Anaga soll erstes Biosphärenreservat Teneriffas werden


© Moisés Pérez

Die Stadt Santa Cruz de Tenerife arbeitet an einem entsprechenden Antrag bei der UNESCO

Das Anaga-Massiv, das zu 77% im Gemeindegebiet von Teneriffas Hauptstadt liegt und deshalb von Santa Cruz de Tenerife sozusagen auch für sich beansprucht wird, soll nach dem Wunsch der Stadtväter zum ersten UNESCO-Biosphärenreservat Teneriffas werden. Die ersten Schritte, um einen entsprechenden Antrag bei der UNESCO zu stellen, wurden von der Stiftung „Santa Cruz Sostenible“ (Nachhaltiges Santa Cruz) bereits eingeleitet, berichtete Bürgermeister Miguel Zerolo in einer Pressekonferenz.

Der Höhenzug in Teneriffas Nord­osten stellt nach seinen Worten 75% der Gesamtfläche der Gemeinde dar, und eine Erklärung zum Biosphärenreservat würde für die Natur und die Bewohner von Anaga beachtliche Vorteile bringen.

Zerolo ist zuversichtlich, dass die Größe des bislang als „Parque Rural“ ausgewiesenen Anaga-Massivs und die Tatsache, dass der Landschaftspark „die größte Biodiversität pro Quadratmeter in Europa aufweist“ genügen werden, um die UNESCO zu überzeugen. Außerdem teilte er mit, dass die Bemühungen sich nicht nur auf Anaga konzentrieren, sondern es vielmehr das Ziel ist, dass zusammen mit dem Anaga-Massiv gleich die ganze Stadt Santa Cruz zum Bio-sphärenreservat ernannt wird. Dass Santa Cruz, um dieses Ziel zu erreichen, noch einige Anstrengungen im Hinblick auf die Umwelt – siehe Raffinerie und Verkehr – vor sich hat, steht außer Frage. Auch Zerolo räumte ein: „Wir bemühen uns darum, dass auch Santa Cruz zum Biosphärenreservat erklärt wird, was jedoch Anstrengungen, um bestimmte politische Strategien zu ändern, voraussetzt.“

Bei den Biosphären-Reservaten handelt es sich um Gebiete, deren Land oder Küste in ein besonderes Ökosystem eingeschlossen ist, das durch das internationale Mab-Programm (Man and Biosphere) von der UNESCO gefördert wird, um ein Beispiel für das Gleichgewicht zwischen Technik, Fortschritt und der Natur zu geben. Ziel ist es, ein Modell des idealen Zusammenspiels von Mensch und Umwelt in jeder einzelnen Situation zu schaffen.

Die UNESCO wird im Mai oder Juni 2010 über den Antrag von Santa Cruz entscheiden.

Die Anwohner der Orte innerhalb des betroffenen Gebiets sind indessen argwöhnisch. Sie haben bereits wissen lassen, dass sie dem Antrag erst zustimmen wollen, wenn sie genauer darüber informiert sind, was die Erklärung zum Biosphärenreservat an Vor- und Nachteilen für sie birgt. Nachbarschaftsverbände von Taganana, San Andrés, Taborno und Almáciga haben ihre „Besorgnis“ und ihr „Misstrauen“ geäußert. Seit Jahren fühlen sich die Bewohner von Anaga ausgegrenzt und monieren, dass der Zustand der Straßen, des Telefon- und Stromnetzes, die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz nicht zufriedenstellend sind. In Taganana haben nicht alle Häuser Strom und in Chamorga gibt es nur ein Telefon. Diese Zustände haben zu einer progressiven Abwanderung geführt, und auch die landwirtschaftliche Nutzung nimmt immer stärker ab.

Das Anaga-Massiv hat sich eine Ursprünglichkeit erhalten, die man sonst in weiten Teilen Teneriffas vergeblich sucht. Der Besucher erlebt hier Natur pur und beeindruckende Ausblicke.

1994 wurde das Macizo de Anaga zum Landschaftspark ernannt. Höchster Berg ist der Cruz de Taborno mit 1.024 m. Auf dem Massiv, das durch Nebel und Regen die feuch-teste Region der Insel ist, wächst der Lorbeerwald Las Mercedes.

Die Orografie, Fauna und Flora sind so besonders wie ursprünglich. Die Gefäßflora umfasst 196 Arten, von denen 39 makaronesische Endemiten sind, 26 ausschließlich auf Teneriffa vorkommen und 21 sogar lokale Endemiten sind. Die Meeresfauna und -flora ist ebenso reich wie wertvoll und die terrestrische Fauna umfasst allein 1.910 wirbellose Tiere, von denen 512 nur auf den Kanaren vorkommen, 239 nur auf der Insel und 95 sogar nur im Anaga-Massiv. 

Interessantes über die Natur in Anaga (auf Spanisch) gibt es unter

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