Barcelona plant die Kontrolle der Hotels und Ferienwohnungen


Bürgermeisterin Ada Colau will negative Auswirkungen des Massentourismus in Barcelona durch Regulierung eindämmen. Foto: EFE

Die Stadtverwaltung erarbeitet Strategien, um den Massentourismus in positive Bahnen zu lenken

Barcelona – Seit zwei Jahren kämpft die Stadtverwaltung von Barcelona gegen die unkontrollierte Ausweitung der Tourismusbranche in der katalanischen Hauptstadt. Bürgermeisterin Ada Colau begann ihre Offensive gegen die Wucherungen des Massentourismus 2015 mit einem Baustopp. Bauvorhaben für Hotels, Studentenwohnheime und Herbergen lagen zunächst auf Eis, während an einem geordneten Fremdenverkehrs­modell für die Stadt gearbeitet wurde. Dies war ein erster Schritt, um eine Entwicklung in den Griff zu bekommen, die sich für die Barceloneser laut der jüngsten Meinungsumfrage zum schwerwiegendsten Problem ihrer Stadt präsentiert.

Heute werfen die Hotelunternehmen und die Opposition der Stadtverwaltung vor, die „Tourismusphobie“ zu fördern und dem Sektor, der 15% zum Bruttostadtprodukt beiträgt und 120.000 Arbeitsplätze schafft, die Unterstützung zu entziehen. Agusti Colom, Stadtrat für Unternehmen und Tourismus, hält dagegen: „Wir arbeiten, damit der Tourismus nachhaltig und vereinbar mit dem Stadtleben wird. Das ist die beste Art, die wir kennen, um der „Tourismusphobie“ entgegenzuwirken.“ Dies ist auch die Philosophie, die hinter dem „Sonderbebauungsplan für touristische Unterbringung“ steht, einem der Instrumente, mit denen Ada Colau den Massentourismus zähmen will. Dieser Plan, der im vergangenen Januar verabschiedet wurde, teilt die Stadt in drei Zonen auf, nach ihrer touristischen Bedeutung, Besucherzahlen und dem Verhältnis von Anwohnern zu Unterbringungsplätzen.

Bevor der Plan in Kraft trat, gab es 107 Bauvorhaben für Hotels und andere Unterkünfte. Übrig geblieben sind 74, die schon vorher eine Baugenehmigung erteilt bekommen hatten. Sie werden bis spätestens 2019 eröffnet sein. Ab dann wird das Angebot an touristischen Unterkünften gleich bleiben. Dies kommt einem Teil des Hotelsektors zugute, weil der Marktwert der schon bestehenden Hotels steigt. Der Wert von Hotelzimmern in Vier-Sterne-Hotels beispielsweise erfuhr, laut einer Analyse der Beratungsfirma Bric Consulting, bereits eine Steigerung von 239.000 auf 300.000 Euro.

Ein weiteres Instrument zur Eindämmung der Folgen des Massentourismus ist die Regulierung der Ferienwohnungen. Vor einem Jahr verschickte die Stadtverwaltung einen Brief an alle Bürger, in welchem ihnen angetragen wurde, irregulär betriebene Ferienwohnungen zu melden. „Das illegale Angebot von Touristenwohnungen erzeugt Spekulation, Schwarzmärkte und kann das friedliche Zusammenleben stören“, heißt es in dem Schreiben. Ende 2016 wurden nur 60% der Ferienwohnungen legal betrieben. Um dies zu ändern, werden die Kontrollen intensiviert. Zudem hat die Stadt die wichtigsten Vermittlungsportale im Internet aufgefordert, illegal betriebene Wohnungen aus ihrem Angebot herauszunehmen.

Durch die irreguläre Vermietung kommt es in Barcelona immer wieder zu grenzwertigen Situationen wie im Fall einer Frau, die ihre eigene Wohnung besetzen musste, weil der Mieter sie auf der Internetplattform ­Air-bnb als Ferienwohnung anbot.

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