Anaga auf dem richtigen Weg


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Bemühungen um die Ernennung dieses Landschaftsparks zum ersten Biosphärenreservat Teneriffas

Die Stiftung Santa Cruz Sostenible, gegründet von der Stadt Santa Cruz und der Sparkasse CajaCanarias, die für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt eintritt, bemüht sich weiter um die Erklärung des Anaga-Massivs zum Biosphä­renreservat der UNESCO. Hiermit wäre nicht nur die Erhaltung dieses Naturparadieses gewährleistet, sondern die Verleihung des Titels würde auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen und den Bewohnern der kleinen Bergdörfer eine höhere Lebensqualität ermöglichen.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis der Antrag ausgearbeitet war. Im März 2009 hatte Santa Cruz’ Bürgermeister Miguel Zerolo die Idee der Presse vorgestellt. Damals äußerte sich Zerolo zuversichtlich, dass die Größe des bislang als „Parque Rural“ ausgewiesenen Anaga-Massivs und die Tatsache, dass der Landschaftspark die größte Biodiversität pro Quadratmeter in Europa aufweist genügen werden, um die Verantwortlichen bei der UNESCO zu überzeugen.

Im Januar wurde der von Santa Cruz Sostenible ausgearbeitete Antrag vom Stadtrat bewilligt, und nun führt der Weg weiter über das spanische Umweltamt, das dieses Dokument ebenfalls absegnen bzw. gegebenenfalls überarbeiten muss, bevor es dann an die UNESCO weitergeleitet wird.

Der Antrag umfasst insgesamt 49.759 Hektar Land- und Seegebiet. 71,9% des vorgeschlagenen Schutzgebiets liegen im Einzugsbereich der Stadt Santa Cruz, 20,5% gehören zu La Laguna und 7,5% zu Tegueste.

Tomás Azcárate, Vorsitzender von Santa Cruz Sostenible, ist davon überzeugt, dass der Antrag angenommen werden wird und rechnet damit, dass Anaga vielleicht schon im Frühjahr 2012 offizielles Biosphärenreservat der UNESCO werden könnte. „Das ganze Gebiet braucht diesen Schritt, um sich weiterzuentwickeln. Wenn die UNESCO den Antrag annimmt würde das bedeuten, dass die gesamte Region bekannt wird und wir Unterstützung für die vereinzelten Dörfer erhalten und gleichzeitig für den Schutz und Erhalt der wertvollen biologischen Ressourcen in diesem Gebiet“, erklärte er. Positiv würde sich nach Ansicht von Azcárate die Erklärung zum UNESCO-Schutzgebiet auch auf die Besucherzahl auswirken. Sicherlich wären viele Canarios und auch Urlauber stärker an Anaga interessiert, kleine Dorfhäuser könnten zu Landhotels umfunktioniert werden und somit ein touristisches Angebot im Einklang mit der Natur geschaffen werden, argumentiert er. Dass eine Ernennung zum Biosphärenreservat die Nutzung der geschützten Gebiete einschränkt und das bereits von der Kanarischen Regierung unter Schutz gestellte Gebiet „Landschaftspark Anaga“ berücksichtigt bedeute aber keinesfalls, dass eine parallele wirtschaftliche Entwicklung unmöglich ist. Ein Biosphärenreservat, so Azcárate, reiche viel weiter und berücksichtige das Meer, die besiedelten Zonen, das Brauchtum, die Kultur, die Gastronomie, den Fischfang etc.

Die Anwohner der kleinen Ortschaften wie Las Carboneras, El Batán, Taganana, Almáciga oder Chinamada sind allerdings argwöhnisch und vorsichtshalber erstmal gegen die Initiative. Bevor sie keine genaueren Informationen über die Auswirkungen bekommen, die die Erklärung auf ihr Dorfleben haben würde, wollen sie sich keinesfalls dafür aussprechen. Cirilio Rodríguez vom Anwohnerverband Las Carboneras beschwerte sich darüber, dass die Anwohner nicht genauer informiert werden. Der ihnen vorgelegte Entwurf beinhalte außerdem zahlreiche Nachteile für die Anwohner, die ohnehin durch die Abgelegenheit der Ortschaften benachteiligt seien. „Die Leute sind verunsichert und fürchten um die Zukunft ihrer Äcker und Grundstücke“, berichtete Guillermo Borges vom Verband Amigos de Anaga. Oft würde alles Ökologische aus Unwissenheit abgelehnt, fügte er hinzu. Vermutlich würde Aufklärung und eine stärkere Einbeziehung der Anwohner in das Projekt Missverständnisse beseitigen.

Natur im Urzustand

Das Anaga-Massiv hat sich eine Ursprünglichkeit erhalten, die man sonst in weiten Teilen Teneriffas vergeblich sucht. Der Besucher erlebt hier Natur pur und beeindruckende Ausblicke.

1994 wurde das Macizo de Anaga zum Landschaftspark erklärt. Höchster Berg ist der Cruz de Taborno mit 1.024 m. Auf dem Massiv, das durch Nebel und Regen die feuchteste Region der Insel ist, wächst der Lorbeerwald Las Mercedes.

Die Orografie, Fauna und Flora sind so besonders wie ursprünglich. Die Gefäßflora umfasst 196 Arten, von denen 39 makaronesische Endemiten sind, 26 ausschließlich auf Teneriffa vorkommen und 21 sogar lokale Endemiten sind. Die Meeresfauna und -flora ist ebenso reich wie wertvoll, und die terrestrische Fauna umfasst allein 1.910 wirbellose Tiere, von denen 512 nur auf den Kanaren vorkommen, 239 nur auf der Insel und 95 sogar nur im Anaga-Massiv.

Teneriffa und La Gomera sind bislang die einzigen Kanareninseln, auf denen die Sonderorganisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur noch keine Biosphärenreservate ausgewiesen hat. Die Inseln La Palma, El Hierro, Lanzarote und Fuerteventura sind in ihrer Gesamtheit UNESCO Biosphärenreservate, auf Gran Canaria tragen die Reservate von Inagua und Güi-Güi den Titel.

Biosphärenreservate sind Teil des UNESCO-Programms Mensch und Biosphäre. Ziel des Programmes ist die Entwicklung von Strategien zur nachhaltigen Nutzung der Lebensräume und die Erhaltung der natürlichen Vielfalt.

Die Biosphärenreservate sind Gebiete, deren Land oder Küste in ein besonderes Ökosystem eingeschlossen sind, das durch das internationale Mab-Programm (Man and Biosphere) gefördert wird, um ein Beispiel für das Gleichgewicht zwischen Technik, Fortschritt und der Natur zu geben. Ziel ist es, ein Modell des idealen Zusammenspiels von Mensch und Umwelt in jeder einzelnen Situation zu schaffen.

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