Aus für Tindaya?


Der etwa 400 Meter hohe Tindaya war für die Ureinwohner Fuerteventuras, die Mahos, ein heiliger Ort. Foto: EFE/Carlos de Saá

Cabildo von Fuerteventura hat andere Prioritäten, als den Berg nach den Plänen Eduardo Chillidas auszuhöhlen

Fuerteventura – Die neue Inselverwaltung von Fuerteventura will das umstrittene Kunstprojekt am Berg Tindaya offenbar nicht weiter vorantreiben, sondern im Gegenteil den Schutz des Berges vor dem Hintergrund seines natürlichen und kulturellen Wertes verstärken. Das Cabildo habe die Absicht, das Projekt zu stoppen, wobei allerdings noch geklärt werden müsse, wie dies geschehen solle, ob man das Projekt einfach nicht weiter verfolgt oder es offiziell für abgelehnt erklärt. Dies versicherte der Leiter des Inselressorts für Kultur und historisches Erbe, Andrés Briansó (Podemos), vor wenigen Tagen und sorgte damit prompt für erste Reibungen in der Koalition PSOE-Nueva Canarias-Podemos, die nach dem Misstrauensvotum gegen Coalición Canaria (CC) nun das Sagen im Cabildo hat.

Briansó sprach sich weiter dafür aus, das Gebäude „Casa Alta de Tindaya“, das seinerzeit restauriert wurde, um darin für das Projekt von Eduardo Chillida zu werben, zu einem Besucherzentrum rund um einen „archäologischen Park“ zu machen. Tindaya soll als Naturdenkmal erhalten und nicht verändert werden, und Besucher sollen wieder die mehr als 300 „podomorfos“ (Petroglyphen in Form von Fußspuren) bewundern können, nachdem vor einigen Jahren die Besteigung des Berges verboten wurde.

Nachdem der Leiter des Kulturressorts mit seinen Äußerungen die Bombe hatte platzen lassen, nahmen die Koalitionspartner von PSOE und Nueva Canarias zunächst keine Stellung zum Thema. Der Tourismusverband der Insel zeigte sich indessen nicht erfreut über diese Absicht, hält er doch die Umsetzung des Chillida-Projektes für wichtig, um den Kulturtourismus zu fördern. Die Umweltschützer hingegen bejubelten das angekündigte Aus für das Kunstprojekt Tindaya.

Cabildo-Präsident Blas Acosta (PSOE), bisher als Verfechter des Chillida-Projektes bekannt, erklärte der Presse gegenüber allerdings Tage später vorsichtig, es handele sich um Äußerungen eines Parteimitglieds von Podemos, und der Verzicht auf das Chillida-Projekt sei auch nicht Gegenstand des Koalitionsvertrags. „Niemand hat behauptet, dass auf irgendein Projekt verzichtet wird“, erklärte Acosta der Zeitung Canarias7 gegenüber. Dennoch wies er auch darauf hin, dass die Inselverwaltung derzeit andere Prioritäten setze, zu denen unter anderem die Verbesserung des Gesundheitswesens, des Arbeitsmarkts, der Basisinfrastrukturen und der Wasserversorgung zählten.

Heiliger Berg

Der 400 Meter hohe Berg Tindaya soll von den Ureinwohnern Fuerteventuras einst als magischer Ort verehrt worden sein und wird von weiten Teilen der Bevölkerung bis heute als „montaña sagrada“ (heiliger Berg) angesehen. Der Vulkankegel gehört zum Naturpark Dunas de Corralejo im Norden.

Der baskische Bildhauer Eduardo Chillida (1924-2002) bezeichnete seinerseits selbst seinen Traum von der Aushöhlung des Berges als „utopisch“. Ein „Museum im Berg“ war ein lang gehegter Traum des Künstlers. Den idealen Ort für die Verwirklichung seiner Idee fand er auf Fuerteventura: Tindaya.

Seit Mitte der 90er-Jahre ist das „Tindaya-Projekt“ das wohl umstrittenste künstlerische Projekt auf den Kanarischen Inseln. Eduardo Chillidas Pläne sehen die Schaffung eines 50 Kubikmeter großen Leerraums im Inneren des Berges vor, in den durch zwei senkrechte Schächte Licht einfallen soll. Der Besucher dieses „Denkmals an die Toleranz“ soll an diesem Ort die Verbundenheit zu anderen Menschen spüren, so hatte es sich Chillida vorgestellt.

Kritiker bezeichneten das Projekt häufig als schizophrene Idee, und Umweltorganisationen kämpften jahrelang dagegen. Die nationalistische Partei Coalición Canaria hingegen bemühte sich jahrelang um die Machbarkeit des visionären Projektes und versprach sich davon eine neue Touristenattraktion für die Insel.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.