboote im vergangenen Jahr im Vergleich zum Rekordjahr 2006 – 609 Cayucos – rückläufig war. Die Kooperation mit den afrikanischen Behörden sei einer der Gründe dafür.

Gebrauchsanweisung für die Einreise nach Europa

Im Rahmen der Veröffentlichung des Berichts über die Schlepperorganisationen wies Vélez Alcalde auch auf eine senegalesische Website in französischer Sprache hin, auf der eine Gebrauchsanweisung für die Einreise nach Europa im Flüchtlingsboot – hier Piroge genannt – zu finden ist. Unter www.senegalaisement.com/senegal/venir_en_france.php ist eine genaue Beschreibung der verschiedenen Möglichkeiten der Einwanderung abgedruckt. Ganz besonders „empfohlen“ wird die illegale Einreise nach Europa in Pirogen für junge Senegalesen.

In der Einleitung ist zu lesen: „Die Massen-Überfahrten zu den Kanarischen Inseln stellen für Senegalesen eine gute Lösung dar. Vor allem für jüngere Personen ist es eine der bes­ten Optionen, die sie in Erwägung ziehen können. Im Gegensatz zu den Meldungen der westlichen Medien gibt es, sofern die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, so gut wie kein Risiko.“ Sogar „Reisepreise“ (zwischen 190 und 380 Euro) werden auf dieser Website genannt. Als Nachteile dieser Einwanderungsvariante werden aufgelistet: Unbequemlichkeit und Dauer der Reise, längerer Aufenthalt in einem Auffanglager, ungenaues Endziel der Reise („Madrid, Barcelona, Málaga?“), „leichte“ Schwierigkeiten bei der Überquerung innereuropäischer Grenzen und Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche während man „noch“ keine Aufenthaltserlaubnis hat.

Diesen unverschämten und skrupellosen Aufruf zur illegalen Immigration, der sicher schon viele Jugendliche in den Tod geführt hat, zeigt Francisco Javier Vélez Alcalde an und verlangt von der zuständigen Regierungsstelle ein Verbot für den Inhalt dieser Website.

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