„Bajada de la Virgen“


Foto: Cabildo de El Hierro

Das religiös und folkloristisch geprägte Inselfest El Hierros findet nur alle vier Jahre statt

El Hierro – Im Vierjahres-Rhythmus wird auf der kleinen Kanareninsel El Hierro seit 1745 ein ganz besonderes Fest gefeiert, das Fest zu Ehren der Schutzheiligen der Insel. Am 1. Juli 2017 ist es wieder so weit. Dann kehren, wie alle vier Jahre, die gebürtigen Herreños aus den entferntesten Winkeln der Erde in ihre Heimat zurück, um ihre Schutzpatronin zu ehren.

Am 1. Juli wird die Virgen de los Reyes, begleitet von Tänzern und Musikanten in den typischen Trachten, von der Kapelle in La Dehesa quer über die Insel nach Valverde getragen. Foto: EFE

Die „Bajada de la Virgen de los Reyes“ – etwa „Der Abstieg der Heiligen Jungfrau von Los Reyes“ – hat ihren Ursprung in einem Gelübde aus dem Jahr 1741. Ein Jahr zuvor hatte die tiefgläubige Landbevölkerung ihre Schutzheilige, die Virgen de los Reyes, nach anhaltender Trockenheit um Regen angefleht. Sie trugen das Standbild aus seinem Heiligtum in feierlicher Prozession zu den Höhlen von Lemos, und es begann zu regnen. Die Trockenheit stellte damals für die Inselbevölkerung eine große Bedrohung dar, lebten die Menschen doch vorwiegend von Ackerbau und Viehzucht. Trockenheit bedeutete Hungersnot, Krankheit und schlimmstenfalls Tod, weshalb die dankbaren Bauern ein Gelübde ablegten. Seit 1745 wird die Heiligenfigur alle vier Jahre aus der kleinen Kapelle in La Dehesa im Westen auf einem hölzernen Thron in feierlicher Prozession über die traditionellen Wege und Pfade bis in die Hauptstadt Valverde im Nordosten der Insel getragen.

Dieser zum Teil steile und beschwerliche Weg ist über 28 Kilometer lang, und die Prozession wird während der ganzen Zeit von musizierenden und tanzenden Menschen begleitet.

Der Ablauf ist immer derselbe, denn so will es die Tradition. Frühmorgens um fünf Uhr beginnt am Samstag, dem 1. Juli, mit einer Eucharistie die „Bajada de la Virgen“. Vermutlich werden auch dieses Jahr wieder Tausende Gläubige und Touristen den folkloristisch bunten Menschenzug quer über die Insel begleiten. In der Kirche La Concepción in der Inselhauptstadt wird die Spitze der Prozession gegen 22.40 Uhr erwartet.

Geheimnisumwobene Muttergottes

Die Figur der Virgen de los Reyes ist eine geheimnisumwobene Erscheinung, deren Herkunft nur durch eine Legende überliefert ist. Die mündliche Überlieferung von Generation zu Generation berichtet von der Ankunft der Heiligenfigur an Bord eines Schiffes am Dreikönigstag des Jahres 1546, weshalb sie den Namen „Virgen de los Reyes“(Heilige Jungfrau der Könige) erhielt.

Das Schiff war auf dem Weg nach Amerika und wurde von einem Unwetter an die Nordküste von ElHierro getrieben. Die Besatzung verhandelte mit Bewohnern dieses Inselteils und bot ihnen das Standbild der Heiligen gegen Lebensmittel an. Es heißt, dass die Mannschaft schließlich die Insel verlassen wollte, ohne die Heiligenfigur zurückzulassen, doch das Schiff nicht zum Fahren bringen konnte. „Die Virgen wollte auf El Hierro bleiben“, hieß es daraufhin.

Die Ziegenhirten brachten das Standbild zunächst in eine Höhle – heute bekannt als Cueva de la Virgen – und erkoren die Jungfrau zur Schutzheiligen ihres Viehs und ihrer selbst. Die Kapelle in La Dehesa wurde erst 1577 erbaut. Die Heiligenfigur wurde im Laufe der Jahre natürlich verändert, und die heute verehrte Virgen hat vermutlich keine Ähnlichkeit mehr mit der einfachen und primitiven Figur von 1546.

Tänzer und Musikanten

Die Prozession und ihr Ablauf haben sich über die Jahrhunderte ihre Authentizität erhalten. Eine wichtige Rolle spielen dabei die „Bailarines“ – die Tänzer – in ihren charakteristischen weiß-roten Trachten mit Kopfschmuck, die die Jungfrau während der gesamten Festlichkeiten begleiten. Die Anordnung einer jeden Gruppe ist der einer Tierherde nachempfunden mit einem Paar an der Spitze. Jeder Tänzer lässt die „Chácaras“, eine Art großer Kastagnetten, im Takt der Trommeln, Pfeifen und Flöten erklingen.

Neben dem Muttergottes-Bild gehen stets die „Pastores“, die den Weg freimachen. Sie sind an den langen Stäben zu erkennen, die sie mit sich führen, wie sie früher von den Hirten benutzt wurden.

Die Rückkehr

Die Rückkehr der Virgen in ihr Heiligtum in La Dehesa erfolgt erst fünf Wochen später, am 5. August. Auf demselben Weg führt die Prozession über den „Camino de la Virgen“von Valverde zurück zu der kleinen Kapelle. Mit der Heimkehr der Virgen nach La Dehesa endet die Festzeit auf El Hierro.

Alle Infos zur Bajada auf: www.bajadaelhierro.com

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