Grünes Blut


Forbidden Stories ist die Website einer Vereinigung investigativer Journalisten aus aller Welt. Foto: forbiddenstories.org

30 Kommunikationsmedien haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Umweltskandale zu recherchieren

Madrid – Dreißig Medienorganisationen aus aller Welt haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Umweltskandale zu untersuchen, über die zu berichten den Journalisten vor Ort durch Verfolgung, Einschüchterung, Todesfälle und Klagen unmöglich gemacht wird. Koordiniert wird die Initiative von der Organisation Forbidden Stories, einem internationalen Zusammenschluss investigativer Journalisten. Mit dabei sind renommierte überregionale Zeitungen wie El País (Spanien), The Guardian (Großbritannien), Le Monde (Frankreich), Expresso (Portugal), Die Zeit und Süddeutsche Zeitung (Deutschland), Haaretz (Israel), Gazeta Wyborcza (Polen) sowie weitere Medien und Online-Portale in Südafrika, Kolumbien, Kenia, Guatemala, der Schweiz, Schweden, Belgien und anderen Ländern. Die Initiative namens „Green Blood“ steht unter dem Motto: „Sie haben die Journalisten zum Schweigen gebracht. Aber sie werden die Geschichten nicht zum Schweigen bringen.“

Vierzig Journalisten der genannten Medien haben 8 Monate lang gemeinsam über Umweltskandale recherchiert, in deren Umfeld die Presse vor Ort Zensur und Gewalt erfahren hat. Im Fokus standen die Sandgruben in Indien, die Nickelminen in Guatemala und die Goldminen Tansanias. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden Ende Juni durch die beteiligten Medien in 25 Ländern veröffentlicht.

Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten, CPJ, einer in den USA ansässigen Nichtregierungsorganisation, die sich weltweit für Pressefreiheit und die Menschen- rechte von Journalisten einsetzt, sind seit 2009 weltweit dreizehn Journalisten, die über Umweltskandale schrieben, ums Leben gekommen. Sechzehn weitere Todesfälle untersucht das Komitee noch. Viele weitere Journalisten erleiden Gewalt, Verfolgung, Einschüchterung und gerichtliche Verfolgung. In vielen Teilen der Erde ist der Themenbereich Umwelt, neben der Kriegsberichterstattung, das gefährlichste Terrain geworden, auf dem sich ein Journalist bewegen kann.

Unternehmerische Interessen erschweren mit Duldung oder gar Unterstützung der Sicherheitskräfte und der Lokalpolitik die Recherchen in einigen Naturgebieten, in denen Sondierungen und Bergbau betrieben werden. Die Suche nach Rohstoffen in Ländern mit schlechten Arbeitsbedingungen und geringen Umweltkontrollen haben zu schweren Umweltsünden, der Freisetzung gesundheitsschädlicher Schad- stoffe, Einschüchterung von Journalisten, Geistlichen und Anwohnerinitiativen und sogar zu Todesfällen und Vergewaltigungen geführt.

Die vierzig Journalisten unter der Leitung von Forbidden Stories haben durch ihre Arbeit den Recherchen der Reporter vor Ort in Tansania, Guatemala und Indien, die zum Aufgeben gezwungen worden sind, Kontinuität verliehen. Dort gewinnen multinationale Firmen Rohstoffe für die technische Industrie, Haushaltsgeräte, Han­dys und Konsumprodukte, die vor allem in den westlichen Ländern verkauft werden. Einige von ihnen treten nicht selbst in Erscheinung, sondern bedienen sich der Hilfe von Scheinfirmen, um die Umweltzertifikate zu vermeiden.

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