Nachbarschaftsproteste verhindern Zwangsräumung
Die Bürger von Tacoronte haben einen glücklichen Etappensieg in ihrem Kampf gegen die Zwangsräumung des Hauses von Berta und Antonio erreicht. Wie schon beim ersten Räumungstermin hatten sich wieder über zweihundert Personen versammelt, um dafür zu sorgen, dass das Seniorenpaar nicht aus seinem Haus vertrieben wird.
Schon seit zwei Monaten gibt es Proteste und wöchentliche Mahnwachen. Die Straßen sind mit schwarze Fahnen dekoriert, und an den Häusern hängen Schilder mit der Aufschrift: Auch ich lebe in der 102!
Das Haus Nummer 102 in der Calle Ismael Dominguez ist das Heim von Antonio Méndez, 76, und Berta Ferreiro, 73. Juristisch gesehen haben sie ihr Haus an den Nachbarn aus der 104, Urbano Hernández, verloren.
Falsche Rechtsberatung
Aufgrund einer Klage, die auf einem Irrtum oder einer Lüge beruht, von Gutachtern, die ihr Geschäft nicht verstehen, und Anwälten, die wichtige Fristen verstreichen ließen, wurden sie zu unnötigen Baumaßnahmen verurteilt, die den Wert ihres Hauses und ihre Mittel überstiegen. In der Zwangsversteigerung wurde das Haus ausgerechnet dem Kläger und Nachbarn zugesprochen, und dieser strengte dann die Zwangsräumung an (das Wochenblatt berichtete).
Obwohl mittlerweile erwiesen scheint, dass der ursprüngliche Klagegrund nichtig ist, bietet das spanische Zivilrecht heute keine Möglichkeit mehr, den Irrtum zu berichtigen. Doch damit wollen sich die Bürger von Tacoronte nicht abfinden, und auch die Stadtverwaltung hat sich mit den beiden Senioren solidarisiert, nachdem der erste Räumungsversuch an den Nachbarschaftsprotesten und dem Gesundheitszustand der Bewohner gescheitert und um einen Monat verschoben worden war.
Zum zweiten Räumungstermin organisierten die Nachbarschaftsvereine, die „Plattform gegen Zwangsräumungen“, PAH, und der Stadtrat der Partei „Si se puede“, Ángel Méndez Guanche, einen Protest, der schon am Vorabend begann und ein großes Aufgebot an Medienvertretern von Tageszeitungen, Radio und Fernsehen anzog.
Trotz Regen und Kälte
Viele Unterstützer verbrachten die Nacht trotz Kälte und Regen auf dem Platz an der Hauptbushaltestelle „Estación“ in Tacoronte und zogen morgens gemeinsam zur 102, um die Gerichtsdelegation zu erwarten. Dort kamen viele weitere Bürger hinzu, prangerten in Sprechchören das Drama der Zwangsräumungen an und ermutigten das alte Ehepaar: „Antonio, Freund, wir stehen zu dir“, riefen sie immer wieder.
Als die Gerichtsdelegation unter dem Schutz von mehreren Dutzend Beamten der Guardia Civil eintraf und ihre Absicht erklärte, zu verhandeln, wurde sie von den Demonstranten in das Haus gelassen. Dort erklärte die Deletion die „Inbesitznahme der Immobilie“ und forderte einen Arzt an, da sich vor allem Berta schon seit Tagen aufgrund der nervlichen Anspannung in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand befand und auch schon eine Stunde zuvor von Sanitätern hatte betreut werden müssen. Während der Wartezeit begab sich die Gerichtssekretärin in das Nachbarhaus, um mit Urbano Hernández zu sprechen. Während die Gespräche dort andauerten, traf der Arzt ein, welcher lange im Haus 102 blieb und beim Herauskommen der wartenden Presse erklärte, die beiden benötigten aufgrund ihres Gesundheitszustandes mindestens 48 Stunden Ruhe und es könnte nicht geräumt werden. Dies löste großen Jubel unter den Demonstranten aus.
Alle helfen mit
Doppelt hält besser, denn auch Bürgermeister Alvaro Dávila, der die ganze Zeit vor Ort war, und die Stadtverwaltung von Tacoronte hatten eine Möglichkeit gefunden, einen Aufschub zu erreichen. Die Sozialanwältin der Stadt wies die anwesende Gerichtssekretärin auf einen Formfehler hin und empfahl, nicht zu räumen, sondern diesen Fehler zuerst von der zuständigen Richterin prüfen zu lassen, da sonst möglicherweise Rechtsbeugung vorliegen würde.
Beendet wurde das angespannte Warten dann durch das Ergebnis der Verhandlungen mit dem Nachbarn und neuen Besitzer des Hauses, das von der Sprecherin der PAH, Inma Évora, verkündet wurde, nachdem die Gerichtsdelegation gegangen war. Urbano hatte zugestimmt, die Zwangsräumung auf unbestimmte Zeit zu stoppen und Verhandlungen mit der Gegenseite zu führen. Diese Lösung wurde von allen Umstehenden mit großer Freude aufgenommen, bedeutet sie doch für Antonio und Berta, die in den letzten zwei Monaten kaum eine ruhige Minute hatten, eine längere Atempause. Da seine Frau zu schwach war, kam Antonio allein vor die Haustür. Zunächst rang er sichtlich um Fassung, dann wandte er sich an die Menschen, die so viele Stunden vor seiner Tür ausgeharrt hatten: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Niemals werde ich euch alle vergessen.“
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