Auf den Spuren des Mikroplastiks


Der Schoner Tara ist 36 Meter lang und hat einen Aluminiumrumpf.. Foto: AUDE BOISSAY STUDIO CUI CUI

Der Wissenschaftssegler Tara bereist die europäischen Küsten, um den Weg des Plastiks vom Land ins Meer nachzuvollziehen

Madrid – Der französische Schoner Tara bereist, mit 40 Forschern und Wissenschaftlern an Bord, auf einer sechsmonatigen Fahrt die Mündungen von zehn bedeutenden Flüssen Europas – Elbe, Rhein, Themse, Seine, Loire, Garona, Tajo, Ebro, Rhone und Tiber –, um die Ausbreitungswege von Mikroplastik zu erforschen.

Die Tara Ocean Foundation hat dieses Forschungsvorhaben, die „Microplastics Mission 2019“, ins Leben gerufen, nachdem auf einer vorherigen Fahrt zutage getreten war, dass kleinste Plastikpartikel mittlerweile schon in allen Teilen der Weltmeere anzutreffen sind.

Im Jahr 2013 hatte die Tara eine dreijährige Forschungsreise durch die Ozeane abgeschlossen, während der die an Bord befindlichen Wissenschaftler die bisher umfassendste Studie über die Planktonvorkommen der Ozeane durchgeführt hatten. Diese Kleinstlebewesen, die sich, im Wasser schwebend, mit den Meeresströmungen fortbewegen, erzeugen die Hälfte des in der Atmosphäre vorhandenen Sauerstoffs und stellen 90% der Biomasse in den Ozeanen. Im Verlauf der Expedition machten die Forscher eine beunruhigende Entdeckung. Auch in den entlegensten Meeresgebieten fischten sie zusammen mit dem Plankton auch Mikroplastik auf – kleinste Plastikpartikel von unter fünf Millimetern Größe, die in die Nahrungskette eingehen können. Außerdem beherbergen sie Mikroben aller Art, welche sie weit über das Meer transportieren, in Gegenden, in welchen sie nicht heimisch sind und wohin sie normalerweise auch nicht gelangen könnten. In einigen Mittelmeerregionen fanden die Forscher sogar genauso viel Mikroplastik wie Plankton vor.

Aus diesen Beobachtungen ergab sich für die Tara ihre aktuelle Mission, die darin besteht, die Wege des Plastikmülls vom Land in die See zu erforschen und zu identifizieren, um zu ergründen, wie ihnen Einhalt geboten werden kann.

Zurzeit geht man davon aus, das 80% des Mikroplastiks über die Flüsse in die Meere gelangt. Doch es fehlt an konkreten Daten zu diesem Phänomen. Deshalb nimmt die Besatzung der Tara überall Wasserproben, um die Größenordnung und Folgen des Problems zu klären. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt der Fundación Tara, des CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) und des  European Molecular Biology Laboratory (EMBL). Dutzende weitere französische und internationale Forschungsinstitute sind daran beteiligt.

Anfang September erreichte die Tara das Ebro-Delta, wo der zweitlängste Fluss Spaniens zwischen Barcelona und Valencia ins Mittelmeer mündet, und ging vor dem Hafen von L’Ampolla vor Anker. Auch hier nahm die Besatzung Wasserproben, maß den Salzgehalt und filterte mit feinen Netzen teils mikroskopisch kleine Plastikteilchen und Kleinstlebewesen aus, um alles später zur Auswertung in die Labors zu schicken. Außerdem werden Miesmuscheln als natürliche Filter des gesammelten Flusswassers eingesetzt und später seziert, um so die Zusammensetzung der Verschmutzung eines jeden Flusses zu erhalten.

Danach segelte die Tara weiter nach Rom, wo Aktionen geplant sind, welche die Öffentlichkeit über die Problematik des Mikroplastiks im Meer aufklären sollen.

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